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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nichts erwidert hatte. »Jetzt bleibt mir endlich auch Zeit für mein Hobby – die Höhlentaucherei.«
    »Sie sind Höhlenforscher?«, griff Häberle die Bemerkung auf, während Linkohr still dabeisaß und sich zunächst auf gar nichts einen Reim machen konnte. Sein Chef hatte ihn am Telefon nur oberflächlich eingeweiht und gesagt, dass es um einen Mord auf dem Wasserberg gehe. Für einen kurzen Moment überlegte er deshalb, ob er Watzlaff bitten sollte, kurz mit vor die Tür zu gehen, um sich von ihm auf den neuesten Stand der Ermittlungen bringen zu lassen. Dann aber entschied er, bis zum Ende dieser Vernehmung dabeizubleiben.
    »Ob Forscher oder nicht«, erwiderte Lechner betont bescheiden und jetzt sichtlich bemüht, die anfängliche Irritation zu überspielen, die ihn übermannt hatte, nachdem er von den Polizisten in seinem Zelt aufgespürt und zur Vernehmung gebracht worden war. »Es gibt keine hauptberuflichen Höhlenforscher, wie man dies in der Bevölkerung oft meint. Alle, die im Untergrund forschen, tun dies ehrenamtlich – im Prinzip also hobbymäßig. Geld dafür gibt es nicht. Die meisten Erkenntnisse, die die Geologen aus den Tiefen des Erdreichs haben, stammen von ehrenamtlichen Höhlenforschergruppen. Im Idealfall – aber nur in einem solchen – ist ein studierter oder promovierter Geologe auch gleichzeitig ein Höhlentaucher.«
    Häberle war nachdenklich. So hatte er es bisher noch gar nicht gesehen. »Aber wenn ich das richtig verstehe«, knüpfte er an diese Erläuterungen an, »dann sind doch das Sammeln von Fossilien und das Höhlentauchen zwei ganz verschiedene Dinge.«
    »Im Prinzip haben Sie recht«, bestätigte Lechner. »Und dennoch befasst sich das eine wie das andere mit geologischen Zusammenhängen. Wir haben es stets mit Zeiträumen zu tun, die wir uns nicht vorstellen können. Die Fossilien, die man drunten im Filstal gefunden hat – und noch immer findet –, sind die Überreste von Fischsauriern, die vor 180 Millionen Jahren hier mal gelebt haben. 180 Millionen Jahre. Wissen Sie, wie lange das her ist? 180 Millionen Jahre«, wiederholte er immer wieder, um dann anzufügen: »Und wir wissen noch nicht einmal genau, wie man vor 3.000 oder 4.000 Jahren in Ägypten die Pyramiden gebaut hat. Oder was vor 2.000 Jahren in Bethlehem tatsächlich passiert ist.«
    Die vier Männer schwiegen sich für einen Moment an, während von draußen wieder die Stimmen einer fröhlichen Wandergruppe hereindrangen. Vor dem Fenster warfen die Bäume inzwischen lange Schatten.
    »Wir können doch stolz sein, dass sich in unserer Heimat hier – es ist noch immer meine Heimat – ein derartiger Saurierfriedhof gefunden hat«, machte Lechner weiter. »Was da beim Bau dieses B-10-Streckenabschnitts zutage gekommen ist, könnte sich bei der Eisenbahn fortsetzen.«
    »Sie meinen beim Tunnel in Weilheim drüben?«, vergewisserte sich der Chefermittler.
    »Vielleicht weniger beim Tunnel, weil da bereits höhere Schichten angeschnitten werden – aber möglicherweise schon ein, zwei Kilometer vorher, im Albvorland. Für das Hauff’sche Museum in Holzmaden sicher ein Glücksfall. Haben Sie das schon mal gesehen?«
    Häberle und Watzlaff nickten. Das Urweltmuseum, das Lechner meinte, galt als eine der bedeutendsten Fossilienausstellungen überhaupt.
    »Aber der Tunnel, wenn ich das mal so sagen darf«, bemerkte Häberle, »der dürfte Sie als Höhlenforscher doch auch interessieren.«
    »Ein Tunnel ist keine Höhle. Ein Tunnel wird gebohrt, und bis ein Mensch die Röhre betritt, hat die Maschine sie schon ausbetoniert. In einer Höhle sind Sie auf sich gestellt – und im Idealfall sogar der erste Mensch, der sie betritt. Ein erhebendes Gefühl, kann ich Ihnen sagen.«
    Häberle hatte sich schon oft ausgemalt, wie es in dieser ewigen Finsternis sein mochte. Wenn man Bilder aus Höhlen sah, dann waren diese meist wunderschön ausgeleuchtet, mit unzähligen Scheinwerfern. Doch die Forscher waren nur auf ihre Stirn- und Handlampen angewiesen, die einen schmalen Lichtkegel in die Dunkelheit warfen.
    »Aber die Höhlen hier begeistern Sie nach wie vor?«
    »Natürlich. Auch die Laierhöhle – kennen Sie doch, oder?«
    Häberle und Watzlaff nickten wieder, während Linkohr weiterhin versuchte, sich durch das Gespräch ein Bild von dem Verbrechen zu verschaffen, um das es ging. Es schien ihm, als spielten Höhlen eine Rolle. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie dort eine Leiche gefunden hätten. Der große Fall

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