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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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mir Leid, das war grausam. Aber es ist wahr.«
    »Ich weiß.« Suzannes Stimme war schwach. »Ich versuche immer, mir vorzumachen, dass niemand meinen Zustand ahnt, aber er lässt sich schwer verstecken. Aus diesem Grund gehe ich selten aus.« Sie stockte. »Ich hatte solche Angst heute Abend, Rebekka. Ich dachte, dass sich Frank nur eine leichte Grippe eingefangen hätte. Oder dass er nicht mehr im selben Bett mit mir schlafen wollte. Er hat eine Affäre, weißt du.«
    »Ach Mutter, um Himmels willen!«, fuhr Rebekka sie an. »Musst du ausgerechnet jetzt mit diesem Schwachsinn daherkommen?«
    »Das ist kein Schwachsinn«, sagte Suzanne ruhig. »Es stimmt. Und es ist schon in Ordnung. Na ja, ist es nicht, aber ich kann ihn verstehen. Ich war ihm ja auch schon lange keine richtige Ehefrau mehr. Er ist charmant und attraktiv. Da ist es nur natürlich, dass er sich nach weiblicher Gesellschaft sehnt.«
    Suzannes Gelassenheit wies tatsächlich darauf hin, dass Franks Affäre nicht ihrer Phantasie entsprang. »Wer ist sie?«, fragte Rebekka.
    »Ich weiß es nicht. Er ist zum Glück sehr diskret. Vielleicht jemand aus der Firma.«
    Sonias Mutter. Rebekka war sich plötzlich völlig sicher, dass keine andere als Mrs. Ellis Franks »Geliebte« war. Sie hatte ihm offenbar viel über Sonia und Randy anvertraut, und er hatte voller Bewunderung erzählt, dass sie sich sehr zu ihrem Vorteil verändert hatte. Dass sie nicht zur Chorprobe erschienen war und Cory vergeblich nach ihr gesucht hatte, hatte ihn nicht weiter gekümmert. Er hatte sich weder über ihre Lüge gewundert noch um ihren Aufenthaltsort Sorgen gemacht, weil er schließlich wusste, wo sie gewesen war, weil er sich ja mit ihr getroffen hatte. Wahrscheinlich war sie am Ort des Stelldicheins geblieben, bis die Chorprobe normalerweise zu Ende war. Er dagegen war schon früher nach Hause gefahren und hatte den Anruf vom Krankenhaus entgegengenommen.
    Rebekka wäre gern ihrer Mutter zuliebe entrüstet gewesen, aber sie konnte es nicht. Sie brachte nicht einmal so ein Gefühl wie Enttäuschung auf. Sie hatte nie das Gefühl gehabt, als liebe Frank Suzanne wirklich. Er hatte sie geheiratet, weil er sie mochte und sich seinem besten Freund verpflichtet fühlte. Und sie war ihm eine schlechte Frau gewesen. Trotzdem hatte er sie geduldig und würdevoll ertragen, aber auch er brauchte schließlich Beachtung und Zuneigung.
    »Du solltest trotzdem morgen zu ihm ins Krankenhaus gehen, Affäre hin oder her«, sagte Rebekka sanft. »Du bist Franks Frau. Er hat dich immer gut behandelt ...«
    »Das weiß ich doch!«, sagte Suzanne, die inzwischen beinahe wieder nüchtern war. »Ich werde versuchen, mich zu bessern, Rebekka. Ich weiß, das habe ich schon einmal versprochen und auch schon mehrmals versucht, aber so entschlossen wie heute war ich noch nie. Das bin ich Frank und dir schuldig.« Sie lächelte fast schüchtern. »Ob du's glaubst oder nicht, Rebekka, ich habe dich immer geliebt. Und ich werde es dir beweisen. Das sind keine leeren Versprechungen. Ich schwöre, dass ich mich bessern werde.«
    Rebekka wusste, dass die meisten Alkoholiker der Meinung waren, ihr Problem alleine in den Griff zu bekommen. Sie wusste auch, dass sie alle Besserung schworen und für gewöhnlich scheiterten. Und dennoch konnte Rebekka sich nicht erinnern, schon jemals eine solch eiserne Entschlossenheit in Suzannes Augen gesehen zu haben. Trotz all der Probleme um Todd und Frank ging Rebekka mit einem Gefühl der Erleichterung zu Bett. Ihr war nie bewusst gewesen, wie sehr sie sich nach der Liebe ihrer Mutter gesehnt hatte.
    Gegen Mitternacht schlief sie ein. Sie erinnerte sich nicht, dass sie geträumt hatte, obwohl sie wusste, dass es so war, als sie um vier Uhr morgens jäh aus dem Schlaf fuhr. Schweißgebadet richtete sie sich auf; die vertraute Umgebung ihres Zimmers verschwand und sie erkannte, dass ihr Bewusstsein sie an einen anderen Ort geführt hatte, kalt, beängstigend, einen Ort, der nur in ihren Träumen existierte.
    Seine Hände und Füße waren gebunden. Er lag auf dem Bauch, die Arme hinter dem Körper, auf einer Reihe staubiger Kissen — er konnte die Lücken zwischen ihnen spüren. Drei. Eine Couch. Eine alte Couch, die feucht und modrig geworden war. Der Geruch erregte in ihm Übelkeit. Trotzdem knurrte ihm der Magen, und seine trockenen Lippen lechzten nach Wasser. Sein Hals tat ihm weh. Seine Lunge fühlte sich wie zusammengepresst an. Er wusste, dass er sich in einer Hütte

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