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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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abgeschlossen, schützte die holzgeschnitzten Türen der Gruft. Rebekka drehte den eisernen Türknauf herum, und das Tor sprang auf. Als Nächstes zog sie an den Messingknäufen der Holztüren. Sie gaben mit einem Quietschen nach.
    Das Erste, was sie wahrnahm, war Musik. Leise, gespenstisch: A Whiter Shade of Pale . Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter, und die Härchen auf ihren Armen richteten sich auf. Sie zwang sich weiterzugehen.
    Im Inneren verbreiteten Kerzen in lavendelfarbenen, gläsernen Wandleuchtern ein gedämpftes Licht. Doch die Ecken des fensterlosen Raums lagen im Schatten. Durch ihre dünnen Schuhsohlen spürte Rebekka den kalten Boden. Sie hatte plötzlich das Gefühl, als müsse jeden Moment ein Skelett aus dein Schatten treten, ihr die knöcherne Hand reichen und sagen: »Wir haben schon auf dich gewartet.« Sie schauderte und schüttelte das Bild von sich. Brennende Kerzen und Musik waren noch lange keine Skelette, die sie willkommen hießen. Und sie würde sich nicht wie ein angstschlotternder Feigling aufführen, der von Gespenstern phantasierte.
    Die Arme um den eigenen Körper geschlungen, ging Rebekka bis ans Ende der ersten Reihe von Gedenkplatten. Zuerst sah sie die von Rusty. Der Hund war gestorben, als er nach seinem geliebten Herrchen gesucht hatte, und Suzanne hatte gegen den Widerstand einiger entrüsteter Familienmitglieder darauf bestanden, ihn in der Gruft zu bestatten. »Wenn dieser Hund keine Seele hatte, dann hat niemand eine«, hatte sie trotzig gesagt, und Rebekka war unheimlich stolz auf sie gewesen. Unmittelbar neben Rustys Platte befand sich die von Jonnie, auf der Suzanne keine Lebensdaten hatte anbringen lassen, als könnten die fehlenden Angaben die traurige Realität ändern:

Jonathan Patrick Ryan
Und möge der Tod keine Macht über ihn haben

    Rebekkas Augen füllten sich mit Tränen. Dann blickte sie auf den polierten Stein vor der Messingplatte. Jemand hatte mit Kreide ein Symbol darauf gezeichnet:

    »0 Gott, ein verkehrtes Kreuz«, keuchte sie und schreckte zurück. »Das Zeichen des Satans?«
    Sean schenkte seinem erschrockenen Frauchen keine Beachtung. Am hinteren Ende der Gruft befand sich ein kleiner Altar, über den eine weiße Spitzendecke gebreitet war. Ein Kruzifix hing darüber, und Kerzen brannten vor einer Statue der Jungfrau Maria. Sean interessierte sich jedoch nicht für den Altar selbst. Er schnüffelte an etwas, das unweit davor im Schatten lag. Er berührte es mit der Pfote und begann laut zu winseln.
    Rebekkas Herz begann heftig zu pochen, und sie wandte sich Sean zu, dessen Winseln immer lauter wurde. Einen kurzen Moment blieb sie reglos stehen. Dann ging sie auf den Hund zu und beugte sich zu ihm hinunter.
    Der Gegenstand war etwa eineinhalb Meter lang, schmal und in ein dünnes weißes Laken gehüllt. Rebekka streckte eine zitternde Hand danach aus und hatte ein Gefühl, als müsse die Welt untergehen, wenn sie das Tuch aufrollte. Aber sie tat es dennoch.
    Sie zog am Ende des Lakens, und es breitete sich in Richtung Altar aus. Sean presste sich an sie, am ganzen Leib zitternd vor Anspannung. Rebekka sah, wie eine schlaffe Hand aus dem Tuch fiel und reglos auf dem Boden liegen blieb.
    Sie holte tief Luft. Endlich stand sie auf und holte eine brennende Kerze. Dann beugte sie sich hinunter und beleuchtete den Gegenstand im Laken.
    Rebekka öffnete den Mund zu einem Schrei, doch der blieb ihr in der Kehle stecken, als sie in das weiße, verzerrte Gesicht von Matilda Vinson blickte.

17.Kapitel
1

    Als sie sich vom ersten Schrecken erholt hatte, befühlte Rebekka Miss Vinsons Wange. Sie war kalt. Die Frau war schon seit Stunden tot.
    Als sie wieder aufstand, fühlten ihre Beine sich steif und alt an. Sie ächzte fast vor Anstrengung. Dann verließ sie die Gruft, ließ den Wagen stehen und ging zu Fuß zum Haus der Hales. Sie hatte Sean nicht an die Leine genommen, aber er hielt sich brav bei Fuß. Entweder hatte er Angst oder aber das dringende Bedürfnis, sie zu beschützen.
    Auf dem Weg zum Cottage dachte sie an gar nichts. Es erschien ihr völlig normal, sich forschen Schrittes durch den bläulich-rosa Morgen zu bewegen, tief ein- und auszuatmen und mit den Armen zu rudern, um Kalorien zu verbrennen.
    Als ihr jedoch Chloe Hale, in einen gelben Morgenmantel gehüllt, die Tür öffnete, traten, ihr die Tränen in die Augen. In Chloes dunkles Gesicht trat ein Ausdruck von Verwunderung und Sorge. »Was tun Sie denn so früh am Morgen

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