Glaub an die Liebe, Kit
ihr Parfüm“, sagte er schließlich zögernd. „Und in meiner Erinnerung ist sie wunderschön. Und ich weiß noch, wie sie sich von mir verabschiedet hat.“
Jetzt konnte sie sich doch nicht länger beherrschen. „Oh, Kit! Das muss schrecklich gewesen sein.“
„Damals nicht. Sie hat versprochen, bald zurückzukommen. Schon vorher ist sie immer mal wieder verschwunden …“ Seine Mundwinkel zuckten. „Das bringt das Leben in Alnburgh so mit sich. Wenn man nicht von Zeit zu Zeit woanders lebt, wird man dort verrückt. Deshalb hatte ich auch keinen Grund, ihr nicht zu glauben. Sie hat mir aufgetragen, mich während ihrer Abwesenheit um das Schloss zu kümmern, weil es eines Tages mir gehören würde.“
Sophie ließ ihren Blick aus dem Fenster schweifen. Die Landschaft hatte sich geändert. Die Wüste war Weideland gewichen, auf dem Kühe und Pferde grasten. Auf einem Hügel vor ihnen standen ein paar Häuser.
„Wohnt sie dort?“
„Ja.“
Kit mochte die Ruhe selbst sein, sie jedoch fühlte sich auf einmal nervös für zwei. Der Fleck auf ihrer Hose schien in den vergangenen fünf Minuten noch größer und auffälliger geworden zu sein. Hastig schlüpfte sie aus den Sandaletten und versuchte, ohne den Sicherheitsgurt zu lösen, die Hose auszuziehen.
„Warum ist es dir so wichtig, was sie über dich denkt?“, fragte Kit seufzend. „Und weshalb versuchst du ständig, Entschuldigungen für ihr Verhalten zu finden?“
„Ich will, dass sie mich mag“, entgegnete Sophie ruhig. In mir nicht das schmuddelige Mädchen aus dem Hippiecamp sieht, ergänzte eine spöttische Stimme in ihrem Kopf. Sie zupfte am Saum der Tunika und hob dann trotzig das Kinn. „Und ich suche Entschuldigungen für sie, weil es mir nicht gefällt, voreilige Schlüsse über jemanden zu ziehen, den ich gar nicht kenne. Als ich ein Kind war, haben das die Menschen immer bei mir getan.“ Sie schaute aus dem Fenster. „Und zumindest einer von uns muss sich mit ihr unterhalten, sonst wird das ein sehr unangenehmer Abend.“
Die Villa Luana lag in einem Hain aus Olivenbäumen, Zypressen und Pinien ein wenig außerhalb des Ortes. Ähnlich wie Alnburgh besaß auch dieses Haus hohe Mauern und schmale Fenster, von denen etwas Festungsartiges ausging. Doch wenn Alnburgh einer Gruselgeschichte entsprungen war, stammte die Villa Luana direkt aus einem arabischen Märchen.
Durch ein Tor gelangten sie in einen friedlichen Innenhof. Ein Mann im traditionellen weißen Leinengewand kam ihnen entgegen, verbeugte sich leicht und bedeutete ihnen, ins Haus zu gehen.
Sophies Nerven waren bis aufs Äußerste gespannt, während sie einem äußerlich völlig ruhigen Kit in einen großen Raum mit hoher Decke folgte. Ein Panoramafenster bot einen fantastischen Ausblick über den gesamten Hang ins Tal hinunter.
Der Blick war so wunderschön, dass Sophie sogar ihre Aufregung vergaß.
„Willkommen in der Villa Luana.“
Die Stimme kam von hinter ihr. Und obwohl sie sehr sanft klang, zuckte Sophie unwillkürlich zusammen. Automatisch schaute sie zu Kit hinüber. Im warmen Licht der Abendsonne wirkte sein Gesicht seltsam fahl, nur seine Augen funkelten wie mattierter Stahl, als er sich nun zu seiner Mutter umwandte.
Langsam folgte Sophie seinem Blick.
Die Frau, die sich ihnen näherte, war klein, schlank, dunkelhaarig und immer noch sehr schön. Aus irgendeinem Grund hatte Sophie erwartet, sie in marokkanischer Kleidung zu sehen, doch sie trug ein elegantes schwarzes Leinenkleid, das mehr nach französischer Couture, denn nach dem Suq von Marrakesch aussah. Ihr Gesicht strahlte Ruhe und Gelassenheit aus. Erst als sie genauer hinsah, entdeckte Sophie feine Falten um Mund und Augen.
Wenige Schritte vor ihrem Sohn blieb sie stehen.
„Kit. Lange ist es her“, sagte sie leise, konnte jedoch ihre Emotionen nicht ganz unterdrücken. Mit hoffnungsvollem Blick schaute sie ihn an, als würde er ihre Zukunft in Händen halten, als fürchte sie, er würde wieder verschwinden.
„Nicht wahr?“, entgegnete Kit. „Fast dreißig Jahre.“
„Ja.“ Der beißende Unterton in seiner Stimme war ihr offenbar nicht entgangen, denn sie wandte sich abrupt Sophie zu.
„Und Sie sind Kits Verlobte.“
„Ja, ich bin Sophie Greenham.“ Vielleicht war es ihrer Nervosität geschuldet, dass sie auf Juliet zuging und sie umarmte, anstatt ihr nur die Hand zu reichen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sich hinter der offensichtlichen Selbstsicherheit und Eleganz etwas
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