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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Wanderparkplatz am Gairenbuckel. Verschlossen.« Die Kripochefin fügte hinzu: »Das ist an der Straße, die von Schlat nach Reichenbach führt. Natürlich stehen um diese Zeit jede Menge anderer Autos rum. Aber ich denke, der Täter wird wohl kaum sein Fahrzeug zurückgelassen haben – oder sich noch irgendwo da oben herumtreiben.«
    Ein älterer Kollege, der gerade ein Blatt Papier aus dem Faxgerät zog, meinte: »Oder er hat sich dort oben irgendwo eingenistet.«
    »Im Wasserberghaus?«, höhnte ein anderer.
    »Quatsch«, gab der Angesprochene leicht gereizt zurück. »Dort oben gibt es jede Menge Hütten und sonstige Unterschlupfmöglichkeiten.«
    Manuela Maller gab ihm im Stillen recht. Als einstiges Mitglied des Spezialeinsatzkommandos, des SEK , wusste sie, welch unglaubliche Verstecke es gab und mit welcher Raffinesse flüchtende Personen vorgehen konnten.
    »Häberle und Speckinger«, fuhr sie fort, während sie ihre Notizen sichtete, »gehen davon aus, dass es folgende Ansatzpunkte gibt: eine Gruppe von ehemaligen Schulkameraden – alle über 50 –, zu denen der Tote gehört hat, und möglicherweise sein Engagement gegen die Bahntrasse Stuttgart-Ulm.«
    »Ach«, staunte ein Mann, »der war Aktivist bei den Gegnern?«
    »Sieht so aus«, pflichtete Maller ihm bei. »Aber auch sein Job könnte eine Rolle spielen.«
    »Was war er denn? Agent oder was?«, spottete der Kollege.
    Sie sah auf. »Nicht ganz«, lächelte sie, »aber er war wohl bei der Steuerfahndung ein hohes Tier. Und außerdem, so hat Herr Speckinger erfahren, ein ehemaliger Kollege von uns.«
    »Ach?« Die Männer hielten erstaunt inne.
    »Ja, aber wohl nur kurz. Hat eine Ausbildung bei der Bepo gemacht und hat dann umgesattelt«, erklärte Manuela Maller und sortierte einige Computerausdrucke.
    Die Männer wandten sich wieder ihren Kabeln und Akten zu. »Dann werden wir mal ganz tief in die Arbeit der Steuerfahndung einsteigen müssen«, meinte einer, und es klang so, als habe er gewisse Zweifel, dort die nötigen Einblicke zu erhalten.
    »Wir sollten uns aber nicht allein davon leiten lassen«, warnte die Chefin vorsichtig. »Denn es könnte sein, dass der Fall noch ganz andere Aspekte aufweist.« Sie deutete auf ihre Notizen, die sie während des Telefongesprächs mit Speckinger gemacht hatte. »Die Freundin des Toten berichtet nämlich von einem dubiosen Brief, den Heidenreich Mitte der Woche erhalten hat. Sie hat dies zufällig mitgekriegt, weil sie bei ihm war, als er den Briefkasten geleert hat.«
    Wieder waren die Blicke auf die Chefin gerichtet.
    »Jemand hat ihm kommentarlos und anonym einen Knopf zugeschickt«, informierte sie und verzog das Gesicht zu einem Grinsen, wie sie das oftmals tat, wenn sie ihre Mannschaft auf sympathische Weise anspornen wollte.
    »Einen Knopf?«, staunte einer der Kriminalisten.
    »Ja, einen Knopf. Einen Jacken- oder Hosenknopf, sagt Kollege Speckinger.«
    »Und was hat das zu bedeuten?«, wollte ein anderer Ermittler wissen.
    »Um das rauszufinden, sind wir da«, gab Manuela Maller zurück.

9.
    Speckinger hatte sich per Handy auf den neuesten Stand der Ermittlungen bringen lassen, während er die Adresse von Heidelinde König ansteuerte. Sie wohnte nur zwei Ortschaften weiter, in Eislingen. Die hochgewachsene Frau, deren positives Lächeln ihm sofort auffiel, führte ihn in eine geschmackvoll eingerichtete Wohnung im zweiten Stock einer Doppelhaushälfte. Auch sie schien allein zu leben, wie Speckinger beim Blick auf die Kleidung an der Garderobe feststellte: nichts, was auf einen Mann hindeutete. Heidelinde König war bereits von Gustav Brandt telefonisch über die Ereignisse der vergangenen Nacht informiert worden. Offenbar, so dachte Speckinger, den der heiße Sommermittag ins Schwitzen gebracht hatte, funktionierten die Kontakte zwischen den ehemaligen Schulfreunden ziemlich gut. Vermutlich wusste inzwischen die ganze Gruppe vom Mord an Werner Heidenreich.
    »Entsetzlich«, sagte Heidelinde, nachdem sie dem Kriminalisten einen Platz in der Sitzecke des hellen Esszimmers angeboten hatte. »Ich hab zwar Werner nur flüchtig gekannt, aber mir tut es so leid für die Sabine.«
    »Sie kennen sie gut?« Speckinger hoffte, auf diese Weise mehr über Heidenreichs Umfeld zu erfahren.
    »Wir haben ein paar Mal telefoniert, seit wir uns das erste Mal getroffen haben – letztes Jahr beim ›Mammutfest‹.« Sie wirkte selbstbewusst, stellte der Kriminalist fest. Ihre Augen verrieten, dass sie im Leben schon

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