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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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auf dem Weg.
    Sie betraten das Haus durch den Seiteneingang, der direkt in die Küche führte. Auf dem primitiven Herd lag ein Braten auf einem Rost, die Soße in der Fettpfanne darunter war schon kalt und fest. Daneben stand ein Topf mit kaltem Gemüse. Auf dem Abtropfgitter welkte ein Salat vor sich hin. Tim und Gracie hatten noch nichts zu Abend gegessen, aber ihr Vater auch nicht, so wie das hier aussah.
    »Ian?«
    Tim wappnete sich innerlich, als er Kaveh Mehrans Stimme hörte. Sie klang verhalten. Vielleicht ein bisschen verkrampft?
    »Nein, wir sind’s«, sagte Tim.
    Stille. Dann: »Timothy? Gracie?« Aus dem Kaminzimmer war ein Geräusch zu hören, etwas wurde über die Steinfliesen auf den Teppich geschoben, dann ein Fluchen »Verdammter Mist!«. Wahrscheinlich hatten sie sich gestritten, dachte Tim, und plötzlich überkam ihn ein Hochgefühl, während er sich ausmalte, wie sein Dad und Kaveh mit Messern aufeinander losgegangen waren, und jetzt war alles voller Blut. Das wäre doch mal was! Er ging zum Kaminzimmer, gefolgt von Gracie.
    Zu seiner Enttäuschung war alles in Ordnung. Keine umgestürzten Möbel, kein Blut. Das Geräusch war entstanden, als Kaveh den schweren, alten Spieltisch in die Ecke zurückgeschoben hatte, wo er hingehörte. Kaveh wirkte allerdings sehr bedrückt, und das reichte, um Gracie vergessen zu lassen, dass sie selbst aussah wie das heulende Elend. Besorgt lief sie auf den Mann zu.
    »Kaveh«, sagte sie, »ist was passiert?«, woraufhin der Blödmann sich aufs Sofa fallen ließ, den Kopf schüttelte und die Hände vors Gesicht schlug.
    Gracie setzte sich neben ihn und legte ihm einen Arm um die Schultern. »Willst du’s mir nicht erzählen?«, sagte sie. »Bitte, erzähl’s mir, Kaveh.«
    Aber Kaveh schwieg.
    Offensichtlich, dachte Tim, hatten er und sein Dad sich gestritten, und sein Dad war wutschnaubend abgehauen. Recht so, dachte er. Er hoffte, dass es den beiden richtig dreckig ging. Falls sein Dad mit dem Auto von der Straße abkam und in eine Schlucht stürzte, wäre ihm das absolut recht.
    »Ist deiner Mummy was passiert?«, fragte Gracie Kaveh. Sie war sich nicht mal zu blöd, dem Typen über sein fettiges Haar zu streicheln. »Oder deinem Dad? Soll ich dir ’ne Tasse Tee machen, Kaveh? Hast du Kopfweh? Oder vielleicht Bauchweh?«
    Okay, dachte Tim, Gracie war vorerst beschäftigt. Sie hatte ihre eigenen Sorgen vergessen und würde jetzt die Krankenschwester spielen. Er stellte ihren Rucksack neben der Tür ab, durchquerte das Zimmer und ging durch eine andere Tür in eine kleine, viereckige Diele, von der aus eine Treppe mit abgetretenen Stufen in den ersten Stock führte.
    In seinem Zimmer stand sein Laptop auf einem wackeligen Tisch unter dem Fenster, von dem aus man einen Blick auf den Vorgarten und den Dorfanger hatte. Inzwischen war es fast dunkel, und es regnete in Strömen. Der Wind, der heftiger geworden war, fegte das Laub der Ahornbäume unter die Bänke auf dem Rasen und verteilte es von dort aus über die Straße. In den Häusern jenseits des Dorfplatzes brannte Licht, und in dem heruntergekommenen Cottage, in dem George Cowley mit seinem Sohn wohnte, bewegte sich jemand hinter den Gardinen. Tim sah eine Weile zu – anscheinend diskutierten die beiden über irgendetwas, aber was wusste er schon, was sich dort abspielte –, dann schaltete er seinen Computer ein.
    Er ging ins Internet. Die Verbindung brauchte ewig, um sich aufzubauen. Es war, wie Wasser beim Gefrieren zuzusehen. Von unten hörte er gedämpft Gracies Stimme. Dann wurde die Stereoanlage eingeschaltet. Wahrscheinlich glaubte sie, Musik würde Kaveh trösten. Tim fragte sich, wie sie auf die Idee kam, denn Musik ging dem Typen am Arsch vorbei.
    Endlich. Er rief seine E-Mails ab. Vor allem um eine bestimmte ging es ihm. Er musste unbedingt wissen, wie es weiterging, und das hätte er unmöglich vom Laptop seiner Mutter aus überprüfen können.
    Toy4You hatte endlich das Angebot gemacht, auf das Tim gewartet hatte. Er las es sich durch und überlegte. Was Toy4You verlangte, war nicht viel im Vergleich zu dem, was Tim im Gegenzug erwartete. Also tippte er die Nachricht ein, die er schon seit Wochen hatte abschicken wollen, seit er mit Toy4You in Kontakt getreten war.
    O.K., aber wenn ich es mache, will ich eine Gegenleistung .
    Unwillkürlich musste er lächeln, als er auf »Senden« klickte. Er wusste ganz genau, welche Gegenleistung das sein würde.
    LAKE WINDERMERE – CUMBRIA
    Ian Cresswell

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