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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zusammenpuzzelte und über die schlechte Qualität von Fotos wetterte, die ihm ein freier Mitarbeiter per E-Mail geschickt hatte. Der diensthabende Fotograf saß stumm hinter seinen Monitoren und versuchte, mithilfe der entsprechenden Bildbearbeitungssoftware noch zu retten, was zu Zeiten früherer Fototechnik niemals zu retten gewesen wäre. Sander legte ihm den Chip aus seiner Digitalkamera auf den Schreibtisch und sagte: »Der Tatort. Bitte alle einscannen.«
    »Was sagt die Kripo?«, fragte der Fotograf.
    Sander zuckte mit den Schultern. »Die verschaffen sich gerade erst einen Überblick. Um 18 Uhr ist Pressekonferenz.« Er schaute auf seine Armbanduhr. Es war kurz vor fünf, und er würde mindestens eine Dreiviertelstunde brauchen, um in die Kreisstadt nach Göppingen zu fahren, wo Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei den bisherigen Stand der Ermittlungen den Medien darlegen wollten. Eine denkbar ungünstige Zeit. Aber Sander, der in dieser Region seit Jahr und Tag über Verbrechen und Gerichtsverhandlungen berichtete, hatte Verständnis dafür, dass zunächst das Umfeld des Opfers überprüft werden musste, um überhaupt Anhaltspunkte zu haben, an die sich Fragen knüpfen ließen. Erfahrungsgemäß ging es den Ermittlern ohnehin in erster Linie darum, die Medien für Zeugenaufrufe zu nutzen. Dazu, das wusste Sander, neigte hauptsächlich die Staatsanwaltschaft, während die Kriminalisten, insbesondere seit es in der Chefetage einen Wechsel gegeben hatte, durchaus auch das Anliegen der Journalisten nach mehr Hintergrundinformation verstanden. Wie oft hatte Sander schon erklärt, dass sich Zeugenaufrufe nur lohnten, wenn den Zeitungslesern auch ein plausibler Ablauf des Geschehens dargelegt wurde? Natürlich, das wusste er, konnte nicht jedes Detail geschildert werden – aber logisch und nachvollziehbar sollte der Artikel über ein schreckliches Verbrechen allemal sein.
    Sander tippte die Stichworte, die er unterwegs auf sein Diktiergerät gesprochen hatte, in den Computer. Das waren nicht nur Fakten, sondern auch Stimmungsbilder. Ihm war viel daran gelegen, seinen Lesern die jeweilige Atmosphäre zu vermitteln. Zweimal wurde er von Telefonanrufen unterbrochen. Einmal war es eine Frau, die sich über einen aufgeplatzten ›gelben Sack‹ ärgerte, wie er zur Abfuhr von Verpackungsmüll genutzt wurde, ein anderes Mal war es ein nimmermüder Hinweisgeber, der sogar sonntagnachmittags das Gras wachsen hörte und zu wissen glaubte, dass hinter dem getöteten Heidenreich möglicherweise ja die Geheimdienste her waren. Zumindest werde dies im Freibad gemunkelt. Sander bedankte sich und wollte gerade den Anrufbeantworter einschalten, um von weiteren Störungen verschont zu bleiben, da klingelte es erneut. Widerwillig blickte er auf das Display, doch es wurde keine Nummer angezeigt. Sander nahm seufzend ab, aber am anderen Ende der Leitung meldete sich niemand namentlich. »Sind Sie der Zeitungsschmierer?«, schallte ihm eine äußerst unfreundliche Männerstimme entgegen.
    »Ich hab mich mit Namen gemeldet«, gab er ebenso barsch zurück und fügte an, was er in solchen Fällen immer zu sagen pflegte: »Im Übrigen wird hier nicht geschmiert, sondern geschrieben.«
    »Reden Sie doch keinen Quatsch«, unterbrach ihn die Stimme. Sander war drauf und dran, den Hörer in die Halterung zu werfen, doch hielt ihn seine Neugier davon ab. »Jetzt hören Sie mal genau zu, mein lieber Sander«, befahl der Anrufer, der jetzt betont langsam sprach. »Ich nehme an, Sie befassen sich mit Heidenreich. Sagt Ihnen doch etwas, oder?«
    Sander war mit einem Schlag wieder voll bei der Sache. »So ist es«, bestätigte er knapp und fingerte sich aus der Ablage ein Blatt Schmierpapier heraus.
    »Dann passen Sie auf. Wenn Sie wissen wollen, was Heidenreich so getrieben hat, dann biet ich Ihnen an, dass wir uns zu einem Gespräch treffen.«
    Sander notierte den Satz wörtlich und überlegte sich eine Antwort. »Vielleicht könnten Sie mir wenigstens schon mal andeutungsweise sagen, worum es geht.«
    »Nicht jetzt. Nicht am Telefon«, kam es unwirsch zurück. »Sind Sie daran interessiert oder nicht?« Es klang wie eine Drohung.
    Sander versuchte, die Stimme zuzuordnen. Doch es gab niemanden, an den sie ihn erinnerte. Der Anrufer sprach hochdeutsch, aber mit leicht schwäbischer Einfärbung. »Ich bin an allem interessiert«, sagte der Journalist schließlich.
    »Okay. Dann passen Sie auf. Wenn Sie heut Abend Ihren Job erledigt haben, dann

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