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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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viel mitgemacht haben musste.
    »Und sich auch mal getroffen?«
    »Ja, auch das. Drei- oder viermal. Sabine ist ebenfalls geschieden, wie ich.«
    Speckinger gab sich verständnisvoll. »Das heißt, man hat sich ausgetauscht.«
    »So könnte man das sagen«, entgegnete sie und fügte mit gewissem Stolz hinzu: »Einmal sind wir sogar in einer Disco gewesen.«
    »War Herr Heidenreich bei solchen Treffen auch dabei?«
    »Nein. Ich glaub, das wollte sie nicht.« Heidelinde spielte nervös mit einem Flaschenöffner.
    »Wie war das nun gestern Abend?«, kam Speckinger zur Sache.
    Sie zuckte mit den Schultern, die von einem Kleidchen mit feinen Trägern und tiefem Ausschnitt freigegeben wurden. »Ich hab mir das heut schon hin und her überlegt. Aber es war nichts Besonderes. Ich bin mit den beiden vom Feuer zum Wasserberghaus gegangen. Dort haben wir uns noch ein Lied der ›Wilden Gesellen‹ angehört, und dann bin ich mit Sabine runter zum Parkplatz.«
    »Herr Heidenreich ist dort geblieben«, verschaffte sich Speckinger Klarheit.
    »Ja, so hatten sie das vereinbart. Das war nichts Außergewöhnliches. Kein Streit oder so. Wirklich nicht. Werner war seit einem halben Jahr Mitglied der ›Wilden Gesellen‹.« Sie drehte wieder den Flaschenöffner. »Wir sind dann runter, ja – am ›Mammut‹ vorbei …« Die Vorstellung, was dort wenig später geschehen sein musste, bereitete ihr ganz offensichtlich Unbehagen. »Und dann runter zum Gairenbuckel – diese Steilstrecke, an der sich der Parkplatz befindet. Dort stand mein Auto.«
    Speckinger wusste Bescheid. Das Straßenstück lag am Rande der Schwäbischen Alb. Eine Art Mini-Passstraße.
    »Hatte man unterwegs ein bestimmtes Thema?«
    Heidelinde ließ den Blick durch ihr Esszimmer schweifen, das durch eine kleine Theke von der Küche abgegrenzt war. »Nichts Besonderes«, antwortete sie. »Wir haben rumgealbert, ja, so kann man das sagen. Und uns über diesen oder jenen lustig gemacht. Wie das halt so ist, wenn man nachts von einem Fest kommt.«
    »Hat sie etwas über Herrn Heidenreich gesagt?«
    »Nein, nichts. Ich hab mir das heut auch schon überlegt. Aber sie hat wirklich nichts Auffälliges gesagt.«
    »Als Sie durch die Nacht gegangen sind – über diesen dunklen Weg zum Parkplatz, da sind Sie an diesem Baum vorbeigekommen«, überlegte Speckinger laut, »aber unterwegs ist Ihnen nichts aufgefallen? Keine anderen Personen?«
    »Nichts Verdächtiges. Als wir den langen Abwärtsweg erreicht haben, sind vor uns zwei Menschen gegangen – sicher 100 Meter entfernt. Mehr kann ich Ihnen dazu aber nicht sagen.«
    »Und in die andere Richtung?«
    »Oben auf dem Weg, gleich nach dem Wasserberghaus. Da ist uns ein Mann entgegengekommen. Aber das ist in so einer Nacht nichts Außergewöhnliches.«
    »Gekannt haben Sie ihn aber nicht?«
    »Nein. Er hat ›Hallo‹ gesagt. Er war vielleicht um die 50, schätze ich.«
    Speckinger besah sich die Tonfiguren, die auf dem Fenstersims standen: Frösche, Zwerge und Hasen, soweit er dies feststellen konnte. Dazwischen ein Wiesenblumenstrauß.
    »Wenn Sie zusammen waren – Sie und Frau Braunstein –, was hat sie dann über Herrn Heidenreich erzählt?«, fuhr der Kriminalist fort.
    »Dass sie glücklich sei, endlich wieder jemanden gefunden zu haben. Die beiden – so mein Eindruck – waren sich in allem einig. Ideale Beziehung, wenn Sie mich fragen.« Es klang ein bisschen traurig – vielleicht auch neidisch.
    »Hat sie denn mal was erzählt …«, Speckinger überlegte. »Etwas, das Ihnen seltsam oder irgendwie auffällig erschienen ist?«
    »Nur eben gestern Abend«, erwiderte Heide vorsichtig, offenbar abwägend, ob sie weitersprechen sollte. »Er hat wohl einen anonymen Brief gekriegt, mit dem beide nichts anfangen konnten.«
    Speckinger war innerlich zufrieden, dass sie selbst das Stichwort gegeben hatte, auf das er hinauswollte. »Einen Brief?«, gab er sich trotzdem unwissend.
    »Ein Kuvert – mit nichts weiter drin als einem Knopf«, sagte Heidelinde schnell.
    »Ein Knopf?«
    »Ja, ein grauer Knopf. Wie von einer Regenjacke oder einer Uniform, hat sie gemeint.«
    »Und sie kann sich nicht vorstellen, was es damit auf sich hat?«
    »Nein, das konnten sie beide nicht.« Heidelinde sah den Kriminalisten skeptisch an: »Fragen Sie Sabine doch selbst.«
    Speckinger ging nicht darauf ein, sondern wechselte das Thema: »Sie gehören aber zum festen Kern dieser ehemaligen Klassengemeinschaft?«
    Auf Heidelindes Gesicht

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