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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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und schnell, als wollte es in ihrer Brust zerspringen. Dennoch konnte sie nicht anders, als zu laufen. Eine unheimliche Macht zwang sie, sich bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit zu beanspruchen.
    Während sie durch den zweiten Rundbogendurchgang in einen anderen Flur hetzte, spürte sie einen stechenden Schmerz in der Seite, der sie zusammenfahren ließ. Das konnte sie jetzt als Letztes gebrauchen! Krampfhaft versuchte sie, das Gefühl zu ignorieren und es gelang, sodass sie ihre Geschwindigkeit nicht einbüßte.
    Je näher sie dem Ende des Flurs kam, desto mehr Panik durchströmte sie. Verzweifelt suchte sie die Wände rechts und links ab. Türen, nur Türen … und eine davon war verglast. Sie hatte ein Treppenhaus erreicht.
    Als sie darauf zurannte , wurden Grimms Schritte hinter ihr plötzlich schneller. Die Vorstellung des fleischfressenden Monstrums erwachte blutiger und grausamer als zuvor. Allein der Schreck, der mit dem Bild einherging, gab ihr Kraft. Sie riss die Tür auf, hörte, wie sie dumpf gegen die Wand schlug und Glas zersplitterte.
    Einen Herzschlag später prallte Grimm ungebremst gegen die Tür. Das Bersten des Holzrahmens hallte in dem Treppenhaus nach.
    Camillas Herz hämmerte noch härter. Sie glaubte, an ihrer Angst ersticken zu müssen. Panisch rannte sie die steinernen Stufen hinab und schrammte auf Höhe des Zwischenpodestes mit einem Arm unsanft an der Wand entlang. Dann griff sie nach dem Geländer und zog sich in die Mitte. Der neue Schwung ließ sie mit einem Satz mehrere Stufen nach unten überwinden. Grimm hechtete hinter ihr her. Ein dumpfes Poltern hallte nach. Camilla sah zum ersten Mal über die Schulter. Der Polizist hatte seinen Schwung unterschätzt, war von der Wand abgeprallt und zurückgeschleudert worden.
    Trotz des Seitenstechens und der Atemlosigkeit versuchte sie, noch mehr aus ihrem Körper herauszuholen. Sie spürte sogar, dass sie den Grad der Erschöpfung überwand. Die Bewegungen gelangen ihr plötzlich leichter und sie fühlte keinen Schmerz mehr. Nur die Luft rann wie Lava durch ihre Kehle.
    Ihre Füße flogen über die Stufen. Die Möglichkeit, entkommen zu können, gewann an Realität.
    Sie erreichte den Keller, der im Gegensatz zu den Fluren und der Halle oben in grelles Neonlicht getaucht war. Der Anblick weißer Wände, des gewölbeartigen Ganges und des kleingefliesten Fußbodens vermittelten das Bild eines Horrorfilms. Sie zögerte keine Sekunde. Mit schnellen Schritten rannte sie weiter.
    Rechts und links gingen Türen ab, alle in anonymem Grau. Am gegenüberliegenden Ende entdeckte Camilla einen anderen Treppenaufgang und einen Lastenaufzug. Bis dahin würde sie es nie schaffen, denn schon folgten ihr wieder das wütende Schnaufen und die schweren Schritte.
    Verbissen rannte sie weiter. Er zog mit seinem Tempo noch einmal an. Sie hörte die kleinen, harten Schritte seines Sprints.
    Sie musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass ihr Vorsprung gegenüber dem trainierten Mann schmolz. Das Luftholen fiel immer schwerer, ihre Lungen pressten sich zusammen und die Muskeln ihrer Beine wurden zu Bleigewichten.
    Der Abstand zu dem Aufzug nahm nicht ab. Fast glaubte sie, dass der Flur länger wurde.
    Renn! , brüllte etwas in ihr und trieb sie zu noch größerer Eile an. Lauf um dein Leben, denn er ist dein Tod!
    Sie hetzte mit weit ausgreifenden Schritten weiter.
    Die nächste Tür links! , befahl die Stimme in ihrem Kopf. Camilla folgte dem Impuls blind. Der Gedanke half ihr ein letztes Mal, alle Kräfte zu mobilisieren. Fast erwartete sie, dass die Klinke sich nicht hinabdrücken ließ oder die Tür abgeschlossen war, doch sie ließ sich problemlos öffnen.
    Atemlos stolperte Camilla in einen dunklen Raum und schlug die Tür hinter sich zu. Es war so dunkel, dass sie die Hand nicht vor Augen sah. Panisch suchte sie nach einem Schlüssel im Schlüsselloch. Eine Woge der Erleichterung überflutete sie, als sie ihn fand und er sich problemlos drehen ließ. Sie tastete nach einem Lichtschalter, aber ihre Finger fanden nichts.
    »Wohin?«, fragte sie unsicher.
    Die Stimme, die sie hierher geführt hatte, schwieg.
    Grimm würde sie binnen weniger Herzschläge finden. Der Raum war vielleicht eine Falle.
    Hastig kramte Camilla ihr Handy heraus und klappte es auf, um im Licht des Displays zu sehen, ob es eine provisorische Waffe oder ein Versteck gab.
    In hintereinander aufgereihten Regalen lagen Bettlaken, Bezüge und OP-Hemden, aber als Waffe konnte sie

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