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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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verlegen.
    »Haben Sie ein paar Minuten Zeit, Chef?«, fragte er.
    Bill sah ihn aus müden blauen Augen an. »Sicher. Was gibt's?«
    »Sie sagten doch, dass Todd. Ryan möglicherweise in ein verlassenes Gebäude verschleppt wurde.« Garretts Nichte hatte diesen brillanten Treffer gelandet. Curry hatte viel, übrig für Garrett, bis auf diese eine Schwäche — sein Glaube an dieses verrückte Weibsbild, das von sich behauptete, hellsichtig zu sein. Curry hatte von älteren Deputys zwar erfahren, dass sie früher einige Male ins Schwarze getroffen hatte, aber seiner Meinung nach hatte die Kleine nur irgendeinen Hinweis von sich gegeben, der Garretts Gedanken in die richtige Richtung gelenkt hatte, und daraufhin hatte er aus für ihn unersichtlichen Gründen seinen Erfolg dem Mädchen zugeschrieben. So ungefähr musste es gewesen sein. Wenn er Garrett nicht meldete, was er eben erfahren hatte, und Garrett ihm jemals dahinter kam, würde er ganz schön wütend auf ihn sein. »Wir haben jedes verlassene Gebäude im Umkreis von zwei Meilen abgesucht und nichts gefunden.«
    »Verdammt.«
    »Vielleicht haben wir morgen mehr Glück.«
    »Verdammt«, sagte Bill noch einmal. »Tut mir Leid. Ich weiß ja, dass ihr alle euer Bestes tut. Ich weiß das zu schätzen.«
    »Ich habe selbst einen fünfjährigen Sohn«, sagte Curry. »Wenn sich den einer schnappen würde ... na ja, jedenfalls könnte ich mir selbst nicht mehr in die Augen sehen, wenn ich nicht alles tun würde, um den Jungen zu finden. Übrigens habe ich hier eine Information, weiß aber nicht, wie zuverlässig sie ist. Nicht besonders, würde ich sagen, in Anbetracht der Quelle, aber Sie haben gesagt, Sie müssten alles wissen ...«
    »Spucken Sie's aus, Curry.«
    »Na ja, Sie kennen doch den alten Skeeter Dobbs.«
    Bill nickte. Die ganze Stadt kannte Skeeter Dobbs. Seine Familie hatte früher einmal zur Aristokratie in Sinclair gehört. Ihr hatten die Dobbs Salzwerke am Stadtrand und das opulente Dobbs Hotel in der Main Street gehört. Skeeters Großvater hatte durch den Börsenkrach von 1929 sein gesamtes Vermögen verloren und war aus der Präsidentensuite im fünften Stock seines Hotels gesprungen. Skeeter war zwar erst Anfang der vierziger Jahre zur Welt gekommen, aber sein Vater war es niemals müde geworden, ihm die Familiengeschichte zu erzählen. Unglücklicherweise hatte er den traurigen Höhepunkt, Carson Selbstmord, immer in aller Ausführlichkeit beschrieben. Während sein kleiner Sohn wimmernd Lupen auf dem Gehweg stand, hatte Carson ein paar Minuten lang auf dem Fenstersims sitzend mit sich gerungen, bevor er sich in die Tiefe gestürzt hatte, um mit seinem schweren Körper beinahe den eigenen Sohn zu erschlagen. Carsons Schädel war auf dem Beton aufgeschlagen und aufgeplatzt, sodass Hirnmasse und Blut nach allen Seiten spritzten. Es hatte fast zehn Minuten gedauert, bis schockierte Augenzeugen seinen schreienden, über und über mit Blut besudelten Sohn beruhigen und wegzerren konnten.
    Nach Jahren war diesem Sohn ein Kind beschieden, das geistig zurückgeblieben war und zudem psychische Störungen aufwies, die nie behandelt worden waren. Jedoch besaß der Junge eine lebhafte Phantasie und erwies sich als ein dankbarer Zuhörer, wenn sein Vater ihm vom Selbstmord seines Großvaters erzählt hatte. Am Ende war der Junge zu der Überzeugung gelangt, er selbst habe besagten Selbstmord mit ansehen müssen, und dies hatte seiner angeknacksten Psyche den Rest gegeben. Nun war Carson Randolph Dobbs III. als Skeeter bekannt, konnte nicht einmal die einfachsten Tätigkeiten ausführen, ließ sich regelmäßig mit Wein volllaufen und behielt die meiste Zeit das oberste Stockwerk des einstigen Dobbs Hotels im Auge, da er der irrigen Meinung war, dass das Gebäude sich noch immer in seinem Besitz befand und dass sein Großvater im obersten Stockwerk als Geist sein Unwesen trieb.
    »Was ist mit Skeeter?« , fragte Bill.
    »Er ist hier. Hat sich schon den ganzen Tag hier im Haus herumgedrückt, wollte aber erst vor ein paar Minuten. sagen, wo ihn der Schuh drückt. Wie's aussieht, will er irgendwas loswerden. Ich hab mit ihm gesprochen, versucht, es ihm recht zu machen, aber er will unbedingt mit Ihnen reden.«
    »Worüber denn?«
    »Über Kleins Möbelhaus, worüber denn sonst?«
    »Sie meinen das alte Dobbs Hotel. Hat er wieder den Geist gesehen?«
    »Sicher. Der alte Carson Dobbs muss ein verdammt aktiver Geist sein.«
    Bill grinste. Curry hatte Recht —

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