Glaub nicht es sei vorbei
war noch nicht eingeschaltet worden. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Jonnie. In Jonnies Fall war sowohl Lösegeld gefordert als auch das FBI informiert worden.
Die Wahrheit traf Rebekka wie ein Schlag auf den Kopf. Diese Vision hatte nichts mit Todd zu tun — sie handelte von Jonnie. Vor einem Augenblick war sie in das Bewusstsein eines Menschen eingedrungen, der seit über acht Jahren tot war.
Rebekka schwankte, und Douglas fing sie auf. »Was ist denn?«, fragte er sie. »Ich weiß, dass du einen Unfall hattest. Ist dir schwindlig? Komm, ich trage dich ins Haus.«
»Nein, nein, es geht mir gut«, wehrte Rebekka ab, obwohl es ihr alles andere als »gut« ging. Du meine Güte, dachte sie, damals, als Jonnie mich so dringend gebraucht hätte, hatte ich nicht eine Vision. Warum jetzt, wo es nicht mehr von Belang ist? Ist das Ironie des Schicksals?
»Ironie?«, fragte Doug. »Was meinst du damit?«
Jetzt plapperte sie schon ihre Gedanken aus. Douglas war seit 16 Jahren ihr Stiefbruder, aber er war ihr immer fremd geblieben. Und sie wollte ihn auf gar keinen Fall wissen lassen, welche Bilder ihr durch den Kopf gingen. »Vielleicht habe ich es heute tatsächlich ein bisschen übertrieben.« Rebekka versuchte, ruhig zu klingen. »Aber ich kann wirklich selber laufen. Wenn du versuchst, mich zu tragen, wird Sean dir wahrscheinlich ein Bein ausreißen.« Sie nahm energisch Dougs Arm. »Begleite mich.«
»Gern.« Er blickte sie von der Seite an. »Ich bin sicher, du weißt alles über Todd. Hast du schon irgendwas >gesehen«
»Nein.« Rebekka würde sich hüten, außer Bill und Molly jemandem zu erzählen, was sie gesehen hatte. Sie wollte nicht, dass man hinter ihrem Rücken über sie redete, dass die einen sie als Orakel feierten und andere sie für verrückt erklärten. Sie bereute bereits, dass sie Clay Bellamy von ihrer ersten Vision erzählt hatte, aber das ließ sich jetzt nicht mehr ändern. Dennoch hatte Doug kein Recht, sie so zu bedrängen. Er hatte weder zu Molly noch zu Rebekka eine engere Beziehung. »Ich war überhaupt noch keine Hilfe, und deshalb vermeide ich das Thema, so weit es geht«, sagte sie mit Nachdruck. »Erzähl mir lieber, wie dir das Unterrichten gefällt.«
Doug schien gekränkt zu sein, hatte sich aber schnell wieder im Griff. »Na ja, ich versuche Siebtklässlern Geschichte beizubringen. Meist habe ich eine Hand voll Schüler kurz vor der Pubertät. Und die meisten fahren nicht gerade auf das Thema ab.« Er lächelte. »Wenn mir in der siebten Klasse jemand erzählt hätte, dass ich einmal Siebtklässler Geschichte lehren würde, hätte ich mich kaputt gelacht.«
»Du warst ja auch nicht gerade der strebsame Typ.«
»Stimmt, ich habe mich lieber geprügelt, obwohl ich damals insgeheim mit dem Gedanken gespielt habe, zur Polizei zu gehen. Bis ich dann anfing, die Polizei zu hassen. ..«
»Weil Larry von einem Polizisten angeschossen wurde. Und es war meine Schuld, was deine Frau mir bestimmt nie verzeihen wird.«
»Larry ist immerhin Lynns Bruder«, sagte Doug kühl. »Gerade du müsstest sie verstehen, auch wenn sie dir gegenüber nicht fair ist. Blut ist eben dicker als Wasser.«
Esther hatte sie langsam auf das Haus zugehen sehen. Wahrscheinlich hatte sie auch bemerkt, dass Rebekka sich auf Doug stützte, und daraus geschlossen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.
»Rebekka, du bist ja leichenblass. Geh ins Haus und setze dich. Oder leg dich hin. Ich wusste ja, dass du dir zu viel zumuten würdest. Soll ich einen Arzt rufen? Was ist denn mit deiner Hose passiert?«
»Ich brauche keinen Arzt, ich bin nur durch den Teich gewatet.«
»Du? Gewatet?«
»Ich muss geträumt haben.« Rebekka hatte eine glaubwürdige Erklärung für etwas parat, das nicht einmal sie verstehen konnte.
Esther schüttelte den Kopf. »Die hübsche Leinenhose hast du dir ruiniert.« Sie wandte sich an einen ihrer Angestellten, einen jungen Mann mit gewaltigen Muskeln, der sich einen meterhohen Holunderbusch auf die Schulter geladen hatte. »Jake, der soll zu Mrs. Emerson. Leg ihn nicht zu den anderen. Offensichtlich hält sie den hier für etwas Besonderes.« Esther wandte sich wieder an Rebekka und Douglas. »Was die Leute sich so alles einbilden! Hinein mit dir, Becky. Douglas, du bringst ihr Limonade und ein Aspirin. Ich komme in fünf Minuten nach. Und gib dem Hund Wasser. Dem hängt ja schon die Zunge raus.« Doug bestand darauf, dass Rebekka sitzen blieb, während er einem argwöhnischen
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