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Glaub an die Liebe, Kit

Glaub an die Liebe, Kit

Titel: Glaub an die Liebe, Kit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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Sie verzog das Gesicht. „Der Sitz der Earls von Hawksworth. Meine Mutter war hocherfreut.“
    Sie sprach mit derselben sanften Stimme, an die Kit sich so gut erinnerte. So hatte seine Mutter ihm auch immer in seinem Turmzimmer in Alnburgh eine gute Nacht gewünscht.
    „Ich habe mich sofort in das Schloss verliebt“, fuhr sie fort und griff nach ihrem Glas. „Es war mitten im Sommer, einen romantischeren Ort hatte ich nie gesehen. Und dann war da Ralph, ein immer lachender, gut aussehender junger Mann, der stets eine Champagnerflasche in einer Hand zu halten schien, in der anderen eine attraktive Blondine.“ Sie trank einen Schluck. „Die Party dauerte drei Tage. Meine Eltern schäumten vor Wut, als ich endlich nach Hause kam … bis ich ihnen sagte, dass ich verlobt sei.“
    Obwohl es Juliet war, die ihre Geschichte erzählte, konnte Kit den Blick nicht von Sophie abwenden. Das Kinn auf einen Ellenbogen gestützt, lauschte sie der Frau, die er seit dreißig Jahren nicht gesehen hatte, mit hingebungsvoller Miene.
    „Ich dachte, ich würde ihn lieben“, sagte Juliet nun traurig. „Aber in Wahrheit hatte ich mich in das Schloss, den Glamour, den Champagner und die Freiheit verliebt. Das habe ich leider erst begriffen, als es zu spät war. Als nämlich Leo zu unserer Hochzeit eintraf.“
    Sie verstummte. In einer von Herzen kommenden Geste legte Sophie eine Hand auf ihren Arm. In diesem Moment verspürte Kit vor allem Dankbarkeit. Sophie hatte es auf sich genommen, sich um Juliets Gefühle zu kümmern, was ihm erlaubte, sich ganz auf die Fakten seiner eigenen Vergangenheit zu konzentrieren.
    „Es war furchtbar. Er war Ralphs Trauzeuge und erst am Morgen angekommen. Zum ersten Mal gesehen habe ich ihn also auf dem Weg zum Altar. Es war, als würde ich direkt in seine Seele blicken. In diesem Augenblick wusste ich mit absoluter Sicherheit, dass ich den falschen Mann heirate.“
    „Was haben Sie getan?“, fragte Sophie.
    Juliet zuckte die Schultern. „Nichts. Ich habe getan, was jedes gut erzogene Mädchen in meiner Situation getan hätte. Ich habe mein Eheversprechen geleistet, bin mit Ralph in die Flitterwochen gefahren und habe versucht, ihm eine gute Ehefrau zu sein. Aber es war ein Desaster. Ralph hatte nie vor, die Partys oder die halb nackten Blondinen aufzugeben. Und ich musste erfahren, dass Alnburgh im Winter nicht ganz so romantisch ist. Ich dachte, ich würde entweder an Kälte oder Einsamkeit sterben.“
    „Ich kenne das Gefühl.“ Ein Schauer durchlief Sophies Körper. „Ich war bloß zwei Wochen dort, aber ich konnte an nichts anderes denken, als wie sehr ich friere.“ Ihr Blick fiel auf Kit, und mit weicher Stimme fügte sie hinzu: „An fast nichts anderes.“
    „Und dann kam Leo wieder.“ Seufzend ließ Juliet den Kopf in den Nacken fallen. „Wenn ich sage, dass es unmöglich war, die Ereignisse aufzuhalten, klingt es nach einer billigen Entschuldigung. Aber genauso hat es sich damals angefühlt.“
    Ich weiß, was du meinst, dachte Kit müde. Wäre er ein netterer Mensch gewesen, hätte er das vielleicht laut gesagt.
    „Uns blieben drei Wochen, bis er wieder abreisen musste. Wir schworen einander, dass wir es dabei belassen würden. Wir vereinbarten sogar, nicht in Kontakt zu bleiben …“ Sie stockte kurz. „Und als ich dann herausfand, dass ich schwanger war, hatte ich keine Möglichkeit, es Leo zu sagen.“
    Zum ersten Mal, seit sie angefangen hatte zu erzählen, schaute Juliet ihren Sohn direkt an. Ihre Miene zeigte eine Mischung aus Hilflosigkeit und Rechtfertigung. „Ich hatte keine Ahnung, wo er war. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Ralph meine Schwangerschaft entdeckte. Und er war … glücklich. Nicht für eine Sekunde ist ihm in den Sinn gekommen, dass das Baby nicht von ihm sein könnte.“
    „Und du hast nie daran gedacht, es ihm zu sagen?“, fragte Kit tonlos?
    „Natürlich habe ich das! Aber es ging mir schlecht, Leo war nicht da.“ Resigniert blickte sie zu Boden. „Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also habe ich nichts unternommen.“
    „Und wie lange hast du nichts getan?“
    „Du warst ungefähr ein Jahr alt, als Leo zurückkam. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass Leo nach seiner Armeezeit die Leitung des Schlosses übernehmen würde. Aber alles hatte sich geändert. Ralph glaubte, du wärst sein Sohn. Und Leo brachte es nicht über sich, nachdem er seinem Bruder schon die Frau genommen hatte, ihm auch noch das Kind und sein Zuhause zu stehlen.“

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