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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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haften geblieben war. Häberle hörte aufmerksam zu – vor allem aber, was die angebliche Tätigkeit Werner Heidenreichs als verdeckter Ermittler für den Staatsschutz anbelangte. »Und dass Ihr Informant unser Freund Volker Lechner ist, daran dürfte ja nicht mehr der geringste Zweifel bestehen«, resümierte der Chefermittler.
    »Er hat mich mit Heidenreichs Geländewagen mitgenommen«, bestätigte Sander. »So weit ist das sicher.«
    »Gekannt haben Sie ihn aber nicht?«
    »Woher denn auch?«
    Häberle nickte. »Und Sie sind der felsenfesten Überzeugung, dass er Ihnen die Informationen geben wollte, um Heidenreich nach dessen Tod in die Pfanne zu hauen – sozusagen als Rache dafür, dass der ihn – um es mal vorsichtig auszudrücken – als Sympathisant der Terrorszene aufgespürt hat, um ihn für seine ureigensten Pläne einzuspannen? Um ihn als Instrument für den angeblichen Kampf gegen den Eisenbahntunnel einzusetzen – um damit zu beweisen, wie ernst ihm der Protest gegen die Bahnstrecke war, während er in Wirklichkeit an der Terrorszene dran war, die langfristig einen Anschlag vorbereitete?«
    »In die wiederum Lechner ganz tief verstrickt ist«, ergänzte Sander zum Verständnis. »Alles, was in diesen Dokumenten steht, deutet exakt darauf hin. Sie werden es nachlesen. Mich wundert nur, dass Sie dies nicht längst wissen.«
    »Mich nicht«, gab Häberle zerknirscht zurück.
    Der Journalist wollte nicht nachfragen. Aus früheren Gesprächen wusste er nur zu gut, wie schwer sich die Kripo mit den Geheimdiensten tat.
    Linkohr klopfte und öffnete die angelehnte Tür zum Besprechungszimmer. »Wir haben den Optiker weichgeklopft.«
    Häberle lächelte. »Und? Mit oder ohne Anwalt?«
    Sander verfolgte den Dialog gespannt, obwohl sein Schädel immer kräftiger brummte.
    »Ohne«, erklärte Linkohr.
    »Und?«, gab sich Häberle ungeduldig. »Sie können ruhig erzählen. Der Herr Sander hat die Fronten wieder gewechselt.«
    Dies war eine Bemerkung, die dem Journalisten überhaupt nicht gefiel. Er sah den Chefermittler deshalb strafend von der Seite an.
    »Okay«, kam Linkohr zur Sache. »Er hat den Namen des Kunden herausgerückt, zu dem die Gläser-Parameter und das Brillengestell passen.«
    Sander drehte sich zu Linkohr und konnte sich eine Frage nicht verkneifen: »Die Gläser vom Mammutbaum? Diese Splitter, die ihr da gefunden habt?«
    »So ist es«, bestätigte Häberle und kam Linkohr damit zuvor.
    »Brillengläser vom Täter?«, hakte Sander nach, als ob ihn das etwas anginge. Aber er war dabei gewesen, als sie entdeckt wurden – und er hatte es sogar fotografiert.
    »Brillengläser vom Täter«, bestätigte Häberle bestens gelaunt. Es schien so, als seien die Auseinandersetzungen der vergangenen drei Tage vergessen.
    »Darf ich raten, von wem?«, wurde Sander so munter wie eh und je.
    »Okay«, nickte ihm Häberle zu und war gespannt, welchen Namen der Journalist nennen würde.
     
    Rund 28 Meter waren sie jetzt unter der Erdoberfläche. Insgesamt, das wusste der Mann, ging es auf 126 Meter hinab – so tief wie in keiner anderen Höhle der Schwäbischen Alb. Das konnte man jetzt schon behaupten, obwohl das Labyrinth noch lange nicht vollständig erforscht und vermessen war. Der geübte Höhlenabenteurer stieg zwei Stufen des Drahtgitter-Plateaus hinab und wandte sich einer schmalen, etwa drei Meter hohen Spalte im Gestein zu. Dort verlor sich das elektrische Licht. Seine Stirnlampe warf einen winzigen Strahl in diesen finsteren Durchgang. »Mach dich halt ein bisschen dünn«, lächelte er seiner Begleiterin zu, deren Körper bereits schmal genug war, wie er insgeheim dachte. »Lass dich einfach hindurchgleiten und bleib dicht hinter mir.« Seine Stimme hallte von den hoch aufragenden Felswänden wider. Irgendwo tropfte Wasser auf Gestein.
    Der Mann schob sich seitlich in den Spalt hinein, der gerade mal 60 Zentimeter breit war. Unter seinen Schuhen schmatzte der feuchte Lehm. Die Frau stieß mit ihrem Helm erneut gegen die scharfkantigen Felsen. Ihr Gesicht war inzwischen auch verschmiert. Der Lichtkegel der Lampe zitterte auf dem Gestein vor ihren Augen aufgeregt hin und her – bis sie sich endlich, nach etwa fünf Metern, wieder in Gehrichtung drehen konnte und den Mann vor sich stehen sah. Sie hatten einen hohen Raum erreicht, in dem einige Tropfsteine im Lichtstrahl funkelten. Ein großes Exemplar war von der Decke abwärts gewachsen. »Stalaktiten«, kommentierte der Mann. »Die von

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