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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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»Ihr glaubt aber nicht im Ernst, dass der Mord damit zusammenhängt?«
    Linkohr legte einen Arm um ihre Schulter, die ein eng anliegendes Shirt großzügig freigab. »Menschen wurden schon wegen ganz anderer Dinge umgebracht«, erklärte er. »Verblendung führt überall zu Gewalt. Sei es in der Politik oder in der Religion. Überall, wo Fanatiker am Werk sind – schau dir doch nur die Hohlköpfe unter den Fußball-Hooligans an –, herrscht Gewalt.«
    »Und du meinst, das sei bei Umweltschützern auch so?«
    »Auch da. Extreme sind immer gefährlich.« So oder so ähnlich hatte er es auch schon von seinem Vorbild Häberle gehört.
    Linkohr wollte sich von dem Drahtgitterkäfig abwenden, um zum Wasserberghaus weiterzugehen. Doch Gunnar umrundete das Bäumchen. »Wenn ihr von Extremismus ausgeht«, überlegte er laut, »dann kommt sicher bald einer daher und behauptet, dieses Sommernachtsfest habe etwas mit Terrorismus zu tun.«
    Linkohr hatte schon einige Male Gunnars Sticheleien gegen die Polizei erlebt. Er wollte jetzt nichts dazu sagen, auch wenn sich ihm innerlich die Frage stellte, wie der junge Kerl gerade auf so eine Bemerkung kam.
    »Habt ihr eigentlich DNA -Spuren gefunden?«, fragte Mariella im Weitergehen.
    »Am Messergriff, ja, aber verschwindend wenig«, erklärte Linkohr, »falls sich das als verwertbar erweist, wird es Tage dauern, bis sich etwas daraus ableiten lässt.«
    » DNA nützt euch reichlich wenig«, keifte Gunnar, der sich vom Anstieg wieder erholt hatte, »wenn ihr keinen Verdächtigen habt, mit dem ihr sie abgleichen könnt.«
    Linkohr zog es erneut vor, nicht darauf einzugehen. Er hatte mit Gunnar ohnehin noch ein Hühnchen zu rupfen.
     
    »Er ist weg, spurlos verschwunden«, meinte Speckinger, nachdem er die uniformierten Kollegen hatte anfunken lassen, die mit einem Streifenwagen zum Wasserberg gefahren waren, um Lechner zu holen. »Wo sein Zelt stand, liegen nur noch ein paar Bierdosen rum.«
    »Sicherstellen«, befahl Häberle schnell. »Die sollen alles mitbringen. Vielleicht findet sich irgendwo brauchbare DNA .«
    Speckinger verschwand wieder.
    »Nur eine Frage«, meldete sich ein Kollege, der mit drei Aktenordnern beladen zu einem der Schreibtische ging. »Mal angenommen, dieser Lechner hat den Heidenreich umgebracht – was hätte das für einen Sinn gemacht?«
    Häberle lehnte sich an den Türrahmen und wünschte sich ein Weizenbier. »Dass er es wegen der Eisenbahn getan hat, kann ich mir kaum vorstellen. Denn bei der Ablehnung des Albtunnels waren sie doch wohl ein Herz und eine Seele. Sie müssen sich also wegen einer anderen Sache in die Haare gekriegt haben.«
    »Also doch Steuergeschichten?«
    Häberle schüttelte den Kopf. »Ich glaube, wir sollten uns auf etwas anderes konzentrieren – auch wenn das möglicherweise einigen Herrschaften nicht passt.«
    »Und das wäre?«, hakte einer aus der Runde nach.
    »Die Vergangenheit der beiden. Polizeidienst und so.« Mit dieser Bemerkung war ihm die Aufmerksamkeit aller sicher. »Lest doch mal nach, was der Kollege Speckinger bei der Vernehmung dieses pensionierten Lehrers notiert hat«, sagte er. »Da steht drin – und wir können Specki nachher fragen, wenn er wiederkommt –, dass Heidenreich schon als Schüler Geheimagent werden wollte. Es soll Leute geben, die erfüllen sich ihre Kindheitsträume.«
    Noch bevor einer der Kollegen sich äußern konnte, zerschnitt der elektronische Anrufton eines Telefons die entstandene Stille. Ein junger Kriminalist nahm ab, lauschte kurz und sagte: »Moment!« Dann deckte er mit der flachen Hand die Sprechmuschel ab und signalisierte Häberle, dass er das Gespräch übernehmen solle.
    »Ja«, meldete sich der Chefermittler. »Häberle.«
    »Entschuldigen Sie – mein Name ist Pflüger, Optiker in Geislingen. Es geht um dieses Glas …«
    »Jawohl, ich weiß Bescheid«, zeigte sich Häberle interessiert, ließ sich ein Blatt Papier geben und setzte sich.
    »Ich hab mir die Mühe gemacht und meine Dateien durchforstet«, fuhr der Anrufer bedächtig und ohne hörbare Begeisterung fort. »Ich habe einen Auftrag gefunden, auf den Sphäre sowie Zylinder mit Achse passen – ganz exakt. Wobei ich aber nicht weiß, wie genau Ihre Vergleichsdaten waren. Denn die Achse des Zylinders, also seine Ausrichtung zum Horizont, ist bei kleinen Splittern nur schwer zu bestimmen, oft auch gar nicht, weil der Rahmen als Bezugskoordinate gilt.«
    Häberle hatte versucht, alles mitzuschreiben, es

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