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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Unterhemd zum Vorschein kam. Er schwitzte. »Wir haben es hier mit etwas Einmaligem zu tun. Sie können sich das Ganze wie ein dreistöckiges Labyrinth vorstellen.« Er zeigte auf eine Skizze, die über ihnen an der Wand hing. »Die unterste Etage – jedenfalls soweit wir dies alles bisher kennen – liegt 126 Meter unter der Hochfläche hier.« Er stand auf, um die Darstellung besser erläutern zu können. »126 Meter«, wiederholte er, »damit ist sie so tief wie keine andere Höhle der Schwäbischen Alb. Sie verästelt sich auf ihren drei Etagen in mehrere Richtungen. Aber einige Häuser hier am Ortsrand von Weiler stehen auf Hohlräumen. Dieses Eckhaus hier«, Schmolke tippte mit dem Zeigefinger auf die entsprechende Stelle des Plans, »das steht sogar komplett auf einer riesigen unterirdischen Halle.«
    Der Höhlenforscher setzte sich wieder. »Sie dürfen sich das jetzt aber nicht wie eine dieser Schauhöhlen vorstellen, durch die man bequem in Halbschuhen marschieren kann. Dort drin ist Klettern, Kriechen und Steigen angesagt. Nichts für Menschen mit Platzangst.« Er musterte Linkohr, als überlege er sich, ob er ihn mitnehmen konnte, falls er den Wunsch äußern sollte. »Die ersten 28 Meter sind noch relativ einfach. Ich sage: relativ. Allerdings muss man durch eine Art schräge Röhre – mit den Beinen voraus, aber auf dem Rücken liegend. Und dann geht es über eine senkrechte Eisenleiter runter. Alles aber glitschig und feucht. Wer das geschafft hat, steht wieder auf festem Boden, einem Gitterrost-Plateau. Bis dahin haben wir elektrische Beleuchtung – aber danach muss man auf Stirn- und Taschenlampen zurückgreifen.«
    Linkohr hatte während der Schilderungen überlegt, ob er dieses Abenteuer wagen würde. Aber dazu bestand zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht der geringste Anlass.
    »Einige Besucher geben an dieser Stelle auf«, erklärte Schmolke, als habe er Linkohrs Gedanken erraten. »Das ist keine Schande. Denn schließlich muss man ja auch wieder rauf.« Er lächelte.
    »Sie sagen ›Besucher‹ – aber andererseits ist es keine Schauhöhle«, warf Linkohr ein.
    »›Besucher‹ ist sicher der falsche Ausdruck. Nennen wir sie ›Interessenten‹. Einige Kommunalpolitiker sind schon mal mit runtergestiegen, aber auch Vertreter der heimischen Wirtschaft …« Wieder lächelte Schmolke. »Sogar einige Herrschaften, denen ich es nicht zugetraut hätte, waren dabei.«
    »Ganz unten?«, staunte Linkohr.
    »Nicht ganz«, berichtigte sich Schmolke, »sondern in der obersten Etage. Das reicht, um einen Eindruck zu gewinnen.«
    »Diese Interessenten – sind da auch welche darunter, die man kennen muss?« Die Frage entsprang eher Linkohrs persönlicher Neugier.
    Schmolke überlegte. »Auf Anhieb fällt mir die Ortsvorsteherin von Weiler ein, eine couragierte Frau, keine Frage. Oder der Chef der hiesigen Kreissparkasse oder der Zeitungsverleger. Auch Sander, der jetzt so groß über dieses Verbrechen schreibt, hat es mal versucht.«
    »Versucht? Wie darf ich das verstehen?«
    »Er ist mal mit einer Gruppe von Ortschaftsräten aus seinem Teilort mit runter, hat aber auf dem Gitterrost-Plateau Schiss gekriegt. Ich hab ihn dann wieder hochgebracht.«
    »Und wie verhält es sich nun mit Lechner?«
    Schmolke hatte längst auf diese Frage gewartet. »Er ist sicher ein begnadeter Höhlenforscher. Ich würde es mal so formulieren: Für meine Begriffe riskiert er ein bisschen zu viel. Der Grat zwischen verantwortungsbewusstem Vorgehen und … wie soll ich sagen … Abenteuerlust oder überzogenem Ehrgeiz ist bei ihm äußerst schmal ausgeprägt. Er hat sich bei uns gemeldet, als die Höhle entdeckt wurde. Vor jetzt etwa zwölf Jahren. Der Fund war ein Zufall und ein Glücksfall«, schwenkte Schmolke in die Vergangenheit ab. »Beim Bau eines Hauses, genauer gesagt beim Bau einer Garage, ist man auf einen Hohlraum gestoßen. Glücklicherweise hat man ihn nicht, wie leider so oft üblich, mit Beton zugegossen, sondern eine Untersuchung zugelassen. Der Eigentümer war äußerst kooperativ und duldet sogar bis heute den Einstieg auf seinem Grundstück. Allerdings haben wir den Eingang in den Schacht um rund sieben Meter verlegen müssen. Der Einstieg befindet sich nun hinter seiner Garage.«
    »Aber ohne Ihren Verein kann keiner runter?«, vergewisserte sich Linkohr.
    »Ohne uns geht nichts.«
    »Und Lechner?«, blieb der Kriminalist hartnäckig.
    »Wie soll ich sagen?« Der Vereinsvorsitzende wurde

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