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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Saint-Georges zu erwerben und einzurichten.
    Doch als er wieder auf der Straße war und nach Hause ging, sagte er bei sich: ›Ich pin am Kimpel!‹ Und freilich, wenn er in Gegenwart Esthers zum Kind wurde, so schlüpfte er in ihrer Abwesenheit wieder in seine Luchshaut zurück, genau wie der Spieler wieder in Angelika verliebt ist, wenn er keinen Heller mehr hat. ›Aine halbe Million, und noch nicht ainmal ßu wissen, was fier ain Bain sie hat, das ist doch ßu tumm! Aber ßum Klück wird niemand davon erfahren,‹ sagte er zwanzig Tage darauf.
    Und er faßte die besten Entschlüsse, mit einer Frau zu brechen, die er so teuer gekauft hatte; aber sowie er wieder vor Esther stand, brauchte er die ganze Zeit, die er ihr zu widmen hatte, dazu, die Brutalität seiner ersten Anrede wieder gutzumachen. »Ich gann nicht«, sagte er am Ende des Monats zu ihr, »der ewige Vater sain!«
    Gegen Ende des Dezember 1829, kurz bevor Esther in das kleine Hotel der Rue Saint-Georges einziehen sollte, bat der Baron du Tillet, Florine dorthin zu führen und zu sehen, ob alles mit dem Vermögen Nucingens im Einklang sei und ob die Worte ›ain glaines Balais‹ durch die Künstler, die dieses Bauer des Vogels hatten würdig machen sollen, zur Wirklichkeit geworden wären. Alle Erfindungen, die der Luxus vor der Revolution von 1830 gemacht hatte, erhoben dieses Haus zum Typus des guten Geschmacks. Der Architekt Grindot hatte das Meisterwerk seines Talents als Dekorateur geliefert. Die neu errichtete Marmortreppe, die Stuckarbeiten, die Stoffe, die sparsam angebrachten Vergoldungen, die kleinsten Einzelheiten wie die großen Wirkungen übertrafen alles, was das Jahrhundert Ludwigs XV. in dieser Art in Paris geschaffen hatte.
    »Das ist mein Traum: das und die Tugend!« sagte Florine lächelnd. »Und für wen machst du diese Ausgaben?« fragte sie Nucingen. »Ist es eine Jungfrau, die sich hat vom Himmel herabfallen lassen?« »Es ist aine Frau, die wieder hinaufschdaigt,« erwiderte der Baron. »Auch eine Art, dich als Jupiter aufzuspielen,« rief die Schauspielerin. »Und wann wird man sie sehen?« »Oh, an dem Tage, an dem der Einweihungsschmaus gegeben wird,« rief du Tillet. »Eher nicht ...« sagte der Baron. »Für den Abend wird man sich hübsch bürsten und schnüren und putzen müssen,« erwiderte Florine. »Oh, wieviel Mühe werden die Frauen ihren Schneiderinnen und Friseuren machen! ... Und wann?« »Ich bin nicht der Herr.« »Das ist mir eine Frau! ...« rief Florine. »Oh, wie gern ich sie einmal sähe!« »Ich auch,« versetzte der Baron naiv. »Wie! Haus, Frau und Möbel, alles wird neu sein?« »Selbst der Bankier,« sagte du Tillet, »denn mein Freund scheint mir recht jung.« »Er muß ja auch«, sagte Florine, »seine zwanzig Jahre wiederfinden; wenigstens für einen Augenblick.«
    In den ersten Tagen des Jahres 1830 sprach in Paris jedermann von Nucingens Leidenschaft und von dem wahnsinnigen Luxus seines Hauses. Der arme Baron, der sich so im Gerede und verhöhnt sah, geriet in eine Wut, die man sich leicht vorstellen kann, und er versteifte sich auf den Willen des Geldmannes, der der rasenden Leidenschaft, die sein Herz erfüllte, die Wage hielt. Er wünschte nach dem Einweihungsschmaus das Gewand des edlen Vaters an den Nagel zu hängen und den Erlös so vieler Opfer einzustreichen. Da die Torpille ihn stets aus dem Felde schlug, entschloß er sich, die Angelegenheit seiner Eheschließung brieflich zu behandeln, um ein schriftliches Versprechen von ihr zu erhalten. Bankiers glauben nur an Wechselbriefe. Der Luchs stand also an einem der ersten Tage dieses Jahres früh auf, schloß sich in seinem Arbeitszimmer ein und begann den folgenden Brief zu verfassen, den er in gutem Französisch schrieb; denn so schlecht seine Aussprache war, so gut war seine Orthographie.
    »Teure Esther, Blüte meiner Gedanken und einziges Glück meines Lebens! Als ich Ihnen sagte, daß ich Sie wie meine Tochter liebte, täuschte ich Sie und täuschte mich selber. Ich wollte Ihnen auf diese Weise nur die Heiligkeit meiner Empfindungen ausdrücken, die keiner von denen gleichen, wie die Männer sie sonst gefühlt haben; denn erstens bin ich ein Greis, und zweitens hatte ich noch nie geliebt. Ich liebe Sie so sehr, daß ich Sie nicht weniger lieben würde, wenn Sie mich auch mein Vermögen kosten würden. Seien Sie gerecht! Die meisten Männer hätten nicht wie ich einen Engel in Ihnen gesehen; ich habe nie einen Blick auf Ihre

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