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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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erinnern, wie Freddie sie angesehen hatte, als sie das Thema zum ersten Mal zur Sprache gebracht hatte. Hatte er ihr widersprochen? Sie wusste es nicht mehr. Er war immer so verdammt gefügig. Da hätte es sie nicht wundern sollen, dass er einfach so hingenommen hatte, ihre Ehe sei mausetot. Damals war sie erleichtert darüber gewesen. Aber jetzt wusste sie überhaupt nicht mehr, warum in aller Welt sie damals so erleichtert gewesen war. Was hatte sie denn von einer Ehe erwartet? Drama und Leidenschaft und wilden Sex jede Nacht? Wie sollte man so etwas durchhalten? Und wer wollte das denn überhaupt?
    »Ihr lasst euch scheiden ?«, hatte Mignon ungläubig gesagt. »Du und Freddie? Ehe du dich zu diesem Schritt entschließt, solltest du dich vielleicht mal gründlich umsehen …«
    Es war nicht darum gegangen, Freddie gegen einen anderen Mann einzutauschen. Das interessierte Manette nicht. Es war darum gegangen, realistisch zu sein, sich ihr Leben anzusehen und sich zu fragen, ob es das war, was sie auf Dauer wollte. Sie waren gute Freunde gewesen, die ab und zu sich ein bisschen unter der Bettdecke vergnügten, und das hatte ihr nicht gereicht. So hatte das nicht weitergehen können, das war ihnen beiden klar gewesen. Also hatten sie die logischen Konsequenzen gezogen, und sie hatten sich beide befreit gefühlt. Oder nicht?
    »Ach hier bist du! Was machst du denn hier draußen, Kleine?«
    Sie riss sich aus ihren Gedanken. Freddie stand mit zwei Henkeltassen vor ihr. Er hockte sich hin und reichte ihr eine Tasse. Sie wollte hinauskrabbeln, aber er sagte: »Nein, bleib da. Ich bin schon seit Jahren nicht mehr in einem Zelt gewesen.« Er kroch ins Zelt und setzte sich neben sie. »Das wird aber nicht lange halten, fürchte ich«, sagte er mit einer Kinnbewegung in Richtung der schiefen Zeltstange.
    »Ja, ich weiß. Ein Windstoß, und alles bricht zusammen. Aber es ist ein guter Platz zum Nachdenken, und ich wollte es mal ausprobieren.«
    »Überhaupt nicht nötig«, sagte er. Er saß im Schneidersitz neben ihr, und ihr fiel auf, dass er noch genauso beweglich war wie sie: Seine Knie berührten beide den Boden, nicht wie bei manchen Leuten, deren Knie in der Position nach oben zeigten, weil sie viel zu steif waren.
    Sie trank einen Schluck von der Hühnerbouillon, die er ihr mitgebracht hatte. Interessant. Als wäre sie krank. »Nicht nötig?«, wiederholte sie.
    »Zelten«, sagte er. »Für den Fall der Fälle ins Zelt umzuziehen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Wovon redest du, Freddie?«
    Er legte den Kopf schief. In seinen braunen Augen lag ein Funkeln, an dem sie erkannte, dass er sie auf den Arm nahm. »Na ja, du weißt schon, neulich diese Sache mit Holly. Das war ein einmaliger Ausrutscher. Wird nicht wieder vorkommen.«
    »Soll das heißen, du gibst es auf?«
    »Das Internet-Dating? Um Gottes willen, nein.« Und dann errötete er. »Ich meine, das macht mir ziemlich viel Spaß. Ich hatte ja keine Ahnung, dass die Frauen so … so direkt geworden sind, seit ich nicht mehr in Aktion bin. Nicht dass ich je in Aktion gewesen wäre.«
    »Vielen Dank auch.«
    »Nein, nein, so war das nicht gemeint. Ich meinte, du und ich, na ja, wir waren so jung, als wir uns kennengelernt haben … Du warst meine Allererste, weißt du. Meine Erste und meine Einzige. Und jetzt zu erleben, was so alles los ist in der Welt … Das ist echt ein Aha-Erlebnis, das kann ich dir sagen. Na ja, du wirst es ja demnächst selbst erleben.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das möchte«, sagte sie.
    »Ach so.« Er schwieg. Nippte an seiner Bouillon. Es gefiel ihr, dass er nie laut schlürfte. Sie konnte lautes Schlürfen nicht ausstehen. »Na ja.«
    »Zurück zu dir«, sagte sie. »Ich will dir nicht verbieten, Frauen mit nach Hause zu bringen, Freddie. Keine Sorge. Es wäre nur nett, wenn du mir vorher Bescheid sagen könntest. Ein kurzer Anruf, wenn sie sich die Nase pudern geht. Aber auch das ist keine Verpflichtung.«
    »Das weiß ich«, sagte er. »Wer welche Rechte hat und so weiter. Ich weiß auch, wie ich mich fühlen würde, wenn ich morgens in die Küche käme und da säße ein Typ am Frühstückstisch. Irgendwie komisch. Also werde ich mich mit den Frauen woanders treffen, nicht hier zu Hause.«
    »Wie mit Sarah.«
    »Wie mit Sarah.«
    Manette versuchte, etwas aus seinem Ton herauszuhören, aber es gelang ihr nicht. Sie fragte sich, ob ihr das je bei ihm gelungen war. Merkwürdiger Gedanke – konnte man überhaupt jemals behaupten, seinen

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