Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
klaren Gedanken zu fassen. Doch dann entschied innerhalb von Sekunden etwas in seinem Kopf, die Geheimnistuerei aufzugeben. Alles, was er jetzt erfinden würde, wäre unausgegoren und würde zu nichts führen.
    »Es sieht so aus, das heißt … ich weiß ja nicht, was Frau Braunstein bisher erzählt hat … aber es sieht so aus, als ob Frau Braunstein vergangene Nacht diesen Geländewagen geholt hat.«
    Häberle gab sich versöhnlich. »Genau so ist es. Sie hat sich zurückgeholt, was ihrem Partner Herrn Heidenreich gehört hat. Nämlich diesen Geländewagen. Genau das hat sie mir vorhin erzählt. Und jetzt würde ich gern von Ihnen hören, woher Sie das erfahren haben?«
    Sander schwitzte. Durchs Fenster drang ein erstes Donnergrollen herein. »Ich hab sie beobachtet«, räumte er leise ein und sah zu den Albbergen hinüber. »Der Wagen stand vor dem ›Lamm‹ in Schlat, und irgendwann ist sie mit dem Taxi gekommen und mit dem Geländewagen weggefahren. Ich hab sie verfolgen wollen, was mir aber nicht gelungen ist.«
    »Sie haben sie erkannt?«
    »Ja«, log Sander, denn er wollte die Taxizentrale nicht in Schwierigkeiten bringen.
    »Und da wir jetzt wissen, wer vorübergehend die Verfügungsgewalt über Herrn Heidenreichs Geländewagen hatte, brauchen Sie uns gar nicht mehr zu erzählen, wer Ihnen diese Dokumente übergeben hat, die Sie uns nicht rausrücken wollen«, wurde Häberle wieder amtlich.
    Sander beschloss sofort wieder, nichts weiter dazu zu sagen. Er wollte den Informanten unter keinen Umständen preisgeben.
    »Sie brauchen mir das gar nicht zu bestätigen«, trumpfte Häberle auf. »Den Geländewagen hat Herr Heidenreich ebenso wie sein Handy an einen gewissen Herrn Lechner ausgeliehen gehabt – damit der sich hier im Gelände besser bewegen konnte. Zwecks Geländeuntersuchungen zum Tunnel und Suche nach Fossilien.«
    Der Journalist ließ seine Arme über die Seitenlehnen des Sessels baumeln, um auf diese Weise Lässigkeit zu demonstrieren. Doch danach sah es überhaupt nicht aus.
    »Und noch etwas Interessantes hat mir Frau Braunstein berichtet«, fuhr Häberle fort. »Weil sie noch am Sonntag von Lechner den Geländewagen zurückfordern wollte, sie ihn aber telefonisch nicht erreichen konnte, ist sie zum Wasserberg gefahren, um ihn zu suchen. Auf halber Höhe am Gairenbuckel ist er ihr entgegengekommen. Sie hat gewendet und ist ihm heimlich bis zu diesem Autobahn-Parkplatz gefolgt.« Häberle fühlte sich durch eifriges Nicken von Sabine in der Wiedergabe ihrer Schilderungen bestätigt. »Sie hat sich dann aber am Ortsrand von Aichelberg postiert, um erst mal zu beobachten, was geschieht. Erst als dieser Golf in den Parkplatz eingebogen ist und jemand in den Geländewagen umgestiegen ist, aber nicht auf den Beifahrersitz, sondern hinten links, hat sie sich bemerkbar gemacht – mit der Folge, dass der Geländewagen einfach davongerast ist.«
    Sander konzentrierte sich darauf, möglichst keine Regung zu zeigen. Doch es fiel ihm schwer.
    »Und als Frau Braunstein später zum Autobahnparkplatz zurückgekehrt ist, stand der Golf noch immer da«, fuhr Häberle fort.
    Ach, sinnierte Sander. Dann war es Sabine gewesen, die ihm die Reifen durchstochen hatte. Er unterdrückte diese Bemerkung. Jetzt war nicht die Zeit, Regressansprüche zu stellen. Das konnte später der Geschäftsführer der Zeitung für ihn erledigen. Falls dieser sich für ihn einsetzte.
    »Und wir haben sogar das Kennzeichen des Golfs«, zog Häberle einen weiteren Trumpf aus dem Ärmel. Sander blieb trotzdem schweigsam.
    »Göppingen- MM 5000«, zitierte der Kriminalist, was Sabine Braunstein ihm berichtet hatte. » MM 5000«, wiederholte er. »Kann es sein, dass › MM ‹ vielleicht ›Medienmensch‹ heißen könnte?«
    Sander holte tief Luft und schwieg.
     
    Das kurze Gewitter, das um die Mittagszeit örtlich stark begrenzt niederging, reichte nicht aus, um die Schwüle zu vertreiben. Gustav Brandt hatte sich einen halben Tag freigenommen, um zu entspannen. Und dies konnte er am besten allein in Wald und Flur. Anzug und Krawatte hatte er gleich nach dem Heimkommen gegen leichte Freizeitkleidung eingetauscht. Und jetzt, nach einem erfrischenden Fruchtsaftgetränk und belegten Broten, die ihm seine Frau vorbereitet hatte, tuckerte er mit seinem alten Traktor und einem leeren Anhänger über den breiten, staubigen Fahrweg zum Wasserberg hinauf. Der Vormittag war stressig gewesen, und eigentlich galten seine Gedanken bereits den

Weitere Kostenlose Bücher