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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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nichts davon nutzen. Ihr Mut sank.
    Grimm schlug mit Schwung von außen gegen die Tür. Camilla fuhr zusammen. In dem Moment bemerkte sie etwas Metallenes, das verborgen hinter einem Regal lag.
    Grimm rüttelte wie ein Irrer an der Klinke.
    Camilla federte hinter die Wäscheberge und ging in Deckung. Scheinbar behinderte er sich selbst, denn er riss immer noch an der Tür, wodurch sie Zeit gewann. Sie betrachtete das, was sie gesehen hatte. Es war der rostige Griff an einer uralten Stahltür, deren Bänder mit gewaltigen Nieten versehen waren. Sie fragte sich nicht, wohin der Durchgang führte, dazu war sie viel zu angespannt.
    Das Licht ihres Telefons erlosch.
    Camilla tastete nach dem Knauf und obwohl sie nicht damit gerechnet hatte, schwang die Tür auf.
    Mit angehaltenem Atem schob sie sich hindurch und blieb stehen. Klamme Kälte wehte ihr entgegen, der Geruch nach feuchtem, altem Stein, Moder und Fäulnis. Weit entfernt rauschte Wasser. Krallen von Ratten oder Mäusen schabten über den Boden.
    Gewaltsam wurde die Tür zur Wäschekammer aufgestoßen.
    Camilla wirbelte herum. Aus ihrer Deckung gewahrte sie Grimm im Gegenlicht des Flurs. Er wirkte noch monströser, als sie ihn in Erinnerung hatte. Hinter ihm tauchte ein zweiter, riesenhafter Mann auf, dessen schaufelartige Hände hinabpendelten und dessen Kopf unnatürlich deformiert war.
    Renn! Sie sind dein Tod!, brüllte die Stimme lauter denn je in ihrem Kopf.
    Ihr Herz hämmerte so hart, dass sie glaubte, Grimm oder das Ungeheuer könnten es hören. Geistesgegenwärtig warf sie die Tür zu.
    Ihre Erleichterung schlug schnell wieder in Schrecken um, als sie im Licht des Handys entdeckte, dass ihr Fluchtweg keine Rückkehr bot. Mangels einer Klinke kam sie nicht zurück in die Klinik, zumal sie damit rechnete, dass Grimm diese Tür ebenfalls finden würde. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich einen anderen Weg nach oben zu suchen.
    Der Tunnel war grob gemauert und schloss sich dicht über ihrem Kopf in einem Tonnengewölbe. Staubige Spinnweben hingen von der Decke. In den Fugen der Ziegel hatten sich Schimmel und Moos gesammelt. Wassertröpfchen schimmerten in dem kränklich fahlen Licht ihres Telefons. Kleine Schatten huschten vor ihr davon. Eine langbeinige Spinne zog sich dicht vor ihrem Gesicht wieder nach oben. Camilla erschrak kaum vor ihr. Während jeden Atemzugs rasselten Camillas Lungen, als wäre darin etwas kaputt gegangen. Staub und Schimmel in der Luft hinterließen einen widerlichen Geschmack auf ihrer Zunge. Sie fühlte sich elend und erschöpft, dennoch wäre es unklug gewesen, länger stehen zu bleiben.
    Sie leuchtete in den Gang nach links und rechts. In beiden Richtungen sah er gleich aus.
    In dem tiefen Staub auf dem Boden krabbelten Käfer von ihr fort. Sie überlegte, wohin sie sich wenden sollte, um wieder in die Freiheit zu gelangen, konnte es aber nicht sagen. Ihr Gefühl riet, sich links zu halten, um an anderer Stelle in die psychiatrische Klinik oder zumindest auf deren Gelände zurückzukommen. Wenn diese Tunnel nicht uralte Fluchttunnel waren, gehörten sie sicher zu älteren Häusern der Charité.
    Vorsichtig und geduckt ging sie nah an der Wand entlang. Auch wenn sie sich ekelte, in Schimmel zu greifen oder eine Spinne auf der Hand sitzen zu haben, wusste sie, dass ihr Telefon die einzige Lichtquelle war, die ihr zur Verfügung stand. Wenn der Akku nicht mehr mitspielte, steckte sie wirklich in der Klemme. Sie schaltete es aus und schob es in die Jackentasche.
    Nach einer Zeit gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Von irgendwoher gelangte manchmal ein schwacher Lichtschimmer in die Gewölbe. Sie vermutete, dass es durch Kanaldeckel drang. Auch wenn sie nichts klar erkennen konnte, bemerkte sie doch andere Tunnel oder Schächte.
    Ihre Atmung hatte sich wieder beruhigt. Zum ersten Mal merkte sie, wie schlecht ihr Körper trainiert war. Tägliches Radfahren und Joggen waren definitiv nicht ausreichend, wenn man um sein Leben rennen musste.
    Sie versuchte, sich von den Ereignissen abzulenken, was ihr nicht gelang. Die sich in Sand zersetzenden Augen verfolgten sie immer wieder. Automatisch dachte sie an Grimm. Vielleicht war er immer noch hinter ihr her. Langsam manifestierte sich die Idee, dass er andere Möglichkeiten haben könnte, um sie zu beobachten. In ihrer Fantasie öffneten sich steinerne Lider in den Wänden, sobald sie eine Stelle passiert hatte, und Blicke folgten ihr. Sofort fühlte sie sich beobachtet.

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