Glaub nicht es sei vorbei
Einspritzstellen, auch sonst keine Spuren von Drogen in seinem Körper. Nur ein Spritzer Valium. Man hat auch winzige Mengen von unaufgelöstem Valium in seiner Weinflasche gefunden. Auf diesem Weg hatte man ihm das Zeug verabreicht, ohne dass er es merkte.«
Nun sah Curry doch interessiert drein. »Ich weiß ja, dass man den Leuten in Kriminalromanen immer unbemerkt Drogen in die Drinks mischt, aber so was ist doch purer Unsinn. Die Leute haben doch Geschmacksnerven. Also schön, wenn in Skeeters Wein Valium war, muss es jemand ohne sein Wissen hineingetan haben. Aber warum hat er es nicht geschmeckt?«
»Würden Sie ein bisschen Medizin schmecken, aufgelöst in billigem Fusel? Skeeter konnte sich keinen teuren Wein leisten und hatte deshalb auch nicht so verwöhnte Gaumen wie die Leute in den Kriminalgeschichten.«
»Aber wann hätte jemand Gelegenheit gehabt, ihm Valium in den Wein zu mischen?«
»Skeeter hatte immer ein paar Flaschen hinter dem Möbelhaus versteckt. Er kaufte sie am Samstag auf Vorrat, um sich für den Sonntag einzudecken, wenn der Weinladen geschlossen war. Er war der Meinung, dass niemand sein Versteck kannte, aber eine Menge Leute wussten davon. Skeeter hatte kein Talent zum Versteckspielen. «
Curry beugte sich nach vorn. »Ich nehme an, dass Skeeter keinen Wein aus Flaschen mit Korken trank. Also brauchte jemand nur in seiner Abwesenheit den Verschluss der Flasche aufzudrehen und das Valium reinzuschütten.« Bill nickte. »Und warum zum Teufel sollte ihm jemand ein Beruhigungsmittel in den Wein mischen wollen? Wenn jemand verhindern wollte, dass Skeeter sich zur Wehr setzte, warum hat er dann nicht einfach gewartet, bis er betrunken war?«
»Sie vergessen, dass er mit den Jahren einiges vertragen konnte. Um Skeeter betrunken zu machen, hätte eine Flasche Wein bei weitem nicht genügt — und irgendjemand hatte ein Interesse daran, dass er entspannt war und noch benebelter als sonst.« Bill sah Curry an und lächelte bitter. »Auf diese Weise hatte der Mörder leichtes Spiel mit Skeeter.«
9.Kapitel
1
Dienstag, 8.00 Uhr
Als Rebekka um acht Uhr morgens das Haus der Ryans im selben Kleid betrat, das sie am Abend zuvor getragen hatte, runzelte Betty missbilligend die Stirn und setzte zu einer Strafpredigt an: »Ich nehme an, du bist zu alt, um ...«
»Ja, das bin ich.«
»Und es ist nicht meine Aufgabe ... «
»Du sagst es.«
»Es ist nur, dass ich dich liebe, als wärst du mein eigenes Fleisch und Blut.«
Rebekka küsste Betty auf die Wange. »Ich liebe dich auch. Und mach dir keine Sorgen — meine Tugend ist unversehrt geblieben. Es ging mir nicht gut, und Clay hat sich um mich gekümmert.«
»Zu meiner Zeit kam der Arzt ins Haus und schickte hinterher die Rechnung. Es war durchaus nicht üblich, dass er einen zum Dinner ausführte und die Nacht mit einem verbrachte.« Betty grinste. »Aber wenn sich schon einer in dieser Weise um dich kümmern muss, bin ich froh, dass es wenigstens Clay ist. Ich hab den Jungen von Anfang an gemocht. Und du auch, wenn ich mich recht erinnere.«
»Kein Kommentar.« Rebekka lachte und ging nach oben, um Sean zu begrüßen, der sie unverkennbar vermisst hatte.
Sie ging unter die Dusche und. fuhr danach zu Molly. Bill hatte ihr von Rebekkas Vision im Restaurant erzählt, und Molly wollte natürlich in allen Einzelheiten wissen, was sie gesehen hatte. Rebekka tat ihr den Gefallen, hütete sich aber, die physischen und seelischen Schmerzen zu erwähnen, die Todd erdulden musste. Jean ließ Rebekka nicht aus den Augen. Ihr Blick drückte Verachtung und Ungläubigkeit aus. Rebekka bemühte sich, ein Gespräch mit ihr zu führen, erhielt aber nur einsilbige Antworten. »Haben Sie denn abends keine Patienten mehr zu pflegen?«, fragte sie schließlich.
Jean wurde rot und antwortete: »Nein. Freitag war mein letzter Einsatz. Ich bin, kurz vor sieben Uhr außer Haus gegangen und erst am Morgen zurückgekommen. Es war eine anstrengende Nacht. Die Frau muss in ein Pflegeheim. Ich kann die Arbeit alleine nicht mehr bewältigen.«
Rebekka fiel auf, wie präzise Jean die Dauer ihrer Abwesenheit angegeben hatte, fast so, als wolle sie betonen, dass sie nicht zu Hause gewesen war, als man Todd entführt hatte. Warum?
Nach ein paar Stunden wirkte Molly erschöpft, und Rebekka konnte Jeans Feindseligkeit nicht mehr länger ertragen. Nachdem sie mehrmals beteuert hatte, dass sie bald, zurückkommen würde, fuhr sie nach Hause. Wie sollte sie Jeans
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