Glaub an die Liebe, Kit
machen!“
„Ertappt.“ Jasper schenkte dem Kellner ein Lächeln, der sich gerade wieder mit einem Tablett ihrem Tisch näherte. „Funktioniert es?“
„Nein.“ Der Kellner stellte ein hohes Glas mit Gin Tonic vor sie, in dem leise Eiswürfel klirrten. „Pool und Cocktails klingen großartig, aber zum ersten Mal in meinem Leben verspüre ich nicht den Wunsch, woanders zu sein. Na ja, nicht direkt hier.“ Sie nickte und meinte damit das Restaurant. „Aber zu Hause. Mit Kit.“
Die Augen zu schmalen Schlitzen verengt, musterte Jasper sie und tippte mit einem Finger nachdenklich auf seine Unterlippe. „Entführung durch Außerirdische – das muss die Ursache für diese Veränderung sein! Früher wolltest du nicht einmal ein Handy mit Vertrag, weil das zu viele Verpflichtungen mit sich brachte. Jetzt bist du eine Frau, der es Spaß macht, Wäsche zu waschen! Mir fällt einfach kein anderer Grund ein.“
„Liebe“, erwiderte Sophie. „Und vielleicht auch die Tatsache, dass ich mein Leben lang unterwegs war. Ich habe das Gefühl, angekommen zu sein. Ich stöbere sogar schon durch Möbelgeschäfte“, bekannte sie mit einem schuldbewussten Blick. „Und ich stehe total auf diese Farbkarten. Wahrscheinlich sehne ich mich einfach nach einem Zuhause.“
„Tja, Kits Bude in Chelseas begehrtestem Gartenviertel ist kein schlechter Anfang“, meinte Jasper und türmte Krabbenpâte auf eine Scheibe Roggenbrot. „Zumindest besser als Alnburgh. Dem Schloss bist du knapp entkommen.“
„Das kannst du laut sagen. Was ist mit euch? Plant ihr, nach eurer Rückkehr aus L. A. dort einzuziehen?“
Jasper verzog das Gesicht. „Um Gottes willen, nein. Northumberland ist nicht gerade das Zentrum der Filmindustrie. Und ich kann mir nur schwer vorstellen, wie Sergio Mrs Watts nach Foie gras oder der neusten Ausgabe des Empire Magazins fragt.“
Sophie nippte an ihrem Drink, um ihr Grinsen zu verbergen. Als Sergio bei der Beerdigung von Jaspers Vater in Alnburgh aufgetaucht war, war er aufgefallen wie ein bunter Hund. „Was wird dann aus dem Schloss?“
Jetzt, da nicht länger die Möglichkeit bestand, selbst dort wohnen zu müssen, interessierte sie, was mit dem alten Gemäuer geschah.
„Ich weiß es nicht“, seufzte Jasper. „Die rechtliche Situation ist verworren, und die Finanzlage sieht noch schlimmer aus. Alles ist ein einziges Chaos. Ich kann Dad immer noch nicht verzeihen, dass er eine solche Bombe in seinem Testament platzen lassen musste. Die Tatsache, dass Kit nicht sein leiblicher Sohn ist, ist eigentlich nur eine Formalität – schließlich ist er in Alnburgh aufgewachsen und hat in den vergangenen fünfzehn Jahren die Verantwortung für das Schloss übernommen. Ich will gar nicht wissen, wie es ihm bei der ganzen Sache geht. Hat er irgendetwas in diese Richtung in seinen Briefen erwähnt?“
Ohne ihren Freund anzuschauen, schüttelte Sophie den Kopf. „Nein, er hat nichts geschrieben.“
Tatsächlich stand kaum etwas in seinen wenigen Nachrichten. Vor seinem Abflug hatte er sie gewarnt, wie frustrierend Anrufe sein konnten. Deshalb hatte sie auch nicht mit einem gerechnet. Also schrieb sie ihm mehrere Briefe pro Woche, in denen sie ihm alle Neuigkeiten und Anekdoten aus ihrem Alltag erzählte und wie sehr sie ihn vermisste. Seine seltenen Antworten bestanden in kurzen unpersönlichen Zeilen, nach denen sie sich noch einsamer fühlte.
„Ich hoffe nur, er hasst mich nicht zu sehr“, murmelte Jasper unglücklich. „Alnburgh hat ihm so viel bedeutet.“
„Unsinn. Es ist nicht deine Schuld, dass Kits Mutter mit einem anderen Mann durchgebrannt ist, als er ein kleiner Junge war, oder? Außerdem ist das alles schon lange her. Und, wie meine verrückte Mutter sagen würde, nichts geschieht ohne Grund. Wenn Kit das Schloss geerbt hätte, würde ich ihn auf gar keinen Fall heiraten. Dann würde er nämlich eine adelige Ehefrau brauchen – komplett ausgerüstet mit kostbarem Familienschmuck, diamantenbesetztem Diadem inklusive, und einer dreijährigen Garantie, einen Sohn zu gebären. Ich versage in allen Punkten.“
Sie sagte das in einem fröhlichen Tonfall, aber ihr Lächeln gefror ein wenig, als sie zu dem Teil mit dem Kind kam. Jasper schien davon nichts mitzubekommen.
„Du schneidest immer noch besser als Sergio ab. Ihr seht zwar beide gut mit einem Diadem aus, aber du gewinnst, was die Kinderfrage angeht.“
„Darauf würde ich nicht wetten.“ Mehr ertrug sie nicht, ihre Stimme brach.
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