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Glaub an die Liebe, Kit

Glaub an die Liebe, Kit

Titel: Glaub an die Liebe, Kit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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Sie hob den Kopf und schaute Kit wieder unverwandt an. „Er hat ohne zu zögern auf Alnburgh verzichtet, aber einander konnten wir nicht aufgeben.“
    „Also bist du gegangen, um bei ihm zu sein.“ Im flackernden Licht der Kerze wirkte sein Gesicht maskengleich. Nur die Verletzungen waren der Beweis, dass er aus Fleisch und Blut bestand. „Hattest du einfach nur vergessen , mich mitzunehmen?“
    „Oh, Kit, so einfach war das nicht!“ Zum ersten Mal verlor Juliets Stimme ihre Sanftheit. „Du weißt genau, dass ich nicht gleich mit ihm fortgegangen bin. Anfangs haben wir versucht, uns zu trennen, aber tief in unserem Inneren wussten wir beide, dass es hoffnungslos war. Leo war unterdessen zur Luftwaffe versetzt worden und häufig im Ausland im Einsatz – immer dort, wo es besonders gefährlich war. Anschließend kehrte er zu mir zurück, und wir feierten, dass er eine weitere Mission überlebt hatte.“
    Unwillkürlich zuckte Kit zusammen.
    „Damals hat er dieses Haus gekauft, um einen Rückzugsort zu schaffen, an dem er wieder zu sich selbst finden konnte. Er wollte, dass wir zu ihm kommen und mit ihm hier leben … wir beide.“
    „Was ist passiert?“
    „Der Krieg um die Falklandinseln brach aus. Danach war Leo verändert. Er litt unter Schlaflosigkeit und sah manchmal Dinge, die gar nicht da waren. Anfangs glaubte er, das würde vorbeigehen, sobald er ein wenig zur Ruhe gekommen war. Doch es wurde nicht besser. Deshalb ist er in ein Krankenhaus nach London gegangen und hat sich gründlich untersuchen lassen.“
    Abrupt stand Kit auf, die Hände gegen die Schläfen gepresst. „Weiter“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    „Es hat eine Weile gedauert, bis ein Neurologe die richtige Diagnose gestellt hat. Leo litt unter einer fortschreitenden Nervenkrankheit. Er hatte nur noch ein Jahr zu leben.“
    Kit wandte sich ab und ging zum Geländer der Terrasse hinüber. Die Dunkelheit beruhigte ihn ein wenig.
    „Plötzlich war alles ganz einfach.“
    „Dein Kind zu verlassen war einfach ?“, fragte Kit tonlos.
    „Ein Jahr.“ Juliets Stimme schien aus unendlicher Ferne zu kommen, sie klang müde. „Länger nicht. Und ich konnte dich nicht um die halbe Welt zu einem Mann mitnehmen, den du kaum kanntest, und der zudem noch an einer tödlichen Krankheit litt. Leo würde mich vierundzwanzig Stunden am Tag brauchen, du hingegen brauchtest die Schule, Routine …“
    Ich brauchte meine Eltern, dachte Kit. Ich brauchte dich. Aber er begriff auch, dass Leo auf die Hilfe seiner Mutter angewiesen gewesen war.
    „Warum bist du nicht zurückgekommen?“, fragte er fast flehend.
    Sie seufzte tief. „Weil der Arzt sich geirrt hat. Er hat uns gesagt, was passieren würde, dass Leos Körper nach und nach immer mehr Funktionen einstellen würde, bis er sich irgendwann nicht mehr bewegen könnte, nicht mehr schlucken, nicht mehr atmen. Damit sollte er recht behalten, aber er hat unterschätzt, wie lange es dauern würde.“
    Langsam wandte Kit sich wieder zu den Frauen um. „Wie lange?“
    „Sechzehn Jahre. Er hat noch sechzehn Jahre gelebt. Deshalb bin ich nicht zurückgekommen.“
    Im Nachhinein konnte Sophie sich an wenig erinnern, was nach Juliets Geständnis an dem Abend noch passiert war. Das Essen hatte köstlich geschmeckt, das wusste sie noch. Ihr Glas schien sich auf wundersame Weise von selbst zu leeren. Und ebenso schnell schenkten hilfreiche Hände Champagner nach.
    Sie unterhielten sich über ungefährliche Themen, über die Restaurierungsarbeiten an der Villa Luana, wie Leo langsam das Vertrauen der Einheimischen gewonnen hatte.
    Kit schwieg die meiste Zeit. Es war, als sei ein Wirbelsturm vorbeigezogen, dem nun eine gewisse Ruhe folgte. Trotzdem war ein Schaden angerichtet worden. Doch Sophie war zu müde, zu überwältigt von den Enthüllungen des Abends, um darüber nachzudenken, worin genau der Schaden bestand.
    „Du hast eine gute Wahl getroffen.“
    Ein sanfter Ausdruck trat in Juliets Augen, als sie auf die schlafende Sophie blickte. Sie lag inmitten einem Nest aus bunten Seidenkissen, ihr Haar schimmerte golden im warmen Schein der Laternen. Sie sah aus wie die Prinzessin aus 1001 Nacht.
    „Ja.“ Auf einmal verspürte Kit einen Kloß in der Kehle – aus Liebe, Verzweiflung und Angst.
    „Allerdings wählt man nicht wirklich, in wen man sich verliebt“, fuhr seine Mutter fort. „Es passiert einfach und lässt sich nicht ändern.“
    Kit gab einen erstickten Laut von

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