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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Hadiyyah. »Bitte sag Ja. Vielleicht können wir nachher noch alle zusammen zum Tee in ein Café gehen. Wir machen uns fein und setzen uns Hüte auf und nehmen schicke Handtaschen mit und …«
    »Ich glaube, heutzutage trägt niemand mehr einen Hut zum Tee«, fiel Angelina ihr ins Wort. Offenbar hatte sie das Entsetzen in Barbaras Gesicht gesehen. »Also, was meinen Sie, Barbara?«
    Barbara hatte wirklich keine andere Wahl, denn in zwei Tagen musste sie wohl oder übel mit einer neuen Frisur zur Arbeit erscheinen, und wenn sie keinen Profi an ihren Kopf ließ, musste sie die Sache selbst in die Hand nehmen, was diesmal nicht in Frage kam. Sie sagte: »Klingt gut«, woraufhin Angelina fragte, ob sie ihr Telefon benutzen könne, dann würde sie den Anruf gleich erledigen, bevor wieder etwas dazwischenkomme.
    Als Hadiyyah quer durch das Zimmer flitzte, um das Telefon hinter dem verstaubten Fernseher hervorzuholen, fiel Barbara zum ersten Mal auf, dass das Mädchen nicht wie üblich zwei lange, ordentlich geflochtene Zöpfe hatte, sondern ihr Haar offen trug, aus dem Gesicht gehalten von einem hübschen Haarreif.
    Während Angelina mit dem Salon telefonierte, machte Barbara Hadiyyah ein Kompliment zu ihrem schönen Haar. Hadiyyah strahlte. Ihre Mummy habe ihr das Haar gebürstet, sagte sie. Ihr Daddy habe ihr immer nur Zöpfe geflochten, aber so habe sie ihr Haar immer getragen, bevor ihre Mummy nach Kanada gegangen war.
    Barbara fragte sich, ob Hadiyyah das Haar schon seit Angelinas Rückkehr offen trug. Gott, wenn dem so war, was sagte es dann über sie aus, dass es ihr eben erst aufgefallen war? Darüber wollte sie lieber nicht intensiver nachdenken, denn die Antwort konnte nur lauten, dass ihre Aufmerksamkeit in den letzten vier Monaten vor allem Angelina gegolten hatte oder, schlimmer noch, Angelina und Taymullah Azhar.
    »Sehr gut. Perfekt«, sagte Angelina gerade. »Wir werden pünktlich da sein. Und Sie sind sich ganz sicher, dass Cedric …«
    Cedric?, dachte Barbara.
    »… seine Sache gut machen wird? … Sehr schön … Ja, danke. Bis dann.« Sie legte auf. »Heute Nachmittag um drei«, verkündete sie. »Dusty hat versprochen, sich Ihren Kopf anzusehen und die Frisur mit seinem Lehrling abzusprechen. Kümmern Sie sich einfach nicht um sein albernes Stargehabe, und nehmen Sie das alles nicht persönlich. Und hinterher gehen wir zum Tee in ein Café, wie Hadiyyah vorgeschlagen hat. Und zwar werden wir richtig vornehm mit dem Taxi zum Dorchester fahren. Ich lade Sie ein.«
    »Wir gehen zum Tee ins Hotel Dorchester?«, quiekte Hadiyyah aufgeregt und schlug sich die Hände vor die Brust. »Au ja! Du musst Ja sagen, Barbara!«
    Barbaras Bedürfnis, zum Tee ins Dorchester zu gehen, war etwa so groß wie ihr Bedürfnis, Drillinge in die Welt zu setzen. Aber Hadiyyah sah sie so hoffnungsvoll an, und Angelina hatte sich wirklich große Mühe gegeben. Wie konnte sie also Nein sagen?
    »Tee im Dorchester, alles klar«, sagte sie, während sie sich fragte, was in drei Teufels Namen sie anziehen und wie sie das alles überleben sollte.
    Nachdem der Plan besiegelt war, verabschiedete Barbara ihre Freundinnen, zog sich halbwegs gepflegt an und fuhr zum Twins Club. Sie hielt es für ziemlich wahrscheinlich, dass Lord Fairclough in seinem Club abstieg, wenn er in London war. Und sollte das der Fall sein, gab es dort garantiert jemanden, der aus dem Nähkästchen plaudern konnte.
    Da Barbara noch nie einen privaten Club betreten hatte, war sie sich nicht ganz sicher, was sie erwartete. Sie rechnete mit von Zigarrenrauch geschwängerter Luft, alten Männern, die in persischen Pantoffeln umherschlurften, dem Klackern von Billardkugeln als Geräuschkulisse, mit ledernen Sesseln vor einem offenen Kamin und zerlesenen alten Ausgaben der Satire-Zeitschrift Punch auf niedrigen Beistelltischen.
    Womit sie nicht gerechnet hatte, war die alte Frau, die auf ihr Klingeln hin die Tür öffnete. Die Frau sah aus, als würde sie schon hier arbeiten, seit der Club gegründet worden war. Ihr Gesicht war nicht faltig, sondern runzlig, ihre Haut erinnerte an Pergamentpapier, und ihre Augen waren trüb. Und anscheinend hatte sie ihr Gebiss vergessen. Oder sie besaß ganz einfach keins. Auch eine Möglichkeit, Diät zu halten, dachte Barbara.
    Sie mochte vielleicht zweitausend Jahre alt sein, aber sie war auf Draht. Sie musterte Barbara von oben bis unten und sagte dann völlig unbeeindruckt: »Zutritt für Nichtmitglieder nur in Begleitung eines

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