Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
treffen wir uns.« Es war eine Feststellung, ein Befehl – und kein Vorschlag.
    Sander überschlug grob, wie lange er heute noch in der Redaktion sein würde. Mindestens bis 21.30 Uhr, dachte er. »Und wo?«, fragte er schließlich.
    Der Anrufer räusperte sich. »Ich will nicht gesehen werden«, sagte er leise, als habe er Angst, jemand könnte ihn belauschen. »Haben Sie verstanden? Ich will nicht gesehen werden.«
    »Und warum nicht?« Sander musste sich eingestehen, dass die Frage wenig professionell klang.
    »Sparen Sie sich dieses Geschwätz. Entweder Sie wollen von mir einiges erfahren, oder wir lassen es sofort sein.«
    »Natürlich interessiert mich, was Sie mir zu sagen haben«, beeilte sich der Journalist zu erwidern. Obwohl er in seinem Berufsleben unzählige Artikel über Ganoven und deren Vorgehensweise geschrieben hatte, war er doch höchst selten direkt mit diesen Kreisen in Berührung gekommen. Aber seit heute Vormittag beschlich ihn zunehmend das Gefühl, mitten in eine Sache hineingeraten zu sein. »Also, wo und wann?«, forderte er den Anrufer zu einer klaren Aussage zum Treffpunkt auf.
    »22 Uhr, Park-and-ride-Parkplatz an der Autobahnanschlussstelle Aichelberg. An der Straßenbrücke Richtung Weilheim. Haben Sie verstanden?«
    Sander notierte Uhrzeit und Ort. »Wieso denn dort draußen?«
    »Quatschen Sie nicht rum, Sander.« Die Stimme wurde noch unsympathischer. »22 Uhr auf dem Parkplatz bei der Autobahn. Schwarzer Mercedes-Geländewagen. Esslinger Kennzeichen. Und Sie kommen allein. Ich bin es auch. Haben Sie das kapiert? Allein. Und keine Tricks.«
    »22 Uhr Parkplatz neben der Autobahn, Straßenbrücke Richtung Weilheim«, wiederholte Sander so leise, dass es weder der Sonntagsdienstler hinter den beiden halbhohen Schrankreihen noch der Fotograf hören konnten. »Und Sie können mir nicht schon jetzt …?«
    »Quatschen Sie nicht herum«, bellte der anonyme Anrufer erneut. »Oder stecken Sie vielleicht doch selbst da mit drin?«
    Sander schluckte. »Wie kommen Sie denn darauf?« Er hatte bereits nervös damit begonnen, unzählige Vierecke auf sein Papier zu malen.
    »Man hört so einiges, Herr Sander – also bis um 22 Uhr.« Dann legte er auf.
    Der Journalist saß für einen Augenblick wie gelähmt auf seinem Bürosessel. Der Fußballabend vor dem Fernseher war wohl gelaufen.

14.
    Aus Richtung Osten schwebte am tiefblauen Sommerhimmel ein Airbus heran, als die beiden Streifenpolizisten nur ein paar hundert Meter vom Stuttgarter Flughafen Echterdingen entfernt aus ihrem Fahrzeug stiegen, um am Ortsrand von Echterdingen auf ein Zweifamilienhaus zuzugehen. Sie verglichen noch einmal die Adresse mit ihren Notizen und klingelten bei ›Koch‹. Erst nach dreimaligem Läuten öffnete sich im Obergeschoss ein Fenster, und der Kopf einer jungen, schwarzhaarigen Frau tauchte auf. »Ja?«, fragte sie zaghaft und verschüchtert, als sie den Streifenwagen und die beiden Uniformierten sah.
    »Sie sind Frau Koch?«, vergewisserte sich der Ältere, worauf sie verunsichert blickte und mit einem »Moment bitte« wieder im Zimmer verschwand.
    »Jetzt hast du die traute Zweisamkeit gestört«, brummte der zweite, wesentlich jüngere Beamte, der aus dem Überprüfungsauftrag aus Göppingen gewisse Rückschlüsse gezogen hatte. Immerhin brauchte es zwei Minuten, bis sich die Eingangstür öffnete und eine große Frau mit einer schwarzen Designerbrille vor ihnen stand. Ihre Frisur wirkte unordentlich, und ihr Sommerkleid offenbarte ein üppiges Dekolleté. »Entschuldigen Sie«, versuchte sich der Ältere angesichts dieser weiblichen Reize nicht von seiner Amtshandlung ablenken zu lassen. »Wir suchen einen Herrn Linkohr. Mike Linkohr. Könnte es sein, dass er sich bei Ihnen aufhält?«
    Sie zögerte schien zu überlegen, ob sie auf solch eine Frage die Antwort verweigern konnte. Doch aus dem Treppenhaus hallte bereits eine Männerstimme: »Was ist denn los?«
    Noch bevor die dazugehörige Person auftauchte, rief der jüngere Streifenbeamte zurück: »Herr Linkohr, sind Sie das?«
    Die Schwarzhaarige trat zur Seite und machte einem Mann Platz.
    »Sind Sie Herr Linkohr?«, fragte der Uniformierte noch einmal.
    »Ja, das bin ich«, bestätigte der andere, den der Anblick der Streifenpolizisten sichtlich verwunderte. »Ich versteh nicht so recht …?«
    Die Frau, die maximal Mitte 20 war, verfolgte das Geschehen verständnislos. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie offenbar jäh aus einer anderen Welt in

Weitere Kostenlose Bücher