Glaub an das Glück, Madeline
dergleichen zu bemerken. Er drückte ihr kräftig die Hand und ließ sie dann wieder los.
„Also, Partner“, sagte er. „Was steht heute Abend noch so an?“
„Normalerweise schwimme ich nach dem Essen eine Runde.“
„Sehr schön, ich habe meine Badehose dabei.“
„Dann lass uns zurückfahren.“
„Klar, die Terrasse wartet ja auf uns. Nicht, dass sie sich nachher noch Sorgen um uns macht.“
Sie lachte, dann fiel ihr Richards strenger Zeitplan ein. „Wenn wir noch ein bisschen länger rumfahren, sind die Gäste schon weg, wenn wir zurückkommen“, bemerkte sie.
Spike klatschte in die Hände. „Siehst du, das meinte ich. Wir beide sind ein fantastisches Team, wir denken genau dasselbe.“
Er ließ den Motor an und bedeutete ihr, aufzusteigen.
Es tat weh, ihn so lässig und entspannt zu sehen. Aber so fühlte man sich eben, wenn man mit Freunden unterwegs war.
Als sie im Sattel saß, wartete er, bis sie den Helm geschlossen hatte. Diesmal legte sie gleich die Arme um seine Taille. Gerne hätte sie auch das Gesicht an seine Schulter geschmiegt, aber sie trug ja den Helm.
Und außerdem waren sie ja nur Freunde.
4. KAPITEL
Als sie zum Haus zurückkamen, waren alle Autos von der Auffahrt verschwunden und die meisten Lichter gelöscht.
„Die Party war aber früh zu Ende“, bemerkte Spike.
„Richard ist Frühaufsteher.“ Mad nahm den Helm ab und betrachtete das Motorrad. „Wo ist dein Gepäck?“
„Hier drin.“ Er deutete auf die schwarzen Satteltaschen. „Mehr brauche ich nicht.“
Er öffnete eine der Taschen, holte eine zusammengefaltete schwarze Sporttasche heraus und packte seine Sachen hinein – zusammengerollte Kleidung, einen Kulturbeutel, aber nichts, was auch nur im entferntesten an einen Schlafanzug erinnerte, wie Mad feststellte.
„Du kommt ja mit wenig aus“, murmelte sie.
„Von einer Seglerin ist das ein Kompliment, oder?“
„Allerdings.“
Drinnen trafen sie auf den Butler, der darauf bestand, Spike zu seinem Gästezimmer zu begleiten. Mad folgte ihnen und stellte so fest, dass Richard den Überraschungsgast in dem Zimmer untergebracht hatte, das am weitesten von ihrem eigenen entfernt lag.
Als der Butler gegangen war, fragte sie: „Ist das okay für dich?“ Das Zimmer war mit Antiquitäten eingerichtet, die handbemalte Tapete mit Blumenranken versehen.
„Wird schon gehen“, grinste Spike.
„Der Pool ist hinten im Garten. Du kannst ihn von hier aus sehen.“
Er trat zu ihr ans Fenster und zog die schweren Satinvorhänge zur Seite. Als er ihr über die Schulter blickte, schaute sie zu ihm auf. Sie war sehr groß für eine Frau und sehr durchtrainiert, doch neben Spike, der fast einen Kopf größer war als sie und mindestens vierzig Kilo schwerer, fühlte sie sich zart und feminin. Herrlich.
Sie standen so dicht nebeneinander, dass sie jede einzelne seiner Wimpern sehen konnte. Allerdings konzentrierte sie sich mehr auf seine vollen Lippen.
„Treffen wir uns unten am Pool?“, fragte er.
Als sie nicht antwortete, sah er sie stirnrunzelnd an. „Mad?“
„Äh, ja, das wäre schön.“ Hastig trat sie einen Schritt zur Seite. „Findest du den Weg?“
„Keine Sorge.“
Verträumt ging sie durch die langen Flure zu ihrem eigenen Zimmer. Dort holte die Realität sie jedoch mit einem Schlag wieder ein.
Der Raum war umgestaltet worden. Alles sah anders aus. Nicht nur das – jede Spur, dass es einmal ihr Zimmer gewesen war, war beseitigt worden.
Früher hatten die Wände in einem warmen, dunklen Rot geleuchtet, dass sie noch mit ihrer Mutter zusammen ausgesucht hatte. Jetzt war alles rosa, und überall gab es Spitzen – Spitzengardinen, ein Spitzenüberwurf auf dem Bett, Häkeldeckchen im Bad.
Kopfschüttelnd sah Mad sich um, und wünschte sich, man hätte ihr einfach eins der anderen Gästezimmer gegeben, statt dieses rosa Gefängnisses, in dem sie sich wie ein Fremdkörper vorkam. Sie war nun mal nicht weich und zierlich – und das war angesichts ihres Berufs auch besser so.
Ihre Crew auf dem Boot hätte sie als Ballast angesehen, wenn sie weich und zierlich gewesen wäre. Dort brauchte man Kraft und Ausdauer. Nur an Land galt Stärke bei Frauen als unattraktiv.
Und wenn schon. Dies war schließlich Richards Haus, und er konnte die Wände streichen, wie er wollte.
Sie schlüpfte in ihre Badesachen. Weil sie keinen Bademantel hatte, wickelte sie sich in ein Handtuch, als es an der Tür klopfte.
„Oh … hallo Richard.“ Hätte sie doch bloß
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