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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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sich mit dem Schweißgestank in der schweren, heißen Luft.
    An einer Säule standen ein paar sehr modern gekleidete Jugendliche, die aufgeregt miteinander diskutierten, während wenige Meter entfernt ein Obdachloser gegen einen Getränkeautomat urinierte.
    Der Gestank drang in Camillas Nase. Unwillkürlich wandte sie sich ab und lehnte sich an Chris. Sie suchte Schutz vor der Masse. So viele Menschen waren ihr momentan noch unerträglich.
    »Und nun?«, fragte sie.
    Er hob die Schultern. »Wenn Melanie in der Charité ist, müssen wir da hin. Ansonsten fahren wir nach Wannsee, wo sie wohnt.«
    »Klar«, entgegnete Camilla bissig. »Woher weißt du, wo sie jetzt ist? Ihre freie Zeit hat sie unten verbracht. Vielleicht ist sie noch bei Amadeo?« Sie deutete zu Boden.
    Chris nickte gelassen. »Telefone haben Vorteile.« Er lächelte und strich sich das schweißnasse Haar nach hinten.
    »Hast du denn ein Handy?«, fragte sie. »Meines ist leer.«
    Er grub in seiner Hosentasche, bis er eine ramponierte Telefonkarte hervorzog.
    »Telekom macht‘s möglich.«
    »Gegen deine Lebensart komme ich nicht an.«
    Er sah sich kurz um und wies mit der Hand über den Bahnsteig. »Da hinten sind die Treppen.«
    Camilla folgte seinem Blick. Auf die Entfernung sah sie zwei Aufgänge, die einen alten U-Bahnzug, der als Ausstellungsstück eingezäunt auf dem Bahnsteig stand, flankierten. Diese Station erschien ihr hundertfach sauberer als die Bahnhöfe, die sie aus Frankfurt, Hanau und Offenbach kannte.
    »Lass uns gehen«, forderte er sie auf.
    Camilla nickte. »Ist der Wannsee nicht ein richtiger Badesee?«
    Chris schüttelte den Kopf, nickte dann aber. »Wannsee hat drei große Seen und ein Strandbad, ist aber auch ein Vorort von Berlin. Da leben die Leute, die im Geld schwimmen.« Er grinste noch breiter.
    »Dann wohnst du ja manchmal so richtig feudal. Passt du Chaot da überhaupt hin?«
    »So gut wie Angela Merkel auf ein Punkkonzert von S. i. K.« Er lachte.
    Eine Bandansage dröhnte durch den Schacht und kündigte die Einfahrt der U2 an. Im gleichen Moment wurde Chris ernst und sah über die Schulter.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte Camilla einige junge Frauen, die dicht zusammenstanden und so laut über andere Wartende lästerten, dass sie recht großen Freiraum um sich schufen. Sie sahen aus, als wären sie einem Modemagazin entsprungen. Offensichtlich folgerten sie daraus das Recht, über andere herzuziehen. Camilla hörte Wortfetzen und boshafte Worte über Chris. Sie verzog die Lippen.
    » Zickenalarm .«
    »Joh.« Er driftete von seinem ursprünglichen Weg immer weiter ab und ging schließlich direkt auf die Frauen zu.
    »Was hast du vor?« Bei Camilla klingelten alle Alarmsirenen.
    Er antwortete nicht. Seine Hand schloss sich fester um ihre. Sie wurde mitgezogen. Bevor sie ihn zurückhalten konnte, sprengte er bereits den Kreis Frauen.
    Zwei von ihnen brachten sich mit einem grotesken Satz in Sicherheit, eine stieß er unsanft weg und die vierte ergriff er am Oberarm, wobei er Camilla losließ. Er wirbelte um seine Achse und zerrte sie mit sich.
    »Wichser«, schrie sie hysterisch. »Lass mich …«
    »Hey, Schlampe, sorg dafür, dass er sie loslässt.«
    Eine der Frauen packte Camilla von hinten an der Schulter. Ihre künstlichen Klauen drangen durch das dünne T-Shirt. Wut ballte sich in Camillas Magen. Ihre Hand schoss vor und schloss sich um das dünne Gelenk. Ungeachtet der Tatsache, dass die Frau ein Bettelarmband trug, und sie ihr sicher wehtun würde, drückte sie ihre Finger mit aller Kraft zusammen. Die Verletzungen brannten zwar, aber es tat gut, ihren Zorn auf diese Art loszuwerden.
    Ein ohrenbetäubend helles Quieken verriet ihr, dass sie sich mit Leichtigkeit gegen die Fremde durchsetzen konnte. Ohne sie anzusehen, schüttelte sie die Frau ab.
    »Verpiss dich.«
    Camilla sah sich nach Chris um. Er hielt die zweite Frau fest. Sie war zierlich, reichte ihm nur bis zur Brust. Blanke Panik stand in ihrem überschminkten Gesicht, das sich immer mehr zu einer Fratze verzerrte.
    »Bevor du noch einmal über andere herziehst, die nicht so künstlich aussehen wie du, schau erst mal in den Spiegel und wisch dir die bescheuerte Kriegsbemalung aus dem Gesicht, klar, Barbie-Girl?«
    Er ließ sie los. Die junge Frau brach wimmernd in die Knie. Keine ihrer Freundinnen wagte sich an Chris vorbei. Er wirkte wie ein hasserfüllter Rachegeist, der sich weit über der Frau erhob.
    Kichernd blickte sich Camilla um.
    Die Wartenden

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