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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Sie liebte ihn, auch wenn sie es bisher nie ausgesprochen hatte. Aber der Umkehrschluss Nathanaels würde bedeuten, dass Grimm über ähnliche Fähigkeiten verfügte und seine Menschlichkeit darüber eingebüßt hatte. Es klang einleuchtend und logisch, aber auch grausam. Dieser Mann war vielleicht eine ganz andere Person gewesen. Schwaches Mitleid erwachte in ihr.
    Chris’ Lippen zuckten, ohne dass er etwas sagte. Schließlich presste er die Kiefer aufeinander.
    »Sind Sie dafür verantwortlich?« Sie deutete auf Grimm.
    Nathanael nickte. »In gewisser Weise schon. Aber nicht allein. Amadeo nutzte ihn schon für seine Zwecke aus.«
    »Sie beide also?«
    Er nickte. »Fraglos.«
    »Dieser Mann ist eine Gefahr für jeden, der ihm begegnet«, sagte Christoph nüchtern. »Halten Sie ihn von den Menschen fern. Seine Lust zu quälen und zu töten ist schlimmer als alles, was ich über Sie gehört habe.«
    Nathanael schluckte schwer.
    Chris zog sie eng an sich. »Seit Camilla mich zurückgeholt hat, weiß ich, was sie weiß, jedes noch so geringe Detail.«
    Blut schoss in ihre Wangen. Beruhigend strich Christophs Hand über ihren Nacken.
    »Grimm hat Camilla und Theresa bereits in der Klinik attackiert, ihr Albträume vermittelt, in denen er Olympia und Sie zu Monstern machte. Eine Berührung seines Bewusstseins ist wie eine Vergewaltigung. Er bedeutet den Tod.«
    Nathanael atmete tief durch und nickte wieder. »Ich weiß davon.«
    »Halten Sie Ihr Monster im Zaum«, brüllte Chris ihn an. »Letztlich ist er doch der Sandmann, nicht Sie, oder liege ich da falsch?«
    Kopfschüttelnd bestätigte Nathanael. Er schwieg.
    Camillas Zunge klebte an ihrem Gaumen. Ihr Hals war rau und schmerzte.
    »Sie sind kein Mörder?«
    »Du kennst die Antwort, Camilla«, entgegnete Nathanael.
    Das stimmte. Nathanael war ein Mörder, weil Amadeo ihn so gestaltet hatte.
    »Was soll ich für Sie tun?«, fragte sie. Ihre Stimme wankte.
    »Meine Gefährtin …«
    »Deine Leichenbraut«, sagte Grimm. Alle Boshaftigkeit schwang in den Worten mit.
    Nathanael drehte sich ihm nicht zu. Er richtete sich auf und straffte sich.
    Der Gedanke, eine Leiche zu erwecken, ließ sie frieren. Camilla widerstrebte allein der Gedanke, ein zusammengenähtes Wesen wie das Monster Frankensteins zu beleben. So etwas wollte sie einfach nicht.
    »Das ist etwas anderes als bei Chris. Er bedeutet …«, sagte Camilla bestimmt.
    »Ich weiß das und verstehe dich. Aber das alles wird nicht enden, wenn du es nicht enden lassen willst.«
    Seine Augen funkelten. Der Anblick hatte etwas Beschwörendes.
    Camilla zuckte zusammen. »Was hat Ihre Leichenpuppe mit den Morden zu tun?«, fragte sie vorsichtig.
    »Das Morden selbst«, antwortete Grimm grob.
    Sie betrachtete ihn misstrauisch, bevor sie Nathanael wieder ansah. In seinen Augen lag Abscheu. Er straffte sich und legte seine Hände auf die Tischplatte. Seine tastenden Finger fanden die Pistole. Er nahm sie an sich und ließ sie in seiner Manteltasche verschwinden. Offensichtlich wollte er verhindern, dass Grimm die nächste Chance nutzte.
    »Ich fasse deine Erkenntnisse zusammen, Camilla. Amadeo braucht mich, um Ancienne Colognes Frauen mit Leben zu versorgen. Sie stehlen die Augen, die ich für meine Uhrwerkmenschen, die im Umbau waren, gesammelt habe.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf den Tisch.
    Camillas Fantasie gaukelte ihr ein schreckliches Bild vor. Sie glaubte, Theresa auf dem Tisch liegen zu sehen, noch lebendig, aber mit zerschnittenem Gesicht. Krampfhaft versuchte sie, das Bild zu verdrängen. Ein schwacher Schemen setzte sich in ihrer Erinnerung fest. Unwillkürlich rieb sie sich über die Oberarme.
    »Theresas Augen hat mir Olympia gestohlen, noch bevor das Mädchen wirklich tot war.«
    In seinen Worten lag beängstigende Endgültigkeit. Das Monster lebte noch in ihm. Camilla bekam plötzlich Angst vor ihm. Er sprach wie ein Arzt, der keinerlei emotionale Verbindung zu seinen Patienten hegt.
    »Für Olympia wäre es leicht gewesen, Theresa zu retten, nachdem mir das Mädchen entkam. Dazu ist sie zu feige …«
    »Nein. Olympia ist nicht feige. Ohne sie fehlt Ancienne Cologne der Schutz.«
    »Das mag sein. Trotz allem ist mir Theresa entkommen. Ich brauchte sie, dringend. Sie sollte leben, ein essenzieller Teil meines Werkes werden. Aber sie floh und keine Olympia war da, um sie vor Andreas und mir zu retten.«
    Alle Kraft wich aus Chris. Camillas Knie zitterten. Sie bezweifelte, noch länger aufrecht stehen zu

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