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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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deswegen schalteten Lynley und Fairclough ihre Taschenlampen ein, um die verschatteten Bereiche auszuleuchten.
    An einer Wand stand eine Werkbank, die, dem strengen Geruch nach zu urteilen, wahrscheinlich dazu diente, Fische auszunehmen. Und dazu brauchte man Werkzeug, dachte St. James, darum würden sie sich auch noch kümmern müssen. Vier Boote waren im Bootshaus vertäut: Ian Cresswells Skullboot, ein Ruderboot, ein Motorboot und ein Kanu. Das Ruderboot gehöre Valerie Fairclough, erklärte man ihm. Die anderen Boote wurden von allen Mitgliedern der Familie hin und wieder benutzt.
    Vorsichtig näherte sich St. James der Stelle, wo die Steine herausgebrochen waren. Er bat um eine Taschenlampe.
    Er sah gleich, wie leicht sich jemand eine Schädelfraktur hatte zuziehen können, der hier gestürzt war. Die Steine waren grob behauen von der Art, wie sie häufig in Cumbria für Gemäuer benutzt wurden. Es handelte sich um Schiefer mit Graniteinsprengseln, und sie wurden durch Mörtel in Position gehalten. Aber der Mörtel war alt und an einigen Stellen brüchig. Es wäre kein Problem gewesen, die Steine zu lockern. Sie hätten sich allerdings auch ganz von allein gelockert haben können, schließlich stiegen hier ewig lange schon Menschen aus ihren Booten.
    St. James suchte nach Spuren, die auf die Verwendung eines Brecheisens hinweisen könnten. Der Mörtel war jedoch in derart schlechtem Zustand, dass sich nur sehr schwer würde feststellen lassen, ob eine Beschädigung auf das Alter des Gemäuers oder auf die Anwendung eines Werkzeugs zurückzuführen war. Eine glänzende Stelle wäre ein Hinweis auf den Einsatz eines Werkzeugs gewesen, aber St. James konnte keine solche Stelle finden.
    Nachdem er den Bereich, wo die Steine fehlten, Zentimeter um Zentimeter abgesucht hatte, erhob er sich.
    »Und? Was meinen Sie?«, fragte Fairclough.
    »Nichts zu sehen.«
    »Sind Sie sich ganz sicher?« Fairclough wirkte erleichtert.
    »Nicht die geringste Spur von Manipulation. Wir könnten natürlich noch stärkere Lampen einsetzen und alles noch einmal mit der Lupe absuchen. Dass man es für einen Unfall gehalten hat, leuchtet mir indes durchaus ein. Bisher jedenfalls.«
    Fairclough schaute Lynley an. »Bisher?«
    »Dass am Mörtel keine Spuren zu entdecken sind«, erklärte ihm Lynley, »heißt nicht, dass es keine Spuren an den fehlenden Steinen gibt.« Er bedachte seinen Freund mit einem schiefen Blick. »Ich hatte eigentlich gehofft, darum herumzukommen.«
    St. James grinste. »Ich auch. Aber ich stelle fest, dass behindert zu sein auch Vorteile hat.«
    Lynley reichte Fairclough seine Taschenlampe und zog sich bis auf die Unterhose aus. Dann verzog er das Gesicht und ließ sich ins Wasser gleiten. »Verflucht«, murmelte er, als das Wasser ihm bis zur Taille reichte. Offenbar hatte er Boden unter den Füßen, denn er fügte hinzu: »Zum Glück ist es nicht tief.«
    »Das spielt sowieso keine Rolle«, sagte St. James. »Jetzt kommt der beste Teil, Tommy. Die Steine sind bestimmt leicht zu finden, denn es sind die einzigen ohne Algen.«
    »Ich weiß«, knurrte Lynley.
    Er tauchte unter. St. James hatte recht, es war ganz einfach. Lynley fand die gesuchten Steine ohne Probleme, holte sie aus dem Wasser und legte sie auf den Anleger. Er blieb jedoch im Wasser. »Da ist noch etwas. Können Sie Ihre Taschenlampe auf diese Stelle hier richten?«, sagte er zu Fairclough und tauchte erneut unter.
    Während Fairclough die von Lynley angegebene Stelle beleuchtete, untersuchte St. James die Steine. Er war gerade zu dem Schluss gekommen, dass sie keine Hieb- oder Kratzspuren aufwiesen, als Lynley wieder auftauchte und etwas auf den Anleger knallte. Dann hievte er sich aus dem Wasser und begann zitternd, sich abzutrocknen.
    St. James betrachtete den Gegenstand, den Lynley aus dem Wasser geholt hatte. Fairclough fragte: »Was haben Sie denn da gefunden?«
    Es war ein Filetiermesser, das man zum Ausnehmen von Fischen benutzte. Es hatte eine dünne, knapp fünfundzwanzig Zentimeter lange Klinge. Und es hatte nicht lange im Wasser gelegen.
    MILNTHORPE – CUMBRIA
    Deborah fragte sich, was zum Teufel ihr nach Simons Meinung passieren konnte, wenn sie Nicholas Fairclough zurückrief. Die Konfrontation mit Alatea hatte sie absolut souverän gemeistert, und dasselbe gedachte sie zu tun, wenn sie sich mit Nicholas traf.
    Als sie ihn anrief, bat er um ein Treffen. Er fragte sie, ob sie noch mehr Informationen von ihm brauche, und sagte, er wisse,

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