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Glaub an das Glueck, Annabelle

Glaub an das Glueck, Annabelle

Titel: Glaub an das Glueck, Annabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennie Lucas
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Bilder mögen technisch perfekt sein, aber ihnen fehlt das Wichtigste. Leben! Sie wirken eingefroren … tot.“
    Genauso gut hätte er sie mitten ins Gesicht schlagen können.
    Meine Fotos wirken eingefroren? Tot?
    Nie zuvor hatte Annabelle sich so leer und einsam gefühlt wie in den letzten drei Tagen. Und das, obwohl Señora Gutierrez sie wie eine fürsorgliche Glucke bemutterte und ihr jedes Mal einen Snack und eine Thermoskanne mit Tee einpackte, wenn sie zu ihren Fotoexpeditionen aufbrach. Selbst die Stalljungen kümmerten sich rührend um sie und erinnerten sie an ihre eigenen Brüder, als sie noch Kinder waren. Es fühlte sich fast an wie … eine Familie.
    Bis auf den nagenden Schmerz in ihrem Herzen.
    Dabei wagte sie nicht einmal vor sich selbst zuzugeben, dass sie Stefano vermisste. Ganz schrecklich vermisste! Und diesmal gab es keinen Albtraum, der ihn mitten in der Nacht an ihr Bett rief. Tatsächlich hatte sie in den letzten Nächten überhaupt nicht geträumt.
    Wenn sie nicht wach lag und grübelte, fiel sie in einen unruhigen Schlummer. Im ersten Morgengrauen schlich sie sich aus dem Haus, um sich mit Arbeit abzulenken. Dabei bekam sie kaum mit, was sie tagtäglich fotografierte, wenn sie ehrlich war. Wie sollte sie auch, wenn sie sich die ganze Zeit darauf konzentrierte, Stefano nicht über den Weg zu laufen.
    Und jetzt das! Mit zitterndem Herzen hatte sie sein Urteil über ihre Fotos erwartet und natürlich gehofft, dass sie ihm gefallen würden. Stattdessen zerriss er sie verbal in tausend Stücke!
    Ich denke, sie sind nicht besonders aussagekräftig und ich habe eigentlich mehr erwartet, Miss Wolfe …
    Sein brutales Statement hing immer noch im Raum, während die Jungen sich ungewohnt leise und schüchtern einer nach dem anderen verdrückten.
    „Besser, ich schau mal nach den Pferden.“
    „Ich muss noch frisches Heu nachlegen.“
    „Und ich muss … auch irgendwohin …“
    Señora Gutierrez suchte erst gar nicht nach einer Ausrede, sondern ließ nur ein missbilligendes Grummeln hören und schloss nachdrücklich die Tür hinter sich und den Jungen.
    Mit schwimmenden Augen sah sie zu ihm. „Du … du willst mich bewusst verletzen, wegen … vorhin, oder?“
    „Hast du wirklich eine derart geringe Meinung von mir?“, fragte er barsch. „Denkst du, es macht mir Spaß, dich in dieser Weise zu kritisieren? Ganz bestimmt nicht, aber du wolltest ja unbedingt die Wahrheit hören.“
    Die Wahrheit! In Wahrheit hatte sie das Gefühl, Stefano würde ihr bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust reißen! Doch der Ausdruck in seinem Gesicht sagte ihr, dass er sie nicht absichtlich verletzen wollte, sondern offenbar jedes Wort so meinte, wie er es gesagt hatte. Er hielt ihre Arbeit tatsächlich für tot.
    Schön, aber leblos … wie ich selbst. Er brauchte es gar nicht laut auszusprechen. Seltsam, dass sie ganz tief in sich schon immer befürchtet hatte, eines Tages würde jemand auftauchen, der sie als talentlose Schwindlerin outete.
    „Ich … ich sollte jetzt gehen“, murmelte sie und wandte sich ab, um ihre Tränen zu verbergen.
    „Nein, bleib.“ Stefano umfasste ihr Handgelenk, doch Annabelle machte sich mit einem Ruck los.
    „Warum? Hast du nicht schon alles gesagt, was es zu sagen gibt?“
    „Du bist eine brillante Fotografin, Annabelle.“ Seine Stimme klang ernst und völlig aufrichtig. „Ich habe genügend Arbeiten von dir gesehen. Du kannst viel mehr als das hier.“
    „Vielleicht täuschst du dich.“
    „Du hast Santo Castillo bisher nur aus der Distanz betrachtet, aber du musst dich in diesen Ort einfühlen. Du musst hier leben und mit mir arbeiten.“
    „Arbeiten?“, fragte sie perplex. „Mit dir?“
    „ Sí , und mit den Pferden.“
    Im Geiste sah Annabelle sich schon mit der Heugabel in der Stallgasse stehen, anstatt sie durch die Linse ihrer Kamera zu betrachten. Sie dachte an harte Arbeit, Muskelkater, Schweiß und das Risiko, erleben zu müssen, wie sich ihr Camouflage-Make-up auflöste und ihr Geheimnis preisgab. Und sie dachte an die zwangsläufige Nähe zu Stefano. „Warum solltest du meine Hilfe bei den Pferden benötigen?“
    „Du bist es, die Hilfe braucht“, korrigierte er ruhig. „Du musst den normalen Tagesablauf auf der Hazienda kennenlernen. Du musst ihn fühlen … genau hier.“
    Ehe sie es verhindern konnte, hielt er eine Hand über ihr wild hämmerndes Herz, allerdings ohne sie zu berühren. Trotzdem hatte Annabelle das Gefühl, in Flammen zu stehen.

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