Glaub an die Liebe, Kit
Champagner, und Sophie bemühte sich krampfhaft, ihr Glas nicht gänzlich zu leeren.
„Jetzt müssen Sie mir aber wirklich alles über die Hochzeit erzählen“, wandte Juliet sich an Sophie. „Haben Sie schon ein Datum festgelegt?“
Sie schielte zu Kit hinüber. Er wirkte abwesend, fast gelangweilt, nur dass er ruhelos mit einem Finger auf die Lehne des Sofas tippte, verriet seine innere Anspannung.
„Bislang haben wir noch gar nicht entschieden, in welcher Form und wo wir heiraten möchten“, entgegnete sie. „Ich gehöre nicht zu den Frauen, die von elfenbeinfarbenen Seidenkleidern und gigantischen Hochzeitstorten träumen. Für mich kann der Rahmen gar nicht klein, die Feier nicht privat genug sein. Ein einsamer Strand wäre schön …“ Sie unterbrach sich. Gleich darauf beschlich sie das Gefühl, ein unbehagliches Schweigen lauere bereits in der Dunkelheit und warte nur darauf, sich über sie zu senken. Verzweifelt sprach sie weiter. „Viele meiner Freunde haben nur standesamtlich geheiratet, aber diese Zeremonien tendieren dazu, etwas seelenlos zu werden. Anschließend kommt man aus dem Zimmer und fragt sich, ob man gerade miterlebt hat, wie zwei Menschen geschworen haben, einander bis zum Tod zu lieben oder ob sie einen Antrag auf eine Baugenehmigung eingereicht haben.“
Ein wehmütiges Lächeln erschien auf Juliets Lippen. „Wie wäre es mit der kleinen Kapelle in Alnburgh?“, fragte sie vorsichtig. „Sie ist winzig, aber wunderschön.“
Der Vorschlag brachte die ohnehin angespannte Atmosphäre zum Überlaufen. Kit gab einen angewiderten Laut von sich und sprang auf. Seine Augen funkelten vor Zorn.
„Und leider nicht für öffentliche Hochzeiten zugelassen. Und da sich mittlerweile herausgestellt hat, dass ich gar kein Fitzroy bin …“
„Oh, Kit …“ Auch Juliet erhob sich. Ihre Miene wirkte fast trotzig, doch in ihrer Stimme lag Mitgefühl. „Ich habe mich gefragt, ob du es weißt. Ob du es schon selbst herausgefunden hast.“ Einen Moment senkte sie den Blick, um sich zu sammeln. „Deshalb wollte ich dich sehen. Du bist ein Fitzroy. Alnburgh gehört dir.“
7. KAPITEL
„Wovon, zur Hölle, sprichst du?“
Durch einen Nebel aus Adrenalin war Kit sich vage bewusst, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte und unverhohlene Wut in seiner Stimme mitschwang. Es war ihm völlig egal.
„Ich habe mit Ralphs Anwalt gesprochen. In Ralphs Testament steht eindeutig, dass ich rein gar nichts mit ihm zu tun habe, und er keinerlei Absichten hegt, seinen Besitz in die Hände deines unehelichen Sohnes fallen zu lassen.“
Juliet rang nach Atem, hielt jedoch den Blick fest auf Kit gerichtet. „Ich dachte mir schon, dass er so etwas versuchen würde. Deshalb habe ich Kontakt mit dir aufgenommen. Ralph war nicht dein Vater, Kit, sondern …“ Noch ein hektischer Atemzug. „… sondern sein älterer Bruder. Du, nicht Jasper, bist der rechtmäßige Erbe von Alnburgh.“
„Ralphs älterer Bruder?“
„Leo“, entgegnete Juliet ruhig. „Leo Fitzroy.“
Erinnerungen stiegen in ihm auf, änderten ihre Bedeutung, fügten sich neu zusammen. Ein Porträt in der großen Halle, bevor es an einen weniger auffälligen Ort verbannt wurde. Eine Uniform. „Er war Soldat“, stieß Kit rau hervor. „Er ist im Falklandkrieg gefallen.“
„Nein.“ Seine Mutter seufzte. „Er hat dort gekämpft. Und als er nach dem Krieg nicht nach Alnburgh zurückkam, haben die Leute das geglaubt. Ralph hat sich nicht die Mühe gemacht, diese Annahme zu korrigieren.“
„Was ist denn die Wahrheit?“
„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll … obwohl ich mir die Worte seit Wochen zurechtlege.
„Fangen Sie am Anfang an“, meldete Sophie sich von ihrem Platz auf der Couch. Sie hatte den Kopf gesenkt, sodass Kit ihr Gesicht nicht sehen konnte. Ihre Stimme klang ruhig und gefasst. „Erzählen Sie, wie Sie Leo kennengelernt haben.“
„Ich glaube“, murmelte Juliet, während sie zu einem der Zitronenbäumchen in den schlichten Tontöpfen ging und eine gelbe Frucht in die Hand nahm, „alles fing an, als ich Ralph getroffen habe. Ich hatte gerade die Schule beendet und war furchtbar naiv. Meine Eltern wollten, dass ich ein Mädcheninternat in der Schweiz besuche … hauptsächlich, weil sie nicht wussten, was sie sonst mit mir machen sollten, solange ich noch keinen passenden Ehemann gefunden hatte. An einem Wochenende hat mich eine Freundin eingeladen, sie zu einer Party nach Alnburgh zu begleiten.“
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