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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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aus. Unter seinen Augen lagen tiefdunkle Schatten. Hinter vorgehaltener Hand gähnte er.
    »Sie haben nicht geschlafen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Dazu kam ich nicht.«
    Camilla versteifte sich. »Was ist passiert?«
    Melanie oder ihre Eltern? Irgendetwas musste vorgefallen sein. Eine ungute Vorahnung breitete sich aus.
    Er senkte den Blick. »Melanie wurde angegriffen und schwer verletzt.« Seine Stimme ging in einem rauen Krächzen unter.
     

Kapitel 19
    Fakten und Wunder
     
     
    S eit sie Chris geweckt und ihn mit der Situation konfrontiert hatte, schwieg er. Seine Mimik sprach Bände, die Muskeln an Kiefer und Schläfen traten hervor. Seine sonst so warme, freundliche Natur zog sich unter einen Eispanzer zurück, den niemand durchdringen konnte. Seine Gefühle nachzuvollziehen, fiel Camilla leicht. Er hatte seine beste Freundin nicht beschützen können, weil er Camilla nicht allein lassen wollte. Auf dem Weg zur Charité starrte er aus dem Fenster. Wahrscheinlich bemerkte er seine Umwelt nicht einmal.
    Schuldig – dieser Gedanke lastete auf ihm nicht weniger stark als auf ihr. Am liebsten hätte sie geheult, doch damit half sie niemandem. Die depressive Leere erinnerte an die ersten Stunden, nachdem sie von Theresas Tod erfahren hatte.
    Seltsam, wie viel Melanie ihr bedeutete. Die freundschaftliche Wärme durfte nicht einfach versiegen.
    Die Stille im Wagen schmerzte. Camilla sah Weißhaupts Gesicht im Rückspiegel. Es wirkte grau und abgespannt. Mit stumpfem Blick starrte er auf die stark befahrene Straße. Seine großen, groben Hände krampften sich um den Lenker. Er litt nicht weniger als Chris und sie. Konnte es sein, dass der Kommissar mehr für Melanie empfand? Wenn ihre Vermutung stimmte, war Weißhaupt das Glück wirklich nicht hold.
    Chris regte sich neben ihr. Sie griff nach seiner Hand. Seine Haut fühlte sich kalt an. Schlaff lagen seine Finger in ihren. Als er sich ihrer Berührung entzog, brannte sich diese Geste durch ihr Herz. Sie musste schlucken.
    War das nur eine Krise, oder das Ende ihrer Beziehung?
    Chris starrte noch immer teilnahmslos hinaus. Seine Art, sich zurückzuziehen, erschreckte sie.
    »Entschuldige«, flüsterte sie.
    Chris schüttelte den Kopf. »Es war meine Entscheidung. Ich wollte bei dir bleiben, weil ich mehr Angst hatte, dich zu verlieren.«
    »Du hast deine Ziehmutter deswegen …«
    »Es war meine Entscheidung.« Er wandte sich ab.
    Diese Reaktion tat weh, auch wenn sie Verständnis dafür hatte.
    Nach einer Weile senkte er den Kopf. »Ich bin nicht wütend auf dich, mach dir keine Gedanken. Gib mir nur etwas Zeit, okay?«
    Sie nickte. Warum konnte sie seine Gedanken nicht lesen? Sie war darauf angewiesen, seine Gefühle zu interpretieren und aus seiner Körpersprache Rückschlüsse zu ziehen.
    Nach einer Weile legte er einen Arm um sie. In der Geste unterschied sich etwas zu seiner bekannten Nähe. Die zärtliche Wärme schien immer noch da zu sein, aber das Bedürfnis dahinter war ein anderes. Die unbeholfene, etwas menschenfremde Hilflosigkeit in seinen Augen verdeutlichte, dass er dieses Mal nicht für sie da sein konnte. Er brauchte sie.
     
    Die Flure der Charité weckten unangenehme Erinnerungen. Obwohl es ein anderes Gebäude war, fühlte sich Camilla beengt, als würde Grimm sie bedrängen und jagen. Mühsam versuchte sie, ihre beklemmenden Eindrücke zu verdrängen.
    »Wer hat Melanie eigentlich entdeckt?«
    Weißhaupt, der vor ihnen ging, blieb stehen, um sie aufschließen zu lassen.
    »Matthias«, antwortete er einsilbig.
    »Habicht?« Er wollte zwar zu ihr fahren, aber wäre es nicht logischer, wenn Ralph sie gefunden hätte? Ungläubig schüttelte sie den Kopf. »Wo war Ralph?«
    Der Kommissar zuckte mit den Schultern. »Der lag oben im Bett und hat allem Anschein nach geschlafen.«
    Chris blieb stehen. »Was genau ist passiert?« Seine Stimme klang noch immer tonlos dumpf.
    »Das würde mich auch interessieren.« Camilla maß den Kommissar mit einem vorwurfsvollen Blick. »Bisher haben Sie ja an Details gespart.«
    »Matthias ist nach eurem Telefonat zu Melanie gefahren. Die Tür stand offen und Melanie lag im Flur. Es muss ein schrecklicher Anblick gewesen sein …«
    »Was hat sie?«, fragte Chris ungeduldig.
    »Eine Gehirnblutung.«
    Chris versetzte der Aufzugtür einen Tritt. Patienten, Besucher und Schwestern drehten sich nach ihm um. Ein paar wichen ihm aus. Seine Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Das Personal ignorierte sein Handeln,

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