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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Kopf. »Das geht nicht.«
    Nathanael ließ die Hand sinken. »Die Stadt, Olympia und ihre Folgemodelle, Andreas und die vielen Toten würden ohne Amadeo und mich nicht existieren. Verstehst du? Das, was wir verwirklichen wollten, hat einen Albtraum manifestiert, aus dessen Kreislauf wir nicht ausbrechen können.«
    »Deshalb?«, fragte Chris.
    Nathanael nickte. »Andreas ist nicht der Einzige, der von Hass und Liebe verblendet seine Ziele verloren hat.«
    In Camillas Hals bildete sich ein harter Kloß. »Sie sprechen von sich und Olympia?«
    »Nicht nur.« Er machte eine unbestimmte Handbewegung.
    »Es sind noch so viele Fragen offen.«
    »Das weiß ich, Camilla, aber es ist nicht klug, Christoph und dir alles zu erzählen, denn die Wahrheit ist viel weitreichender. Deswegen will ich, dass ihr fern von Ancienne Cologne seid, wenn ich meine Geschöpfe gegen Amadeo in den Krieg führe.«
    »Sie wollen sich und ihre Wesen opfern, um den Normalzustand vor allen Veränderungen herzustellen?« Chris’ Stimme klang schrill. In seinen Augen brannte verletzte Wut. Nathanael kam zu keiner Reaktion. »Das wird die Zeit nicht zurückdrehen und keinen Einfluss auf die Leben nehmen, die bereits von Amadeo und Ihnen berührt oder verändert wurden. So sieht die Wahrheit aus.« Er unterstrich seine Worte mit einer wütenden Handbewegung.
    »Ich kann aber die Gefahr, die wir bedeuten, aus der Welt schaffen …« Nathanael fuhr herum.
    Erschrocken folgte Camilla seinem Blick. Leider sah sie wenig. Lediglich die Erschütterungen einer entfernten U-Bahn zuckten durch den Boden.
    »Geht!«
    Nathanael packte sie unsanft an der Hand und zerrte sie vom Bunker fort.
    »Beeilt euch!«
     
    Das Gefühl, nicht allein zu sein, verfolgte sie noch eine ganze Weile. Camilla war sicher, dass Nathanael nicht nur geblufft hatte, um sie loszuwerden. Verfolgte Grimm sie etwa? Zumindest steckte dessen Waffe sicher in Nathanaels Mantel. In diesem Punkt fühlte sie sich beruhigt. Allerdings vergaß sie auch nicht die Andeutung, dass mehr Halbmenschen und Maschinen für ihn arbeiteten. Unwillkürlich materialisierte das Urlaubsbild von Grimm und seiner Freundin vor ihren Augen.
    Was hatte Nathanael gesagt? Grimm sei nicht der Einzige, der von Hass und Liebe verblendet worden sei?
    Ihr wurde kalt. Die Vorstellung, ein weiteres Wesen wie Grimm als Gegner zu haben, gefiel ihr nicht.
    Flucht? Offenbar blieb ihnen vorerst keine andere Wahl. Darin schienen sie sich wortlos einig zu sein.
    »Wohin?«
    »Zu Melanie.«
    Chris führte Camilla auf dem schnellsten Weg zu der nächstgelegenen U-Bahnstation. Sie gingen die Schienen der Rangierstrecke entlang, bis sie das reguläre Netz erreichten. In den Tunneln des befahrenen Schienennetzes achtete Chris sehr genau darauf, dass ihnen nichts geschah. Er warnte Camilla immer, bevor ein Zug kam, und verbarg sich mit ihr in Nischen oder auf Nebenstrecken.
    Das Gefühl, aus einem bizarren Traum in die Wirklichkeit zurückzukehren, manifestierte sich. Bislang schien die Welt den Atem angehalten zu haben, doch jetzt raste die Zeit. Das Gefühl ähnelte ihrem Eindruck nach der tödlichen Stille auf der Museumsinsel.
    Die Realität stampfte durch ihre Welt. Das Beben des Bodens, wenn Züge vorüberfuhren, erschütterte sie. Die gelben, gedrungenen Maschinen gerannen zu einem Sinnbild atemloser Hektik, die sie in den vergangen Tagen vollkommen ausgeblendet hatte. Sie wusste nicht genau, wie viel Zeit vergangen war, seit sie in Ancienne Cologne angekommen war. Den Tagen war ein anderer Rhythmus zu eigen. Sie empfand plötzlich Angst vor dem Kontakt mit anderen Menschen. Diese Personen wussten nichts von der Bevölkerung Ancienne Colognes , dem Sandmann und dem Mysterium um die beiden Uralten, die so dicht in ihrer Nähe lauerten. Wie bizarr flach doch die Realität angesichts der Wahrheit unter dem Schleier des Verborgenen wirkte.
    Beruhigend legte Chris ihr einen Arm um die Schultern. Dieser wunderbare Mann war ihr Ruhepol. Sie ging schweigend an seiner Seite. Auf dem Weg wechselten sie nur die notwendigsten Worte. Sie fand Zeit, um sich über Nathanaels Worte Gedanken zu machen. Sein Leben wurde von Amadeo grundlegend verändert. Anhand des freundlichen, fast gütigen Verhaltens zu urteilen, das Nathanael seit seiner Wandlung zu eigen war, musste Amadeo nachhaltigen Schaden in ihm angerichtet haben. Reichte ein Gedanke von ihm? Aus eigener Erfahrung konnte sie einschätzen, dass wohl eine gewisse Grundeinstellung zu der Person

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