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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Dank.«
     
    Weißhaupt wies ihnen das Zimmer seiner Tochter zu und ließ sie einen Moment allein, um frische Bettwäsche zu holen.
    Camilla gähnte hinter vorgehaltener Hand. Sie war todmüde. Trotz allem schockierte sie der Anblick des Zimmers.
    Der Raum war lang und schmal, völlig verschnitten, aber es war das typische Jugendzimmer eines Mädchens. Poster von Pink, Amy Winehouse , Dir en Grey, Nightwish und Unheilig mischten sich mit romantischen Gothic -Gemälden von Victoria Francis, aber auch Manga- und Anime-Serien wie Death Note, Black Buttler und Bleach . Dazwischen hingen Fotos von Manga- Conventions , auf denen diverse Leute in den einschlägig bekannten Kostümen bekannter Serienfiguren steckten und Gothic Lolita-Kostümen. Sie stöhnte auf.
    » Cosplayer .«
    Chris nickte zustimmend. »Verrückte im Fummel.«
    Insgeheim stimmte sie ihm zu, aber sie wusste auch von den Mühen, die die Cosplayer in ihre Auftritte steckten.
    »Sag das nicht zu laut, die Kids stecken da all ihre Freizeit und ihr Geld rein. Die Kostüme zu nähen ist schon eine heftige Aufgabe.«
    »Ich bin ein Punk – du weißt? Pöbel und Gesocks .« Er wies auf die bepflasterten Wände und die grauenhaft kitschige Einrichtung. »Damit kann ich nicht sonderlich viel anfangen.«
    Erneut musste sie ihm zustimmen. Sie standen im El Dorado einer Gothic -Barbie.
    Über dem schmalen Stahlrohrbett hing ein Moskitonetz mit aufgenähten Stoffrosen und Glitzersteinchen. Die Bettwäsche stellte eine Cover-Szene aus Victoria Francis’ » Favole – Tränen aus Stein« dar, das Mädchen, das einen Steinengel umarmt.
    Ein Schreibtisch stand unter dem Fenster. Ausgeblichene Ausdrucke aus Favole klebten an den Türen. Am Kleiderschrank hing ein ovaler Spiegel mit selbstklebenden Ornamenten. Schwarze Stoffrosen klemmten im Rahmen.
    In einem blassvioletten Sessel saßen Plüschtiere verschiedenster Art. Auf dem Bett lagen rosa Satinkisschen mit Rüschen und schwarzer Spitze.
    »Schockiert?«, fragte Weißhaupt, als er eintrat.
    Chris nickte. »Gruselig.«
    Der Kommissar lächelte. »Ganz meine Meinung.«
    Er war nicht der Typ Mann, der sonderliches Verständnis für die Schwarz-Kitsch-Phase seiner Tochter aufbrachte. Viel mehr schien er darauf zu warten, dass sie diesen Abschnitt der Pubertät schnell hinter sich brachte. Er reichte Camilla neutrales Bettzeug.
    »Wo ist Ihre Tochter eigentlich?«, fragte sie.
    »Sie lebt bei ihrer Mutter in Hamburg. Eigentlich besucht sie mich nur in den Ferien, wenn hier Conventions oder Events stattfinden oder an Feiertagen.«
    Sie hörte den Schmerz aus seinen Worten.
    »Mein Beruf ist nicht sonderlich familientauglich. Daran ist meine Ehe auch zerbrochen.« Er wartete nicht auf eine Reaktion. »Schlaft gut, ihr beiden.«
     
    Camilla schrak hoch. Zumindest wusste sie dank der Rosen und Glitzersteine an dem künstlichen »Leichenschleier« sofort, wo sie sich befand. Die Helligkeit hob zu allem Unheil neue Details aus der Kitsch-Gruft hervor.
    Sie blinzelte. Leider verschwand das Bild nicht. Sie verachtete diesen Romantik-Quatsch bis in die Grundfesten.
    Chris lag noch immer flach auf dem Bauch, vollständig angezogen, so wie er eingeschlafen war. Ein Arm ruhte über ihrer Taille. Seine gleichmäßigen Atemzüge zeugten von der Tiefe seines Schlafes.
    Behutsam befreite sie sich und streckte ihre tauben Glieder. Während sie sich anzog, betrachtete sie ihren Freund. Das warme Gefühl, das er in ihr auslöste, war unbeschreiblich schön. Sie liebte ihn. Ein Leben ohne Chris war unvorstellbar. Die Woge zärtlicher Gefühle drängte sie, ihn sanft auf die Wange zu küssen, wovon Chris nichts mitbekam. So leise sie konnte verließ sie das Zimmer. Vielleicht war der Kommissar bereits auf den Beinen und hatte Nachricht von Habicht. Der Duft nach frischem Kaffee lag in der Luft. Sehnsüchtig schloss sie die Augen.
    Etwas prallte gegen ihr Schienbein. Eine der Katzen huschte um ihre Füße und versuchte, sich in das Kinderzimmer zu mogeln. Rasch schloss sie die Tür. Die Katze stieß unsanft mit der Nase dagegen und gab einen unwilligen Laut von sich.
    »Max und Moritz haben im Kinderzimmer nichts zu suchen.«
    Camilla fuhr zusammen.
    Weißhaupt saß in seinem Sessel und nippte an seiner Tasse.
    Seine Stimme klang erschöpft und tonlos. »Setz dich, Camilla.«
    Irgendetwas musste vorgefallen sein. Sie zögerte, folgte aber schließlich seiner Aufforderung und ließ sich auf einer Kante des Sofas nieder.
    Er sah übernächtigt

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