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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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er Chris nicht antasten würde, aber Grimm? Der war ein ganz anderer Fall. Vorsichtig beobachtete sie den Polizisten. Allerdings machte Grimm keinerlei Anstalten, seine Waffe aus Nathanaels Mantel zu ziehen. Er hielt den Blick zu Boden gesenkt, während er sich an dem Schrank abstützte. Sein Fuß wippte nervös.
    Nathanael betrachtete Chris. In den Augen des Sandmanns lag ein eigenartiger Blick. Camilla konnte ihn nur mit freundlich und liebevoll umschreiben. Es erinnerte sie an Amelie und Melanie. Dennoch bemerkte sie sein Lauern unter all den positiven Gefühlen.
    Schließlich nahm Nathanael einige Schritte Abstand und stützte sich auf den Operationstisch, der in seinem Rücken stand. Nathanael schloss die Augen und krampfte die Hände um die Kante der Metallplatte. Er schwieg einige Sekunden. Seine Lippen zuckten, die Kiefer pressten sich aufeinander und sein Blick wanderte unstet umher. Er focht einen inneren Kampf aus. Es dauerte lang, bevor er die Lider zusammenkniff und den Kopf senkte. »Geht weg von hier. Verlasst Ancienne Cologne und Berlin. Ihr dürft nie wieder herkommen.«
     

Kapitel 14
    Zurück ins Licht
     
     
    C amilla wollte nicht einfach fliehen, zumal sie immer noch nicht alles wusste. Chris schien diesen Gedanken zu teilen. Sie ließen sich trotzdem von Nathanael aus dem Bunker bringen. Grimm blieb zurück. Seine Haltung wirkte verkrampft. Von ihm eine Verabschiedung zu erwarten, wäre zu hochgesteckt. Schließlich ging von ihm noch immer Gefahr aus, wenn auch eine weitaus unbestimmtere als zuvor. Wirkliche Feindschaft gab es eigentlich gar nicht zwischen ihnen.
    Dennoch, er war – wie Nathanael – ein Mörder. Sie konnte nicht verdrängen, dass er Theresa auf dem Gewissen hatte. Zu solch einer Verstümmelung gehörte tief sitzender Hass oder Wahn.
    Warum tat er das? So viele Fragen lagen ihr noch auf der Zunge, die sie nicht stellen konnte, weil einfach das Gespräch nicht darauf kam, oder sie übergangen wurde. Was plante Amadeo? Wer war der Mann, der zu ihren Füßen den Tod gefunden hatte? Welche Bedeutung besaß das seltsame Fernrohr, das er bei sich trug? Wie funktionierte der Bau einer Puppe und das Einhauchen des Lebens?
    Sie rieb sich die Schläfen. Müdigkeit, Hunger und Erschöpfung, die von dem permanenten Wechselbad ihrer Eindrücke und Gefühle herrührte, bereiteten ihr Kopfschmerzen. Ebenso brannten ihre zerschnittenen Finger. Das Bad und die Kämpfe schadeten den Verletzungen. Sie spürte die Hitze, das schwache Pulsieren. Wahrscheinlich hatten sie sich entzündet.
    »Nathanael?« Christophs dunkle, raue Stimme drang in den Dunst ihres umnebelten Geistes.
    Ihr düsterer Begleiter brummte leise, um seine Aufmerksamkeit zu verdeutlichen.
    »Ich halte es für unklug, einfach zu fliehen. Das ist nicht meine Art.«
    Nathanael atmete tief durch. »Mit dem Einwand habe ich gerechnet. Zwingen kann ich euch zu nichts. Dennoch begebt ihr euch in ziemliche Gefahr.«
    »Wir wissen noch lang nicht alles.« Camilla blieb stehen. »Wenn wir jetzt fortlaufen, wird alles in einer Katastrophe enden.«
    »Wir können nicht fort.« Christoph griff nach Nathanaels Arm.
    Der Hüne blieb stehen. Beinah sanft strich er Christophs Hand ab. »Ich weiß nicht, wie lang ich Andreas abhalten kann, Dummheiten zu machen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Grimm Ihr einziger Vertrauter ist. Gibt es denn keinen anderen, der in Ihrem Sinn handelt?«, fragte Camilla.
    Mit einem beinah mitleidigen Lächeln wandte sich Nathanael um. »Liebes Kind, hast du denn immer noch nicht begriffen, dass ich kaum aktive Helfer habe, die einem Mann wie Amadeo dauerhaft standhalten können? Alle fallen entweder seiner perfiden Beeinflussung anheim oder vergessen ihre Wurzeln, das Leben hier.« Er verstummte. Die Worte – obwohl er sie genau wählte – trafen. Ihr Kokon zerplatzte. Nathanael war ein einsamer Mann. »Das Monster lauert immer noch, aber ich bin mir sicher, dass ich es beherrschen kann.« Er strich ihr über die Wange. »Amadeo hat dich gelockt, um seinen Kampf zu führen. Das will ich nicht, auch wenn die Gefahr besteht, wieder zu dem Sandmann zu werden. Wenn ich mich ihm stelle, dann ist das mein Schicksal. Solang ich noch ein wenig von Nathanael in mir trage, kann ich mich darauf konzentrieren, dem, was Amadeo und ich zu verantworten haben, ein Ende zu setzen. Dafür will ich sicher sein, dass ihr beide nicht in Ancienne Cologne seid.«
    »Sie wollen angreifen?« Fassungslos schüttelte Camilla den

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