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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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um sich von ihrem dämlichen Freund in der Küche seiner China-Imbissbude durchvögeln zu lassen.
    »Mummy! Mummy!«, jammerte Gracie. »Sein Auto steht nicht mal da. Ich trau mich nicht rein, wenn sein Auto nicht dasteht, weil er dann nicht zu Hause ist und …«
    »Grace, hör sofort auf damit«, fauchte Niamh. »Du führst dich auf wie eine Zweijährige. Er ist einkaufen gefahren, weiter nichts. Im Haus brennt Licht, und das andere Auto steht da. Ich schätze, du kannst dir denken, was das bedeutet.«
    Natürlich sprach sie den Namen nicht aus. Sie hätte hinzufügen können: »Der Mieter eures Vaters ist zu Hause«, mit dieser verächtlichen Betonung, die Bände sprach. Aber damit hätte sie Kaveh Mehrans Existenz anerkannt, und das würde sie niemals tun. Stattdessen sagte sie mit bedeutungsvollem Unterton: »Timothy«, und machte eine Kopfbewegung in Richtung Haus. Das hieß, dass er seine Schwester aus dem Auto zerren und zum Haus bugsieren sollte, da sie nicht vorhatte, das zu übernehmen.
    Er stieg aus und warf seinen Rucksack über die niedrige Steinmauer. Dann riss er die Tür auf der Seite auf, wo seine Schwester saß. »Los, raus«, sagte er und packte sie am Arm.
    »Nein! Ich will nicht!«, kreischte Gracie und schlug und trat um sich.
    Niamh löste Gracies Sicherheitsgurt und sagte: »Hör auf, so ein Theater zu machen. Das ganze Dorf denkt noch, ich bringe dich um.«
    »Das ist mir egal!«, schluchzte Gracie. »Ich will mit dir fahren! Mummy!«
    »Herrgott noch mal.« Niamh sprang ebenfalls aus dem Auto, aber nicht etwa, um Tim zu helfen. Sie riss Gracies Rucksack vom Rücksitz, öffnete ihn und warf ihn im hohen Bogen über die Steinmauer. Er landete – zum Glück – auf Gracies Trampolin, und der gesamte Inhalt kullerte in den Regen, darunter auch Gracies Lieblingspuppe.
    Als Gracie sah, wie ihre Puppe sich überschlug, schrie sie auf. Tim sah seine Mutter wütend an, woraufhin Niamh blaffte: »Was hast du denn von mir erwartet?« Und zu Gracie sagte sie: »Wenn du nicht willst, dass sie kaputtgeht, solltest du sie aufheben.«
    Gracie rannte in den Garten, kletterte auf das Trampolin und drückte ihre Puppe an sich. Sie weinte immer noch, und ihre Tränen mischten sich mit dem Regen. »Wie reizend von dir«, sagte Tim zu seiner Mutter.
    »Beklag dich bei deinem Vater«, gab Niamh zurück.
    Das war ihre Standardantwort auf alles. Beklag dich bei deinem Vater, als würde das, was der getan hatte, jede Gemeinheit von Niamh Cresswell rechtfertigen.
    Tim schlug die Autotür zu und wandte sich wortlos ab. Als er in den Garten ging, hörte er hinter sich den Volvo losfahren, wohin auch immer, das war ihm egal. Von ihm aus konnte seine Mutter vögeln, mit wem sie wollte.
    Gracie hockte heulend auf dem Trampolin. Hätte es nicht geregnet, wäre sie darauf herumgesprungen bis zur Erschöpfung, denn das tat sie jeden Tag, genauso wie er jeden Tag tat, was er tat, um sich zu erschöpfen.
    Er hob seinen Rucksack auf und schaute ihr einen Moment lang zu. Okay, sie war eine Nervensäge, aber sie hatte das alles nicht verdient. Er ging zum Trampolin und nahm ihren Rucksack. »Komm«, sagte er. »Wir gehen rein.«
    »Ich nicht«, sagte sie und drückte sich die Puppe an die Brust. »Ich nicht, ich nicht.« Sie da hocken zu sehen, drehte ihm den Magen um.
    Er konnte sich nicht an den Namen der Puppe erinnern. Er sagte: »Komm, Gracie. Ich seh nach, ob Spinnen da sind, und ich mach die Spinnweben weg. Du kannst deine … wie heißt sie noch …«
    »Bella. Sie heißt Bella«, schniefte Gracie.
    »Also Bella-sie-heißt-Bella. Du kannst Bella-sie-heißt-Bella in ihre Wiege legen und ich … ich kämm dir die Haare. Okay? Das hast du doch so gern. Und ich mach dir so eine Frisur, wie du sie so schön findest.«
    Gracie schaute ihn an. Sie rieb sich die Augen mit dem Arm. Ihr Haar, auf das sie so stolz war, wurde nass, und schon bald würde es so kraus sein, dass man es nicht mehr bürsten konnte. Sie drehte eine lange Locke um einen Finger. »Machst du mir einen französischen Zopf?« Dabei sah sie ihn so hoffnungsvoll an, dass er ihr den Wunsch nicht abschlagen konnte.
    Er seufzte. »Also gut. Einen französischen Zopf. Aber dann musst du jetzt mit reinkommen, sonst mach ich’s nicht.«
    »Okay.« Sie rutschte zum Rand des Trampolins und reichte ihm Bella-sie-heißt-Bella. Er stopfte die Puppe kopfüber in Gracies Rucksack und ging zum Haus. Gracie stapfte hinter ihm her und schlurfte mit den Füßen durch den Kies

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