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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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lediglich mitleidige Blicke streiften ihn. Die meisten Leute schienen ihn zu kennen. Nur ein alter Mann, der eine noch ältere Frau im Rollstuhl schob, ereiferte sich über den kurzen Ausbruch. Camilla strafte ihn mit Ignoranz, was ihn noch mehr aufzuregen schien.
    Der Aufzug stoppte. Als sich die Türen öffneten, drängten sich einige Kinder auf den Gang. Ihre Eltern folgten etwas langsamer.
    Christoph lehnte sich an die Rückwand der Kabine, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Sein düsterer Blick ging an allen vorbei. Angestaute Wut auf sich und die ganze Welt. Momentan war es klüger, ihm nicht zu sehr auf die Pelle zu rücken. Sie fürchtete ihn in keiner Weise, aber bedrängen wollte sie ihn auch nicht.
    »Wie ist das passiert?«, fragte Chris, nachdem Weißhaupt die Etage gewählt hatte und sich die Türen schlossen. »Ist Melanie niedergeschlagen worden?«
    Christophs gereizter Tonfall prallte an dem Kommissar ab.
    Weißhaupt schüttelte stoisch den Kopf. »Es gab keine offensichtliche Gewalteinwirkung.«
    »Wäre es möglich, dass ein mentaler Angriff Grimms solche Folgen hat?« Camilla verfolgte den Gedanken weiter, noch ehe der Polizist antwortete. Wenn Grimm mit seinen Kräften physischen Schaden anrichten konnte … Sie tastete nach der Wand.
    »Wahrscheinlich trifft genau das zu. Matthias vermutet auch so etwas.«
    »Sollte Melanie bei Bewusstsein sein, können wir sie fragen. Sie kennt Grimm ja.«
    »Leider.« Ungeduldig schob er die sich öffnenden Fahrstuhltüren auseinander und drängte hinaus. »Das alles ist schrecklich. Ich wünschte mir, Andreas nie in meine Ermittlungen einbezogen zu haben.«
    »Das ist kaum Ihre Schuld. Ralph hätten Sie nicht von Melanie fernhalten können. Er scheint die undichte Stelle zu sein.«
    Etwas in Weißhaupts Mimik änderte sich. Er wirkte von einem Moment auf den anderen verbissen. Ohne ein weiteres Wort schritt er aus. Was immer er vorhatte, es gefiel Camilla nicht. Hinter der nächsten Gangbiegung verstand sie seine Reaktion. Ralph saß auf einem der Stühle im Flur. Konnten die beiden Beamten diesem Mistkerl nichts nachweisen?
    Chris stürzte sich auf Ralph. »Du elender Drecksack.«
    »Was …?«
    Ohne eine Vorwarnung rammte Chris ihm eine Faust in den Magen.
    Leiser Applaus ließ Camilla herumwirbeln. In einem Alkoven lehnte Habicht an der Wand. Zwei uniformierte Beamte, mit denen er sich vermutlich unterhalten hatte, spannten sich. Einer trat auf Chris zu. Habicht zog ihn am Arm zurück.
    »Das ist was sehr Persönliches zwischen den beiden. Mischt euch nicht ein.«
    Irritiert gehorchte der Beamte. Sein Kollege schien das anders zu sehen. Er zückte Block und Kugelschreiber. »Name, Anschrift …«
    »Haben Sie Oberkommissar Habicht eben nicht zugehört?« Weißhaupts Stimme senkte sich zu einem drohenden Knurren.
    Innerlich beglückwünschte Camilla die beiden Kommissare für ihre klare Stellungnahme. Die beiden waren wirklich nicht übel, nur etwas raubeinig.
    Weißhaupt schob Chris unsanft von dem blutenden Ralph fort und deutete auf das Zimmer rechterhand. »Geht zu Melanie. Ich muss hier noch einiges klären.«
     
    In den weißen Laken ging Melanies bleiches Gesicht fast unter. Sie lag still, fast wie eine Tote. Ihre schlanken Finger ruhten auf der Decke. Eine Infusionsnadel steckte in ihrem Handrücken. Verschiedene Apparaturen blinkten. Die Lider hielt sie geschlossen. Lediglich an den schnellen Atemzügen erkannte Camilla, dass sie nicht schlief.
    Eine schmaler Streifen Sonnenlicht fiel durch die vorgezogenen Gardinen und zeichnete eine feine Lichtlinie über den Boden und das Deckbett. Der Raum erinnerte an ihr Zimmer in der Charité. Es unterschied sich nur in einem zu diesem hier. Es war kein Einzelzimmer.
    Camilla fühlte sich schuldig. Wahrscheinlich hätte Chris eingreifen können, wäre er da gewesen. Warum hatte sie seine Zweifel außer Acht gelassen? Er war viel sensibler, als es den Anschein hatte. Wortlos strich Chris über ihren Rücken. Die Berührung sollte sie beruhigen, allerdings fühlte sie sich nur noch schlimmer.
    »Melanie?« Camilla trat näher an das Bett ihrer Freundin.
    Langsam wandte die Ärztin ihr den Kopf zu und schlug die Augen auf. Camilla erschrak. Die Pupillen waren erweitert und dunkel.
    Melanie versuchte zu lächeln, aber es misslang kläglich.
    Camilla schossen Tränen in die Augen.
    Chris neigte sich zu Melanie. »Wie geht es dir?«
    »Könnte besser sein«, antwortete sie leise.
    Camilla verstand sie

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