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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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reden. Sie wollte in Ruhe träumen.
    Rebekka stand auf und wandte sich dem Haus zu. Walt Sykes, der offenbar in der Tür gestanden hatte, wich wie ertappt einen Schritt zurück. Ihre Blicke trafen sich, und Walt wurde rot. »Ich wollte Mrs. Hardison nur fragen, ob ich auf die Blumenbeete vorne noch mehr Mulch breiten soll.« Sein schuldbewusster Blick machte Rebekka stutzig. Walt hatte eindeutig gelauscht.

2

    Dienstag, 11.15 Uhr

    Molly saß in ihrem Schaukelstuhl und starrte auf Todds Porträt. Er war besorgt gewesen wegen seines Klassenfotos, hatte partout nicht lächeln wollen, weil ihm ein Schneidezahn fehlte und der daneben erst zur Hälfte nachgewachsen war. »Ich seh blöd aus«, hatte er festgestellt. »Auf keinen Fall werde ich lächeln.« Aber der Fotograf hatte ihm dann doch ein Lachen entlockt, und das Resultat war ein blonder Junge mit zimtfarbenen Augen, einem eigensinnigen Kinn und einer unfreiwillig zur Schau gestellten Zahnlücke.
    Und jetzt war er irgendwo da draußen. Bei irgendeinem Fremden. War dieser Fremde nett zu ihm? Bestimmt nicht. Ein netter Mensch hätte ihren Jungen nicht entführt. Entweder war dieser Jemand nicht ganz bei Trost oder er wollte Geld und scherte sich einen feuchten Kehricht um ihn. Genau wie bei Jonnie. Mollys Magen krampfte sich zusammen bei dem Gedanken an Jonnies leblosen Körper, den man auf einem leeren Grundstück, nur einen Block weit von Kleins Möbelhaus entfernt, gefunden hatte. Es war das einzige leere Grundstück in der Stadtmitte gewesen, das Haus war ein Jahr zuvor abgebrannt. Inzwischen hatte dort ein Videoladen eröffnet. War es nur Zufall gewesen, dass man Tramp ganz in der Nähe gefunden hatte? Rebekka behauptete es zwar, aber Molly ließ sich nichts vormachen. Becky dachte, dass es einen Zusammenhang zwischen den beiden Entführungen geben müsse. Aber wo war der?
    Molly stand abrupt auf. Sie war zu nervös, um lange stillzusitzen. Jean war für ein paar Stunden nach Hause gegangen. Sie hatte Molly höchst ungern allein gelassen und sich sogar erboten, eine von Mollys Freundinnen herzuholen. »Aber sie arbeiten alle«, hatte Molly eingeworfen. »Vielleicht könnte Rebekka herkommen.« Das hatte Jean zum Schweigen gebracht. Sie konnte Rebekka nicht ausstehen, wollte es aber nicht zugeben.
    Molly war erleichtert gewesen, als Jean nach Hause gegangen war, weil sie seit Todds Entführung keinen Augenblick mehr allein gewesen war. Wie weit diese Nacht zurückzuliegen schien. Als Molly damals Sonia im Wohnzimmer gefunden hatte, bewusstlos und blutend, war sie, außer sich vor Angst, in Todds Zimmer gerannt und hatte es leer vorgefunden. In diesem Augenblick, als sie hatte erkennen müssen, dass sich ihre schlimmsten Befürchtungen erfüllt hatten, war die Welt für sie aus den Fugen geraten.
    In den nächsten Stunden hatte man sie mit einem Wust an Fragen bestürmt. Molly konnte sich nur noch an den Schmerz und das überwältigende Bedürfnis erinnern, Rebekka bei sich zu haben. Rebekka konnte hellsehen, hatte sie mit der Naivität eines Kindes gedacht. Vor Jahren hatte sie ihre Katze Taffy aufgespürt, die sich verirrt hatte; außerdem hatte sie den Mann gerettet, den man zu Unrecht für Earl Tanners Mörder gehalten hatte. Sie hatte sogar ein paar Kinder gefunden, die vor einem verlassenen Haus in einen alten Brunnenschacht gerutscht waren. Rebekka würde auch Todd finden.
    Aber heute war schon Dienstag, und Todd war seit Freitagnacht verschwunden. Rebekka hatte ihn bisher nicht gefunden. Der einzig brauchbare Hinweis war von Skeeter Dobbs gekommen, diesem armseligen alten Penner. Natürlich hätte Bill Skeeters Geschichte keine Beachtung geschenkt, wenn Rebekka nicht gesagt hätte, dass man Todd an einem heißen, verlassenen Ort gefangen hielt. Das hatte sie nämlich gesehen, aber wo genau Todd sich befand, wusste sie nicht.
    Mollys Arme fingen an zu jucken und zu brennen. Die Nerven. Sie rieb sie mit beiden Händen, während sie ruhelos durch die Wohnung lief, zum Kühlschrank, in Todds Zimmer, ins Wohnzimmer, wo sie einen Vorhang seitlich etwas lüftete, um einen Blick auf die Leute zu werfen, die unauffällig das Haus im Auge behielten, dann wieder in Todds Zimmer. Sie sah die Fische friedlich in ihrem Glas herumschwimmen. Todd hatte sie Rocky und Bullwinkle getauft. Sie streute ihnen etwas Fischfutter ins Wasser.
    »Ihr müsst gesund bleiben, Jungs, weil Todd euch bestimmt sofort sehen will, wenn er zurückkommt.« Die Fische nibbelten an ihrem

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