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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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Dann blickte sie zur Tür, und ihre großen blauen Augen weiteten sich. »Alvin!«, rief sie.
    Amy Tanner. Alvin Tanner. Rebekka hatte Amys Namen nicht registriert, als diese sich ihr vorgestellt hatte. Sie erstarrte innerlich. Aufgrund ihres Hinweises saß Alvins Mutter lebenslänglich im Gefängnis. Sie hatte ausgesagt, sie habe ihren Mann nur ermordet, um sich und ihr Kind vor ihm zu schützen. Nachdem sie ins Gefängnis gekommen war, hatte der zehnjährige Alvin bei seiner betagten Großmutter gelebt und war in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Rebekka war schuld, dass Alvin seine Mutter und sein Zuhause verloren hatte.
    Um Alvins Blick nicht zu begegnen, vertiefte sich Rebekka in ihre Notizen und ergänzte die Informationen des alten Mannes. »Amy, du wolltest doch nur ein paar Stunden bleiben. Jetzt sind es schon vier«, sagte Alvin.
    »Gott, wirklich?«, rief Amy, beinahe überzeugend. »Die Zeit ist vergangen wie im Flug, Schatz. Es gab eine Menge zu tun.«
    »Du musst dich doch ausruhen.«
    »Na ja ...«
    »Ich will, dass du jetzt mit nach Hause kommst.«
    »Oh!« Amy klang erschrocken, und Rebekka hatte das Gefühl, dass sie von Alvin diesen Kommandoton nicht gewohnt war, obwohl er es offensichtlich gut mit ihr meinte. »Na schön, Schatz. Nur noch ein paar Minuten.«
    »Nein. Ich finde ... wirklich, ich möchte, dass du jetzt gleich kommst.«
    »Miss Ryan, könnten Sie mir kurz beim Kopieren helfen?«, fragte eine Frau übertrieben laut. Rebekka stand auf, wütend, weil die Frau ganz eindeutig Alvin von ihrer Anwesenheit in Kenntnis setzen wollte. Um den Kopierer zu erreichen, musste sie an ihm vorbeigehen, und sie lächelte ihm harmlos zu, als wäre nichts geschehen. Alvin schien sich über ihre Anwesenheit nicht zu wundern und starrte sie stumm an, die dunklen Augen hinter den dicken Brillengläsern ein wenig geweitet.
    »Ich hol nur rasch meine Tasche, Schatz, dann fahren wir heim. Du siehst aus, als hättest du kein Auge zugetan«, schnatterte Amy und durchstöberte den Raum nach ihrer Handtasche. »Ich mache dir eine heiße Schokolade — das ist auch im Sommer sehr lecker —, dann sehen wir uns eine Show im Fernsehen an und legen uns dann beide in die Heia. Das wird bestimmt lustig, meinst du nicht? Ich bin fertig. Wiedersehen, alle zusammen. Bis morgen.«
    Überschwängliche Abschiedsgrüße begleiteten Amy und Alvin aus der Tür. Rebekka bedachte die Frau am Kopierer mit einem langen, ruhigen Blick. »Also, was sollte ich für Sie tun? Den Deckel schließen? Auf den Startknopf drücken?«
    »Ich komme schon zurecht«, murmelte die Frau und wurde rot.
    Rebekka zwang sich, noch eine Stunde zu bleiben. Sie gönnte niemandem den Triumph, sie Reißaus nehmen zu sehen. Sie nahm noch fünf Anrufe entgegen, von denen keiner besonders wichtig zu sein schien, griff sich einen Packen Flugblätter und verließ gegen 14.30 Uhr das Gebäude. Sie konnte sich das Gerede, das nun hinter ihrem Rücken einsetzen würde, lebhaft vorstellen.
    Sie schlenderte die Straße entlang, sah sich die Schaufenster an und steuerte dann auf ihren Wagen zu. Sie hatte die Türen abgesperrt, aber beide Fenster ein paar Zentimeter offen gelassen, damit die Ledersitze nicht so heiß würden, dass sie sich durch die dünne Hose die Haut verbrannte. Die Sonne schien frontal auf die Windschutzscheibe, als sie einstieg und mit dem Fuß an einen Gegenstand stieß, der auf dem Boden lag. Sie ließ die Tür offen stehen, beugte sich hinunter und sah ein schmales Lederband mit einer Prägung darauf. Es waren die Buchstaben JPR. Rebekka hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, als sie das Armband erkannte, das Jonnie sich bei den Pfadfindern geflochten hatte, ein Armband, das seit seinem Verschwinden nicht mehr aufgetaucht war.

10.Kapitel
1

    Dienstag, 14.45 Uhr

    Matilda Vinson war außer sich vor Angst, seit sie Skeeter gefunden hatte. Sie und er waren im selben Alter gewesen. Sie hatte ihn gekannt, seit sie zusammen die erste Klasse besucht hatten. Ihre damalige Lehrerin war Mrs. Esther Hardison gewesen. Damals, als alle anderen Kinder sich über ihn lustig gemacht hatten, war Matilda sein Schutzengel gewesen. Sie hatte ihn vermisst, als man ihn gezwungen hatte, die Sonderschule zu besuchen, aus der sein Vater ihn. unter fadenscheinigen Vorwänden immer wieder herausnahm. Dennoch hatte Skeeter Matilda sein Leben lang als seine Freundin betrachtet und ihr immer zugewinkt, wenn er an der Drogerie vorbeigeschlendert

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