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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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kann.«
    »Oder verlieren«, fügte Starz belehrend hinzu.
    Der Kriminalist wollte nicht widersprechen. »Darf ich fragen, wie intensiv Sie mit Ihrem Schulfreund in dieser Angelegenheit Kontakt hatten?«
    »Nicht sehr viel. Im Gegenteil. Ich hab ihm dringend empfohlen, sich als befangen zu erklären. Sie würden doch auch nicht gegen einen alten Schulfreund ermitteln, oder?«
    »Das kommt drauf an«, gab Speckinger genervt zurück. »Vielleicht … ja, vielleicht würde ich versuchen, mit ihm einen Kompromiss zu finden.«
    Starz kapierte sofort. »Einen Deal, meinen Sie. Eine Hand wäscht die andere oder so. Herr Speckinger, Sie sind selbst Beamter und wissen, dass sich der Normalbürger sehr schwertut, in diesem bürokratischen Räderwerk zu beschummeln.«
    »Allein schon. Aber denken wir jetzt mal unabhängig von diesem Fall und ganz unabhängig von Ihnen darüber nach, dass natürlich etwas zu tricksen ist, wenn die Initiative von dem Beamten ausgeht.«
    Starz schluckte. »Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
    Der Kriminalist beschwichtigte: »Wir reden nur rein hypothetisch. Im Übrigen haben Sie damit angefangen, nicht ich. Also: Halten Sie es nicht für denkbar, dass Heidenreich mit irgendjemandem ein krummes Ding gedreht hat, dann aussteigen wollte und dies mit dem Leben bezahlen musste?«
    »Das fragen Sie ausgerechnet mich? Jetzt und hier? Und kommen dafür extra aus Göppingen?«
    »Warum denn nicht?«, fragte der Kriminalist locker, um jene Methode anzuwenden, die er bei Häberle gelernt hatte und die geeignet war, jeden aus dem Konzept zu bringen. »Wissen Sie«, fuhr er fort, »ein anregendes Gespräch bewirkt manchmal mehr als aufwendige Recherche.«
    Starz versuchte vergeblich, die Bedeutung dieser Worte auf sich zu beziehen. Ihn überkam aber das schlechte Gefühl, unbewusst in etwas hineingeraten zu sein, dem er möglicherweise nicht mehr gewachsen war.

43.
    Linkohr war es gelungen, über das amtliche Vereinsregister den Vorsitzenden jenes Höhlenklubs ausfindig zu machen, bei dem Lechner offenbar Mitglied war. Dietmar Schmolke, ein großer Mann von kräftiger Statur, hatte zufällig einen freien Tag genommen, um in der Vereinshütte bei der Laierhöhle ein paar Erledigungen zu tätigen. Über seine Frau hatte der Jungkriminalist die Handynummer erhalten und sich mit ihm sofort verabredet. Um die Mittagszeit traf Linkohr am Ortsrand des Geislinger Stadtbezirks Weiler ein, wo so ziemlich auf dem höchsten Geländepunkt die ›Kahlensteiner Höhlenfreunde‹ einen Stützpunkt besaßen. Das hatte der Kriminalist einmal in der Zeitung gelesen, sodass er zielstrebig dorthin fahren konnte. Die Hütte war tatsächlich rein äußerlich nicht als Vereinsheim zu erkennen. Doch dass er richtig war, bewies ihm der Mann, der vor der geöffneten Tür stand und ihm zuwinkte.
    Schmolke, der einen blauen Arbeitsoverall trug, drückte ihm fest die Hand und bat ihn in den fensterlosen Innenraum, dessen trockene Luft nach Sägespänen und Moder roch. Linkohrs Augen mussten sich zunächst an das spärliche elektrische Licht gewöhnen. Er erkannte jede Menge lehmverschmierte Stiefel, einige orangefarbene, gelbe und rote Overalls, Helme mit Stirnlampen sowie ordentlich aufgerollte Seile und einige Pickel. Schmolke führte ihn in den Aufenthaltsraum, in dem ein wuchtiger Holztisch und mehrere Stühle standen. »Unser Reich«, erklärte der Vereinsvorsitzende, während sie sich setzten. Linkohr mutmaßte, dass sich die Mitglieder vermutlich sogar an einem strahlenden Sonnentag hier wohlfühlten, waren sie es doch aufgrund ihres Hobbys gewohnt, in Dunkelheit und Finsternis zu hantieren.
    »Man findet uns kaum«, fuhr Schmolke fort. »Aber das ist auch nicht notwendig. Wir haben uns das hier eingerichtet …«, er deutete mit einer Kopfbewegung auf das rustikale Ambiente, das aus grob gehaltenen Holzregalen und Balken bestand, »denn unser Hauptaufgabengebiet befindet sich auf der anderen Straßenseite – die Laierhöhle. Ich weiß nicht, ob Ihnen das geläufig ist.«
    Linkohr strich mit den Fingern über die dicke Tischkante. »Nur am Rande«, räumte er ein. »Ich hab Ihnen ja am Telefon gesagt, weshalb ich mich kurz mit Ihnen unterhalten möchte. Diese Laierhöhle war wohl der Grund, weshalb Herr Lechner Kontakt zu Ihrem Verein hatte?«
    »Er ist nicht der Einzige, den dieses Höhlensystem interessiert«, erläuterte Schmolke und zog den Reißverschluss seines Overalls bis auf Bauchhöhe hinab, worauf ein weißes

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