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Glanz

Glanz

Titel: Glanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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medizinischen Kenntnisse verfügen, um das beurteilen zu können!«
    Ich wusste, dass ich mich in eine Ecke manövrierte, doch die Worte sprudelten einfach aus mir heraus. »Ich soll das nicht beurteilen können? Ich war da, verdammt! In seinem Kopf! Ich habe gesehen, was er sieht! Er ist verwirrt, und er braucht meine Hilfe!«
    |100| Dr. Kaufman sah mich einen Moment schweigend an, und ich wusste genau, was er dachte: Ich war in seinen Augen die Verwirrte, die dringend Hilfe brauchte. Doch er sagte nur: »Tut mir leid, aber ich kann die Verantwortung für eine Entlassung nicht übernehmen.«
    »Das müssen Sie auch nicht«, sagte ich. »Geben Sie mir so einen Zettel, wo draufsteht, dass Sie für nichts haften, und ich unterschreibe ihn sofort!«
    »Sie haben mich falsch verstanden, Mrs. Demmet. Ich trage sehr wohl die Verantwortung für Eric, und die werde ich auch nicht einfach so abgeben. Als sein Arzt bin ich verpflichtet, sein Leben zu schützen. Ich habe den hippokratischen Eid geschworen, und den werde ich auch Ihnen zuliebe nicht brechen!«
    Ich sprang auf. »Er ist mein Sohn, verdammt!«, schrie ich. »Sie haben kein Recht, ihn gegen meinen Willen festzuhalten!«
    »O doch, das habe ich«, sagte Dr. Kaufman ruhig. »Ich bin der ärztliche Leiter der neurologischen Station. Ich entscheide, ob ein Patient entlassen werden kann!« Seine Augen wurden schmal. »Sie sind offensichtlich nicht in der Lage und vermutlich auch nicht willens, Ihren Sohn professionell und in der medizinisch gebotenen Weise zu pflegen. Wenn Sie es drauf anlegen, kann ich gerichtlich beantragen, dass man Ihnen das Sorgerecht für Ihren Sohn vorübergehend entzieht, bis Eric wieder gesund ist!«
    Für einen Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Tränen schossen mir in die Augen. Mir wurde klar, dass ich es vermasselt hatte. Statt diplomatisch geschickt vorzugehen, hatte ich wieder mal durch meine offene, direkte Art genau das Gegenteil von dem erreicht, was ich wollte. Möglicherweise würde Eric aufgrund meiner Dummheit sterben.
    |101| Dr. Kaufmans Gesicht wurde milde. »Ich verstehe ja Ihre Sorge, Mrs. Demmet. Aber glauben Sie mir, wir tun das Menschenmögliche, um Ihrem Sohn zu helfen!«
    Ich setzte mich auf den Stuhl neben Erics Bett. »Sie verstehen gar nichts!«, murmelte ich.
    »Ihre Stimmungsschwankungen sind in so einer Situation ganz normal«, sagte der Arzt. »Wenn Sie möchten, dann kann ich Ihnen etwas dagegen verschreiben.«
    Ich warf ihm einen giftigen Blick zu. Am liebsten hätte ich ihm in diesem Moment in sein borniertes Gesicht geschlagen.
    Er verstand das Signal. »Dann lasse ich Sie jetzt allein.« Er verschwand.
    Ich betrachtete Erics reglosen Körper. Er war so nah und doch so unerreichbar fern! Ich unterdrückte den Impuls, Dr. Kaufman nachzulaufen und um Erics Entlassung zu betteln. Ich wusste, dass das seine Meinung über meine Fähigkeit, meinen Sohn zu versorgen, nur noch bestärkt hätte.
    Ich dachte darüber nach, was ich tun konnte. Mir einen Anwalt nehmen? Es gab sicher eine juristische Möglichkeit, Eric hier herauszuholen. Vielleicht konnte ich ihn gemeinsam mit Emily in einer Privatklinik unterbringen. Aber bis ich eine entsprechende gerichtliche Verfügung bewirkte, würde es vermutlich zu spät sein.
    Mir kam die Idee, Dr. Ignacius anzurufen. Aber nein, der steckte ja in derselben Denkfalle wie Dr. Kaufman. Außerdem kannten die beiden sich offenbar gut, und eine Krähe hackte der anderen bekanntlich kein Auge aus.
    Nachdem ich eine Weile herumgesessen und ergebnislos gegrübelt hatte, verließ ich das Krankenhaus, um mir ein Taxi nach Brooklyn zu nehmen.
    Als ich durch die große Eingangstür trat, erblickte ich |102| auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Frau. Sie trug ein schwarzes Kleid, einen Hut und einen Schleier vor dem Gesicht. Sie stand nur reglos da und sah zu mir herüber.
    Ich erstarrte. Eine tiefe Beklemmung befiel mich bei ihrem Anblick. Für einen schrecklichen Moment war ich sicher, dass sie zu Erics Beerdigung gekommen war.
    »Entschuldigen Sie, Ma’am«, sagte jemand hinter mir. Ich drehte mich um. Ein schwarzer Pfleger schob einen älteren Mann im Rollstuhl. Ich stand mitten im Eingang des Krankenhauses und blockierte seinen Weg. Ich murmelte eine Entschuldigung und trat zur Seite. Als ich mich wieder umwandte, war die Frau in Schwarz verschwunden.
    Offensichtlich war ich mit meinen Nerven am Ende. Ich atmete tief durch.
    Auch Emily ging es nicht gut. Sie war bei

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