Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
Moment lang nachdenklich stehen, ehe er zu Deborah zurückkehrte.
»Verzeihen Sie. Familienangelegenheiten.«
»Ah«, sagte sie. »War das eine Verwandte von Ihnen?«
»Die Frau meines Vetters. Er ist vor Kurzem ertrunken, und es fällt ihr schwer … mit dem Verlust umzugehen. Sie hat zwei Kinder.«
»Das tut mir leid. Wollen wir …?« Sie zeigte auf das Café. »Oder wäre Ihnen ein andermal lieber?«
»Nein, nein«, sagte er. »Ich möchte wirklich mit Ihnen reden. Diese Sache mit Barrow war, ehrlich gesagt, ein Vorwand, weil ich Sie unbedingt sehen wollte.«
Deborah war klar, dass sein Bedürfnis, sie zu sehen, nichts mit ihrem Charme zu tun hatte, und so wappnete sie sich für das, was kommen würde. Als er sie angerufen und um ein Treffen gebeten hatte, war sie davon ausgegangen, Alatea hätte ihm nicht die Wahrheit über ihr Gespräch mit Deborah gesagt, aber da hatte sie sich offenbar getäuscht.
Sie folgte ihm in das Café, bestellte sich eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen und bemühte sich, vollkommen entspannt zu wirken.
Erst nachdem die Kellnerin ihre Bestellungen gebracht hatte, kam er auf Alatea zu sprechen. »Ich weiß nicht, wie ich das Thema anschneiden soll«, sagte er, »und daher werde ich einfach ganz direkt sein. Sie müssen sich von meiner Frau fernhalten, wenn das mit dem Dokumentarfilm etwas werden soll. Das gilt auch für die Filmleute, das müssen Sie denen sagen.«
Deborah setzte ein verblüfftes Gesicht auf. »Ihre Frau?«, sagte sie und fügte hinzu, als würde ihr allmählich dämmern, worauf er anspielte: »Ich habe sie gestern aus der Fassung gebracht, und sie hat Ihnen davon erzählt, nicht wahr? Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, sie würde es für sich behalten. Es tut mir sehr leid, Mr. Fairclough. Es war wirklich nicht meine Absicht, Alatea zu verstimmen. Ziemlich ungeschickt von mir, muss ich zugeben. Es war diese Zeitschrift, nicht wahr?«
Zu ihrer Überraschung fragte er ziemlich schroff: »Welche Zeitschrift?«
Merkwürdige Reaktion, dachte Deborah. » Conception «, sagte sie. Am liebsten hätte sie gefragt: Gibt es denn noch eine andere Zeitschrift, die ich mir ansehen sollte? Sie überlegte krampfhaft, welche anderen Zeitschriften auf dem Tisch gelegen hatten, aber diese eine hatte sie so sehr interessiert, dass sie die anderen gar nicht weiter beachtet hatte.
Nicholas sagte: »Ach die. Nein, nein, das ist nicht … Ach, vergessen Sie’s.«
Was sie natürlich nicht konnte. Sie entschloss sich, ganz direkt vorzugehen. »Mr. Fairclough«, sagte sie, »stimmt irgendetwas nicht? Wollen Sie mir irgendetwas mitteilen? Oder mich etwas fragen? Kann ich Sie in irgendeiner Weise beruhigen …?«
Er befingerte den Henkel seiner Kaffeetasse und seufzte. »Es gibt Dinge, über die Alatea partout nicht sprechen will, und dazu gehört unter anderem ihre Vergangenheit. Ich weiß, dass Sie nicht hergekommen sind, um die Vergangenheit meiner Frau zu erforschen, aber genau das befürchtet sie.«
»Verstehe«, sagte Deborah. »Hm, das einzige Thema des Films ist Ihr Wehrturm-Projekt. Aber in dem Zusammenhang könnten natürlich Dinge über Sie erwähnt werden … Sind Sie ganz sicher, dass Ihre Frau nicht einfach um Sie besorgt ist? Dass sie um Ihren Ruf fürchtet?«
Er lachte spöttisch. »Ich habe mir selbst so viel geschadet, als ich Drogen genommen habe, da kann kein Film noch größeren Schaden anrichten. Nein, es geht darum, womit Alatea sich durchgeschlagen hat, bevor wir uns kennengelernt haben. Ich verstehe überhaupt nicht, warum sie sich so darüber aufregt. Es war vollkommen harmlos. Ich meine, es ist ja nicht so, als hätte sie Pornos gedreht oder so etwas Ähnliches.«
Deborah nickte ernst. Sie sah Nicholas mitfühlend an, sagte jedoch nichts. Sie hatte den Eindruck, dass er ganz kurz davorstand, das Geheimnis auszuplaudern. Er brauchte nur noch einen ganz kleinen Schubs.
Schließlich sagte sie nachdenklich: »Sie haben sich in Utah kennengelernt, nicht wahr? Ich habe ein paar Jahre in den USA studiert. In Santa Barbara. Kennen Sie die Stadt? Das ist ein sehr teures Pflaster, und ich … Na ja, ich hatte sehr wenig Geld, und es gibt immer Möglichkeiten, sich etwas nebenbei zu verdienen …« Sie überließ es seiner Fantasie, womit sie sich über Wasser gehalten hatte. In Wahrheit hatte sie sich ausschließlich auf ihr Studium konzentriert, aber das konnte er unmöglich wissen.
Er schürzte die Lippen, vielleicht überlegte er, wie viel er ihr
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