Glaub an das Glück, Madeline
dir die Kontrolle über meine Anteile zu entziehen.“
Für einen Augenblick blitzten Richards Augen wütend auf, dann wirkte sein Gesicht wieder völlig reglos. „Warum solltest du das wollen?“
„Weil es Zeit ist, dass ich meine Anteile selbst verwalte. Das ist alles.“
„Und wieso gerade jetzt?“
„Weil es jetzt geht.“
„Du hast doch vom Geschäft keine Ahnung.“
„Ich werd’s lernen.“
„Wie denn? Auf einem deiner Boote?“
„Ja.“
„Du bist dir aber schon im Klaren, dass Value Shop ein Milliarden-Dollar-Unternehmen ist.“
„Das spielt doch keine Rolle. Es könnte auch ein Kramladen sein, die Anteile gehören mir und ich will sie selbst verwalten.“
„Du hast kein Recht auf eine Stimme im Aufsichtsrat. Du kannst ja nicht mal eine Bilanz lesen. Warum bleibst du nicht auf dem Meer, wo du hingehörst, und überlässt das Geschäft den Leuten, die sich damit auskennen?“
Jetzt konnte Spike doch nicht mehr schweigen.
„Wie wär’s, wenn Sie sich im Tonfall mäßigen, Kumpel?“
„Könnten Sie mir den Gefallen tun und sich da raushalten“, zischte Richard.
„Wie gesagt, reden Sie ordentlich mit ihr.“
„Ist schon gut“, sagte Mad. „Ganz gleich, was er sagt, es wird nichts ändern.“
Nach langem Schweigen sah Richard Spike durchdringend an. „Ah, jetzt verstehe ich, warum Sie mit ihr hergekommen sind.“
Spike fragte sich, welche falschen Schlussfolgerungen der Mann gezogen hatte.
„Du kannst deinem Anwalt ausrichten, dass er auf den Kurier nicht warten muss. Ich werde das nicht unterschreiben, sondern meine Sachen packen und abreisen. Ich bin sowieso nur gekommen, um dir das mitzuteilen“, sagte Mad und schob die Hände in die Taschen.
„Es ist noch nicht vorbei“, sagte Richard eisig.
„Das glaubst du.“
Wieder schwieg Richard, dann sagte er: „Hör zu, warum bleibst du nicht bis zum Abendessen? Der Vorsitzende des Aufsichtsrates kommt. Oder noch besser, bleib bis Montag, da halte ich das Picknick für alle Anteilseigner.“
„Warum sollte ich? Damit du mich vor ihnen bloßstellen kannst? Ich werde meine Meinung nicht ändern.“
„Dann hast du ja nichts zu verlieren, oder? Wenn du mich in der Hand hast, kannst du ja auch den Vorsitzenden kennenlernen. Du bist ihm nie begegnet, oder? Wenn du nicht nur dem Namen nach Anteilseigner sein willst, wäre es schon gut, wenn du den Mann am Kopfende des Konferenztisches kennst, nicht wahr?“
Richard wirkte jetzt wieder völlig gelassen, doch als alter Pokerspieler erkannte Spike die Zeichen seiner Anspannung.
„Kontrollierst du noch immer Amelias Anteile?“, fragte Mad.
„Ja, und sie hat sich nie darüber beschwert. Du übrigens auch nicht. Bis jetzt.“ Wieder schaute Richard Spike an. „Ein erstaunlicher Sinneswandel.“ Er sah auf die Uhr. „Ihr könnt es euch ja noch überlegen. Aber wenn ihr abreist, dann sagt bitte dem Butler Bescheid, damit wir keine leeren Gedecke auf der Tafel haben. Und denk daran, jede Aktion führt zu einer Reaktion. Das solltest du dir gut überlegen, bevor du versuchst, es mit mir aufzunehmen, Schwester.“
Als Richard hinausgegangen war, ließ sich Madeline wieder in ihren Stuhl sinken. Mit einem tiefen Seufzen schlug sie die Hände vors Gesicht.
Spike beugte sich zu ihr hinüber, legte ihr die Hand auf den Rücken und massierte ihre Schulter. Ihr Körper zuckte, als hätte sie einen Schluckauf.
„Tut mir leid, dass es so gelaufen ist“, sagte er.
Langsam hob sie den Kopf, und verblüfft bemerkte er, dass sie lachte.
„Ich hab’s geschafft! Ich habe ihm die Stirn geboten!“ Sie kicherte übermütig. „Und natürlich bleiben wir zum Abendessen. Ich will diesen Vorsitzenden kennenlernen!“
Spike erwiderte ihr Grinsen, doch dann wurde er wieder ernst. Er wollte ihr sagen, wie stolz er auf sie war. Und sie dann küssen.
Ihr gelöstes Lachen berührte ihn tief, und er spürte, wie er sich immer mehr zu ihr hingezogen fühlte.
Nein, ich werde mich nicht in sie verlieben, sagte er sich streng. Das ist besser für sie und für mich.
5. KAPITEL
Neben seinen vielen anderen Attributen hielt sich Richard Maguire zugute, ein exzellenter Schachspieler zu sein. Also würde Madelines kleine Rebellion ihm keine Probleme bereiten.
Es war Punkt fünf, als Richard den Wagen in der Einfahrt parkte. Der Golfnachmittag war hervorragend verlaufen, und er hatte den Präsidenten von Organi-Foods fast da, wo er ihn haben wollte. Nun musste er nur noch seinen konservativen
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