Glanz
Gene, die diese Erinnerungen speichern, sondern unsere Seelen.«
»Warum ist der Kontakt abgerissen? Hast du ihn unterbrochen?«
»Nein, selbst wenn ich das gewollt hätte, ich hätte es gar nicht gekonnt. Deine Verbindung zu ihm ist sehr … machtvoll.«
|120| »Dann muss es die Droge gewesen sein. Ihre Wirkung hat nachgelassen.« Tatsächlich fühlte ich in meinem Inneren nur Kälte und Leere, als sei dort ein Feuer erloschen. »Ich hole Nachschub, und dann gehen wir noch einmal …«
»Tante Emily!« Maria war in der Tür erschienen. »Dir … dir scheint es besserzugehen!«
Emily lächelte. »Ja, in der Tat. Dieses Mal hat Anna recht gehabt. Dadurch, dass ich selbst die Droge nehme, kann ich die Energie, die zwischen ihr und Eric fließt, viel besser kanalisieren.« Ein Schatten fiel über ihr Gesicht. »Allerdings mache ich mir ein bisschen Sorgen über die Nebenwirkungen.«
»Nebenwirkungen?«, fragte ich. »Was für Nebenwirkungen?«
»Ich weiß nicht. Eine Droge von solcher Macht verändert uns, daran gibt es keinen Zweifel. Alles hat schließlich seinen Preis, oder nicht? Wollen wir hoffen, dass dieser Preis nicht zu hoch ist!«
»Ich bin bereit, alles zu geben, um meinen Sohn wieder zurückzubekommen«, sagte ich.
Emily nickte. »Ja, ich weiß.«
Maria warf mir einen Blick zu, in dem gleichzeitig Respekt, Sorge und ein stummer Vorwurf zu liegen schienen. Vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein. »Ich mache uns Frühstück«, sagte sie.
»Was ist mit Eric?«, fragte ich. »Muss er nicht Flüssigkeit und Nahrung bekommen?« Maria hatte gestern Nacht ein Paket mit Nährlösung für die Magensonde mitgehen lassen.
»Das hab ich schon getan, während Sie … bei ihm waren.«
»Wo ist Paul?«, fragte Emily.
|121| »Zur Arbeit gegangen. Einer muss ja Geld verdienen, jetzt, wo ich meinen Job verloren habe.« Sie sagte das ohne anklagenden Tonfall.
»Maria, ich … ich weiß gar nicht …«, begann ich.
»Ich habe es nicht für Sie getan!« Damit wandte sie sich um.
Wir folgten ihr in die kleine Küche. Sowohl Emily als auch ich waren ein wenig wacklig auf den Beinen. Maria machte uns Rührei mit Speck und Pfannkuchen mit Ahornsirup, dazu starken Kaffee. Danach fühlte ich mich fast so, als hätte ich immer noch Glanz in meinem Blut. Die kühle Leere in meinem Innern hatte ich mit einer Decke aus Zuversicht umhüllt. Jetzt, wo es Emily besserging und sie offensichtlich bereit war, mir zu helfen, würde ich es bestimmt schaffen, Eric zum Tor des Lichts zu führen.
»Sag mal, hast du eigentlich eine Ahnung, wer dieser brennende Mann sein könnte, von dem die Erste Mutter gesprochen hat?«, fragte Emily unvermittelt.
Mein Magen fühlte sich plötzlich an, als hätte ich ein tiefgefrorenes Hähnchen in einem Stück verschluckt. Ich sprang auf, rannte hinaus in den Flur und riss wahllos Türen auf, bis ich das Badezimmer fand. Ich beugte mich über die Kloschüssel und gab mein Frühstück wieder von mir. Zitternd vor Kälte blieb ich hocken, während sich meine Eingeweide allmählich wieder beruhigten. Ich spürte die sorgenvollen Blicke von Emily und Maria in meinem Rücken.
»Was ist los mit dir?«, fragte Emily.
Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht eine Nebenwirkung der Droge«, sagte ich. »Alles hat seinen Preis, oder nicht?«
Emily schien das nicht witzig zu finden. Doch sie sagte |122| nichts weiter. Ich setzte mich wieder in die Küche und trank noch etwas Kaffee, aber die Kälte in meinem Bauch konnte er nicht verdrängen.
»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Maria.
Ich sah sie überrascht an, ebenso wie Emily. »Was meinst du?«, fragte sie.
»Dir geht es jetzt wieder gut. Aber Eric liegt immer noch im Wachkoma. Er braucht ärztliche Betreuung!«
Ich sah sie verwirrt an. »Wir müssen wieder zu ihm! Wir müssen ihm helfen, den Weg zum Licht zu finden!«
Marias dunkle Augen wurden schmal. »Glauben Sie wirklich, Sie können ihn aus dem Koma befreien, indem Sie in seinem Kopf herumspazieren?«
Ich presste meine Lippen zusammen. Bevor ich antworten konnte, mischte sich Emily ein. »Wir müssen es wenigstens versuchen, meinst du nicht? Wir wissen nicht, ob wir Erfolg haben werden. Aber feststeht, dass Erics Seele irgendwo in dieser fremden Welt herumirrt. Ohne Hilfe wird er vielleicht für immer dort gefangen sein.«
Maria wandte sich zu ihr um. »Du hast selbst gesagt, dass es gefährlich ist, Tante Emily! Und das war, bevor sie dir diese Droge verabreicht hat! Ein
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