Glaub an die Liebe, Kit
Zerbrechliches und Verletzliches verbarg, das in Sophie den Wunsch weckte, Kits Feindseligkeit abzumildern. „Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen.“
„Ganz meinerseits. Eine Freude und ein Privileg.“ Juliet drückte ihre Schultern, und Sophie begriff, dass sie damit ihre Dankbarkeit ausdrücken wollte. „Es ist ein so schöner Abend, ich dachte, wir essen auf der Dachterrasse. Philippe wird uns dort die Drinks servieren, und wir können uns ein wenig unterhalten. Ich möchte alles über die geplante Hochzeit hören.“
Ans Geländer der Terrasse gelehnt, atmete Kit den überwältigenden Duft der Pinien ein und wartete darauf, dass sich das Adrenalin aus seinem Blut verflüchtigte. Seine Mutter zu sehen, hatte die Vergangenheit wieder lebendig werden lassen. Die Bitterkeit. Den Hass. Die Wut. Seine Kiefermuskeln schmerzten, weil er ständig die Zähne zusammenbiss, um seinem Groll nicht laut nachzugeben.
Er war hergekommen, um Antworten zu erhalten, nicht um höfliche Konversation zu machen. Hinter ihm konnte er die Stimmen von Sophie und seiner Mutter hören, die sich über die wundervolle Aussicht unterhielten, über die Zitronenbäume, die in Tontöpfen auf der Terrasse standen, die Seidenkissen, die auf niedrigen Sofas lagen.
Er schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf Sophies Stimme. Allmählich beruhigten sich seine Nerven, sein Zorn verebbte. Dann hörte er, wie sich ein Mann näherte, der offensichtlich die Getränke brachte.
„Heute ist ein ganz besonderer Abend“, sagte Juliet. „Ich hielt Champagner für angebracht.“
Ihre Stimme klang genauso, wie er sie in Erinnerung hatte. Er setzte ein höfliches Lächeln auf und wandte sich um.
„Vielen Dank, aber ich muss noch fahren.“
„Oh, nein, ich fahre“, mischte Sophie sich rasch ein.
„Ist schon in Ordnung, außerdem bist du nicht versichert. Ich bleibe bei Mineralwasser.“
Kit beeilte sich, den Blick von Sophies gequälter Miene abzuwenden und schaute hinaus auf die friedliche Hügellandschaft.
„Ich kann verstehen, weshalb du Alnburgh verlassen hast“, sagte er, ohne sich die geringste Mühe zu geben, die Schärfe aus seinem Tonfall zu nehmen.
„Hier ist es auf jeden Fall wärmer“, erwiderte Juliet mit einem unbehaglichen Lachen. „Aber ich mag auch Alnburgh. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich es vermisse.“ Abrupt hielt sie inne, offenbar war ihr bewusst geworden, dass sie zu früh zu gefährliches Terrain betreten hatte. „Erzählen Sie mir von sich“, wandte sie sich an Sophie. „Womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt?“
Sophie trank einen Schluck Champagner. Zu spät bemerkte sie, dass Juliets Glas noch unberührt war. Wahrscheinlich hätte sie auf einen Toast warten müssen.
„Wenn ich sage, ich bin Schauspielerin, klingt das großartiger, als es ist“, sprudelte es aus ihr heraus. „Hauptsächlich kleinere Rollen im Fernsehen.“
„Wie aufregend.“ Ihr Blick wanderte zu ihrem Sohn hinüber. „Bestimmt schaffen Sie bald den großen Durchbruch.“
In diesem Moment kehrte Philippe mit einer Flasche Mineralwasser zurück. Er stellte sie auf den kleinen Tisch zwischen den beiden niedrigen Sofas.
„Und was ist mit dir, Kit?“, erkundigte Juliet sich. „Du bist bei der Armee?“
„Bombenentschärfung“, entgegnete er knapp. Im letzten Licht der untergehenden Sonne waren die Verletzungen auf seinen Wangen fast nicht mehr zu sehen.
„Ich habe deine Karriere so gut es geht verfolgt“, gestand sie. „In der Zeitung stand, dass du die Tapferkeitsmedaille verliehen bekommen hast. Ich bin so stolz auf dich.“ Sie lächelte traurig. „Obwohl ich dazu kein Recht habe, das ist mir bewusst. Aber Sie, Sophie, Sie müssen sehr stolz auf ihn sein.“
Die Frage traf sie völlig unvorbereitet – und zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Sophie kaute nämlich gerade auf einer scharf gewürzten Kichererbse, die sie aus einer der Schüsseln stibitzt hatte, die ebenfalls auf dem kleinen Tischchen standen. Deshalb konnte sie nur nervös nicken.
„Einen Toast auf euch beide“, sagte Juliet und hielt ihr unberührtes Champagnerglas in die Höhe. „Auf eure Hochzeit und eure gemeinsame Zukunft. Möge sie freudvoll und sorglos sein.“
Kit schaute zu Sophie, während er sein Glas Mineralwasser hob. Zu ihrer Schande musste sie feststellen, dass ihr Glas fast leer war.
„Auf uns alle“, erwiderte sie strahlend. „Auf eine glückliche Zukunft.“
Juliet trank einen winzigen Schluck
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