Glanz
für das Experiment vorbereitet haben. Wie Sie sehen, stehen drei Liegen bereit – eine für Ihren Sohn, eine für Mrs. Morrison und eine für Sie. Wir |320| haben hier moderne Geräte, mit denen wir die Gehirnaktivitäten sehr genau messen können. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
Er führte uns zu dem jungen Mann am Computer. »Swenson, können Sie den Damen mal bitte die Aufzeichnungen von Mrs. Wright zeigen, die wir gestern gemacht haben?«
»Aber …«, begann Swenson, verstummte jedoch, als er Ignacius’ Blick sah. Er tippte etwas auf der Tastatur, ein Fortschrittsbalken erschien auf dem Monitor, der sich langsam füllte, dann sah man unverkennbar zwei Gehirnhälften, in denen bunte Flächen hin und her waberten.
»Das hier ist das Gehirn einer anderen Patientin im Wachkoma«, erklärte Dr. Ignacius. »Die bunten Flächen zeigen ihre Gehirnaktivitäten. Wie Sie erkennen können, ist das Gehirn der alten Dame alles andere als ruhig, obwohl sie äußerlich in keiner Weise auf Reize zu reagieren schien. Sehen Sie diese orangerote Fläche, die auf einmal größer geworden ist? Das ist der Bereich, in dem akustische Signale verarbeitet werden. Wir haben ihr Mozart vorgespielt. Äußerlich keinerlei Reaktion, aber ihr Gehirn hat die Musik ganz offensichtlich wahrgenommen und verarbeitet!«
»Wenn Sie das alles schon hundert Mal aufgezeichnet haben, wozu brauchen Sie dann noch Eric?«, wollte ich wissen.
Ignacius’ Augen leuchteten, als er mich ansah. »Bei Ihnen ist es etwas ganz anderes«, sagte er. »Durch die bemerkenswerte Begabung von Mrs. Morrison sind wir erstmals in der Lage zu verstehen, was wirklich in seinem Gehirn vorgeht. Bisher können wir nur grob die aktiven Regionen lokalisieren. Aber Sie können uns anschließend |321| sagen, was Eric genau gedacht hat. Verstehen Sie nicht, welchen enormen Fortschritt das für uns bedeutet?«
Ich nickte. Doch ich hatte immer noch den Eindruck, dass der Arzt uns etwas verschwieg.
»Also, Mrs. Demmet, ich hoffe, Sie haben jetzt keine Einwände mehr. Wenn Sie bereit sind, können wir sofort mit der Prozedur beginnen.«
Ich warf einen Blick zu Emily. »Ich möchte mich gern kurz mit Mrs. Morrison beraten«, sagte ich.
Der Arzt zuckte mit den Schultern. »Okay. Swenson, kommen Sie. Wir lassen die Damen einen Moment allein.«
»Nicht nötig«, widersprach ich. »Wir gehen einen Moment in Ihrem Park spazieren, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Ganz wie Sie wollen. Kommen Sie!« Er führte uns zu einer Tür, die hinaus auf das sonnige Gelände führte. »Wenn Sie sich entschieden haben, geben Sie einfach vorn am Empfang Bescheid.« Damit drehte er sich um und verschwand im Gebäude.
Emily und ich gingen zum Ufer des kleinen Sees. Die Klinik lag wirklich sehr idyllisch. Das Grundstück hier mitten in Cambridge musste ein Vermögen gekostet haben. Ich hatte vorher noch nie etwas vom »Orden der Suchenden nach der Göttlichen Wahrheit« gehört – es schien sich um eine kleine, aber finanziell sehr gut ausgestattete Sekte zu halten.
»Was hältst du von der Sache?«, fragte ich.
Emily runzelte die Stirn. »Er hat uns noch nicht die ganze Wahrheit gesagt.«
»Den Eindruck habe ich auch. Meinst du, es hat Sinn, noch weiter zu bohren?«
Sie schüttelte den Kopf. »Er wird dir nur ein weiteres Märchen auftischen. Wenn tatsächlich ein militärisches |322| Experiment hinter der Sache steckt, werden wir das von ihm garantiert nicht erfahren. Aber irgendwie glaube ich das auch nicht.«
»Aber was ist es dann?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung.« Sie machte eine Armbewegung, die den Park und das Klinikgebäude umfasste. »Diese Klinik, all dieser Aufwand, um Menschen zu helfen, die von der normalen Medizin weitgehend ignoriert werden. Das muss irgendeinen Sinn haben.«
»Hast du das Wandbild im Eingangsbereich bemerkt? Vielleicht sollten wir Ignacius mal nach diesem Orden befragen, der die Klinik finanziert.«
»Daran habe ich auch schon gedacht. Aber wenn die irgendein verborgenes Motiv haben, wird er uns das genauso wenig offenbaren.«
»Was könnte eine religiöse Sekte an Wachkomapatienten interessieren?«
»Keine Ahnung. Aber Spekulieren bringt uns nicht weiter. Wir müssen eine Entscheidung treffen«, sagte Emily. »Besser gesagt, du musst sie treffen.«
Ich nickte. »Ich glaube, uns bleibt keine Wahl, als auf seinen Vorschlag einzugehen. Soll er doch bekommen, was immer er haben will, solange ich nur meinen Eric wieder zurückholen
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