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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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»dass Sie ein paar Fragen haben, die ich Ihnen am besten unter vier Augen beantworten kann.«
    Häberle kam gar nicht dazu, sich zu äußern, denn der Wortführer entschied und unterstrich dies mit einer Kopfbewegung zu seinen Mitarbeitern: »Meine Herren, Sie können schon mal vorgehen. Ich komme dann nach.« Sie falteten die Pläne zusammen, steckten sie in Aktentaschen und verließen ohne viele Worte das Lokal. Unterdessen wagte sich der Hüttenwirt an den Tisch und fragte, ob die Herren etwas zu trinken wünschten. Häberle verwarf den Gedanken an ein Weizenbier und orderte eine Cola. Der Bahn-Vertreter winkte ab. Vermutlich gab es dafür keine Spesen.
    »Ich hab Ihnen am Telefon bereits gesagt, worum es mir geht«, begann Häberle ruhig, erläuterte noch einmal die Ereignisse der vergangenen Tage und kam dann auf den Kernpunkt zu sprechen: »Ihnen ist ja geläufig, dass sich drüben in Weilheim Widerstand formiert hat.«
    Knappenrot winkte ab. »Traumtänzer!«, erwiderte er barsch, »ein paar Spinner, um es unter uns zu sagen.« Er zählte auf, was die Widerständler anführten: Materialaushub aus dem Tunnel werde angeblich ohne Rücksicht auf Natur und Landschaft deponiert, wertvolle Tropfsteinhöhlen würden angeschnitten und zerstört, zusammenhängende Lebensräume für Pflanzen und Tiere seien gefährdet. »Alles Unfug«, resümierte Knappenrot und spielte mit einem Kugelschreiber. »Der Materialaushub wird ordnungsgemäß in Geländeeinschnitten verfestigt und renaturiert – und das Argument, wir zerstörten Tropfsteinhöhlen, ist doch aberwitzig. Natürlich werden wir Hohlräume anbohren, aber wie kann man etwas nachjammern, das ohnehin für immer und ewig verborgen geblieben wäre. Denn ohne unseren Tunnel würde man diese Hohlräume nicht erschließen. Haben Sie schon mal einen größeren Schwachsinn gehört?« Knappenrots Gesicht verfärbte sich rötlich.
    Häberle hörte ungerührt zu und genoss die eiskalte Cola.
    »Und von wegen, wir würden Lebensräume für Pflanzen und Tiere gefährden«, fuhr der Planer fort und ließ im Tonfall keinen Zweifel daran aufkommen, wer die besseren Argumente haben würde. »Tiere, Pflanzen und Menschen müssen kompromissbereit sein. Wenn wir alles ablehnen, was in irgendeiner Weise Tiere und Pflanzen beeinträchtigt, müssten wir in die Steinzeit zurückkehren. Ohne Verkehrswege geht es heutzutage nicht mehr. Denken Sie doch nur an die B 10 da drüben.« Knappenrot deutete mit dem Kopf in Richtung Filstal, wo die Menschen seit nahezu 50 Jahren für Ortsumgehungen kämpften.
    Häberle gab sich geduldig, während sein Gegenüber fortfuhr: »Der Bau von Verkehrswegen ist in erster Linie auch Menschenschutz. Schutz vor Lärm, Gestank und anderen Immissionen. Und die Trassen werden mit größtmöglicher Sorgfalt gewählt. Aber in einem dicht besiedelten Land wie der Bundesrepublik lässt es sich nicht vermeiden, dass hier und dort mal gewisse Beeinträchtigungen stattfinden. Doch Sie wissen ja, Herr Häberle: Auto- und Bahnfahrer sind immer die anderen. Nicht ich – nicht wir. Nein, immer die anderen wollen das. Ist das nicht schizophren?«
    Häberle musste ihm insgeheim recht geben. Das war genauso wie mit den Formulierungen ›die Verbraucher‹ oder ›die Steuerzahler‹. Als ob man die Wahl hätte, dies zu sein oder nicht. Das klang immer so verharmlosend und verdummend – auch, weil es die Medien kritiklos nachplapperten.
    Der Kommissar ergriff die Chance, den Redeschwall des Mannes zu stoppen. »Und wo sitzen nun in Ihrem Fall die erbittertsten Gegner?«
    Knappenrot holte tief Luft, während der Hüttenwirt von seinem Tresen aus das Gespräch interessiert verfolgte. »Nicht wirklich bei den offiziellen Naturschützern«, erklärte der Planer. »Die haben zwar einige Bedenken und Anregungen vorgebracht – ganz moderat, finde ich –, aber das muss unter uns bleiben.« Er lächelte überheblich. »Nein, da gibt es irgendeine Bürgerinitiative, die geradezu militant vorgeht und sich an den Naturschutz anhängt. Und der Name, den Sie mir am Telefon genannt haben, ist mir natürlich geläufig.« Er sprach ihn angewidert aus: »Werner Heidenreich, klar. Der Scharfmacher. Ich könnte Ihnen stapelweise Schriftsätze zeigen, mit denen er uns seit Monaten bombardiert hat. Angeblich ist er bei der Steuerfahndung. Ich frage mich, ob der Mann bei einer Behörde noch tragbar ist.«
    »Diese Frage hat sich erledigt«, warf Häberle ein, ohne es ironisch klingen zu

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