Glaub nicht es sei vorbei
dann dir.«
»Sie hat nicht einmal Andeutungen gemacht; außerdem hat sie mich damals gebeten, sie nicht danach zu fragen. Und du hast sie in den vergangenen Jahren öfter zu Gesicht bekommen als ich. Du warst wie eine Mutter zu ihr. Sie vergöttert dich.«
»Ich vergöttere sie auch.«
Rebekka schämte sich für ihren Anflug von Eifersucht. Sie hatte Molly gern und wusste, wie sehr Molly Suzanne brauchte. Aber Rebekka brauchte sie auch. Sie sehnte sich nach Suzannes Liebe.
Sie verscheuchte den Gedanken. »Du hast wirklich keine Ahnung, wer Todds Vater ist?«
»Das habe ich doch eben gesagt.«
»Irgendwie habe ich das Gefühl, als würdest du mir etwas verheimlichen.« Suzanne starrte zum Pavillon hinüber, der weiß und elegant in der hellen Sonne stand. Ihre Miene war verschlossen und trotzig. »Mutter, es ist doch so wichtig.«
»Denkst du, das weiß ich nicht?«, fauchte Suzanne. »Molly sagte mir, dass Todds Vater tot sei. Ich muss mich da rauf verlassen, was die Leute mir erzählen. Ich bin nicht hellsichtig wie du!«
Die Worte vibrierten in der heißen Sommerluft. Rebekka hatte plötzlich das Gefühl, neben sich zu stehen, als beobachte sie zwei andere Frauen, die sich in einem hübschen Garten zankten. Kein angenehmer Anblick.
»Frank würde sich für mich schämen«, sagte Suzanne verlegen. »Tut mir Leid. Ich hatte mir so fest vorgenommen ... ach zum Teufel.«
»Vergiss es. Wir sind alle ziemlich nervös.«
Sean rollte sich auf den Rücken und bot Suzanne seinen Bauch zum Streicheln. Sie streckte die Hand aus und tat ihm den Gefallen.
»Ich weiß wirklich nicht, wer Todds Vater ist«, sagte sie nach einer Weile, »aber ich habe den einen oder anderen Hinweis aufgeschnappt. Einmal sagte Molly etwas von einem >Abenteuer<. Also nehme ich an, dass das Verhältnis nicht lange gedauert hat. Sie sagte auch: >lch habe es wohl nicht anders verdient. Er hat schon einer anderen gehört.< Sie lag in den Wehen und war bereits anästhesiert. Ich glaube kaum, dass sie sich noch an diese Worte erinnert.«
»Glaubst du, dass er verheiratet war?«
»Wahrscheinlich. Und ich habe den Verdacht, dass er mit ihr an der Universität war, weil sie es so eilig hatte, von dort wegzukommen. Wahrscheinlich sollte er nicht erfahren, dass sie schwanger war. Deshalb haben wir sie ja auch zu dir nach New Orleans gebracht. Ihr beide habt euch immer so gut verstanden, dass niemand sich Gedanken machte, warum sie plötzlich zu dir ziehen wollte. Und wir dachten ja auch, dass sie das Baby zur Adoption freigeben würde. Was glaubst du, wie erstaunt wir waren, als sie den Entschluss fasste, es zu behalten und nach Sinclair zurückzukommen.«
»Ich habe mich schon oft gefragt, ob es einer ihrer Professoren war. Womöglich möchte sie seinen Namen nicht preisgeben, weil sie Angst hat, dass die Polizei seine Frau verhören und damit seine Ehe aufs Spiel setzen könnte. Sie mag ja vielleicht impulsiv genug sein für ein >Abenteuer<, wie sie es nannte, aber sie würde bestimmt niemandem wehtun wollen.«
»Das ergibt Sinn. Impulsiv war sie. Und romantisch dazu. Ihr beide.«
»Wie die meisten Teenager.« Rebekka lächelte. »Aber Molly hat mir meinen ersten Liebesroman geschenkt.«
»Das wundert m ich überhaupt nicht. Sie liest sie ja noch immer mit Begeisterung.« Suzanne hörte auf, Sean den Bauch zu kraulen. Er war eingeschlafen, das Maul weit offen. »Einmal sagte sie, dass Todd seinem Vater überhaupt nicht ähnlich sehen würde.«
»Nein, er sieht aus wie Molly, nur seine Haare sind ein wenig heller. Viele Kinder haben blonde Haare, solange sie noch klein sind, dann werden sie dunkler.«
»Die von Jonnie nicht.«
»Er hatte deine Haarfarbe.« Rebekka fasste sich an das herzförmige Amulett, das sie immer um den Hals trug, mit Jonnies Bild darin. Sie hätte es ihrer Mutter beinahe gezeigt, besann sich aber eines Besseren. Suzanne verzog den Mund und schluckte.
»Hat Molly vielleicht noch etwas über Todds Vater gesagt?«, fragte Rebekka in dem unbeholfenen Versuch, die Aufmerksamkeit ihrer Mutter wieder auf sich zu ziehen. Aber sie kannte diesen verlorenen Gesichtsausdruck nur zu gut. Suzanne sah im Geiste wieder ihren schönen, lachenden Jungen vor sich. Ihm allein gehörte ihr Herz, für eine andere Person war darin kein Platz mehr.
»Ich kann jetzt nicht denken«, sagte Suzanne schließlich. »Ich bin müde. Ich mache kurz die Augen zu, bevor wir zu Mittag essen.«
Suzanne aß nie zu Mittag. Sie wollte nur nicht mehr
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