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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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den Verbänden an ihren Händen, rollte sie zusammen und ließ sie fallen.
    »Du kannst die Realität ändern. Das ist, was du hören wolltest, oder?«
    »Ja. Ist es wirklich so?«
    Chris umarmte sie von hinten. Er suchte ihre Nähe, weil sie sich hilflos fühlte. Großer Gott, wie sehr sie ihn allein für diese zärtliche, stumme Unterstützung liebte. Nie zuvor hatte sie solch eine Nähe zu einem anderen Mensch gespürt. Stumm lehnte sie sich an seine Brust.
    »Wieder eine Gegenfrage.« Nathanael straffte sich und wandte sich zu ihnen. »Hast du dir als Kind bestimmte Dinge von ganzem Herzen gewünscht und erhalten, obwohl es unmöglich war?«
    Camilla sog die Unterlippe zwischen die Zähne und biss auf ihrem Ring herum. Sie erinnerte sich noch, wie unmöglich es ihr erschien, dieses Piercing zu bekommen. Damals hatte sie oft vor dem Spiegel gestanden und sich vorgestellt, wie es aussehen würde. Sie sprach nie in Gegenwart ihrer Eltern von ihrem Wunsch. Lediglich Theresa wusste es. An Camillas vierzehntem Geburtstag ging ihre Mutter mit ihr zu einem Piercingstudio . Genauso verhielt es sich mit ihren Ratten. Eigentlich fanden ihre Eltern gar keinen Bezug zu Haustieren. Dennoch waren sie einverstanden.
    Eigentlich hörte sich das ganz normal an, oder? Dennoch betrachtete sie diese Vorfälle erstmals aus einer neuen Perspektive. Hatten sich diese Ereignisse in den vergangenen Jahren nicht gehäuft? Schulische Leistungen, Jungen, mit denen sie zusammen war, zeichnerische Erfolge … Sie begann zu begreifen, worauf Nathanael hinauswollte. Diese Erkenntnis schockierte sie. Nichts geschah aus Eigenleistung heraus. Menschen mochten sie, weil sie es sich wünschte. Alles um sie war also ein Konstrukt ihrer eigenen kleinen Welt? Ihr wurde schwindelig. Scham, Wut und Verzweiflung zuckten durch ihr Herz. Chris, liebte er sie, weil sie es wollte?
    »Ich liebe dich, weil du mit deiner unnachahmlich impulsiven Art das bist, was ich will. Ich stehe auf solch leidenschaftliche Frauen mit eigener Meinung und Energie. So viel Eigeninitiative darfst du mir durchaus zugestehen.« Er sprach leise. Seine Worte waren weniger als ein Lufthauch an ihrem Ohr.
    Blut schoss in ihre Wangen. Hoffentlich hatten Nathanael und Grimm nichts davon mitbekommen. Dem süffisant herablassenden Grinsen des Polizisten nach zu urteilen, hörte er genau zu.
    Nathanaels Augen leuchteten wissend. Offensichtlich gefiel es ihm, dass sie ihre Fähigkeiten erkannte.
    »Amadeo braucht dich, um mich zu kontrollieren, liebes Kind. Er wird deine Fähigkeiten nutzen, um …« Er brach ab und deutete auf seine Umgebung. Sie verstand. »Er benutzt und manipuliert mich, um den Mythos Sandmann aufrecht zu erhalten.«
    Ihre eigenen Worte hinterließen eine kalte Leere, die sie kaum ertrug. Amadeo manipulierte jeden für seine Zwecke. Aber woher wusste er überhaupt von ihr? Sie nagte an ihrem Piercing. Dutzende Fragen wollten zur gleichen Zeit aus ihr hinaussprudeln. »Kann es sein, dass er Sie benutzt hat, um Olympias Schwestern Seelen zu besorgen?«
    Er nickte, schüttelte dann aber den Kopf. »Ich würde lügen, wenn ich deine Vermutung bestätigen würde.«
    »Sie töten, weil Sie Ihre eigenen Maschinen beseelen wollen?« Misstrauisch beobachtete sie Nathanael.
    Er schüttelte den Kopf. »So viele Roboter habe ich nicht mehr. Die wenigen, die menschlich sind, leben unter den Menschen. Mir dienen hier lediglich reine Drohnen.« Mit der Faust schlug er auf den OP-Tisch. »Mein Ideal lässt mich nicht los, weswegen ich mir meine menschliche Maschine auf ganz anderem Weg baue.« Seine Stimme bebte, wurde leiser. Er schämte sich.
    »Sie sprechen von der Leichenpuppe, nehme ich an.« Camillas Hände zitterten. Ihr Herz raste, weswegen sie sich wunderte, noch immer so ruhig zu klingen. »Sie wünschen sich, dass ich dieses Geschöpf belebe, oder?«
    »Ja.«
    Camilla schauderte. Das Ding in ihrem Traum war eine halb verweste Leiche, die aus lauter jungen Frauen zusammengebaut worden war.
    »Das ist krank und abartig.« Chris drückte sie enger an sich. »Camilla sollte keine Verbrechen unterstützen. Sie würde Gott spielen. Wissen Sie, was Sie ihr damit antun?«
    Nathanael überlegte eine Weile. Vermutlich wägte er seine nächsten Worte gründlich ab. »Ich habe schon Gott gespielt. Dieses Riesenarschloch hat dich getötet«, rief Camilla.
    Sie deutete auf Grimm, dessen Mimik sich verdüsterte.
    »Du kleine Schlampe …«
    »Andreas!«, fuhr Nathanael ihn an. Gleichzeitig

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