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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wenn sie unter den Kleinanzeigen eine entdeckt hätte, die nur ein Wort enthielt, nämlich HILFE !
    Dieser Gedanke erinnerte sie daran, wie sie überhaupt auf die Zeitschrift aufmerksam geworden war und warum sie Barbara gebeten hatte, ihr diese Ausgabe zu schicken: Weil Alatea genau diese Seiten, die Deborah jetzt den Seelenfrieden raubten, herausgerissen hatte. Nachdem diese Anzeigen sie selbst in einen derartigen inneren Aufruhr versetzt hatten, konnte sie sich schon viel besser vorstellen, was in Alatea vorgegangen sein könnte. Was, wenn Alatea ebenfalls wusste, dass sie nie ein Kind würde austragen können? Was, wenn sie sich bisher noch nicht getraut hatte, ihrem Mann dies zu sagen? Was, wenn sie genauso wie Deborah in Erwägung zog, nach einer Leihmutter zu suchen? Alatea lebte in England, weit weg von ihrer Heimat, weit weg von Freundinnen oder Verwandten, die sich erbieten könnten, ihr diesen Liebesdienst zu erweisen … Gab es eine Frau, an die sie sich wenden konnte? Eine Frau, die bereit wäre, das Kind von Alatea und Nicholas Fairclough auszutragen?
    Deborah dachte darüber nach. Verglich Alateas Situation mit ihrer eigenen. Sie hatte Sidney St. James, auch wenn sie als Kandidatin schwerlich in Frage kam. Aber wen hatte Alatea?
    Es gab eine Möglichkeit, dachte sie, eine, die zu dem passen würde, was im Bootshaus von Ireleth Hall vorgefallen war. Sie musste unbedingt mit Simon darüber reden. Und mit Tommy.
    Sie sprang auf. Simon war schon vor einer ganzen Weile zu seinem Spaziergang aufgebrochen. Auf dem Weg die Treppe hinunter gab sie Simons Nummer in ihr Handy ein. Er unterhalte sich mit Tommy auf dem Parkplatz, sagte er ihr. Sie wollten gerade aufbrechen …
    Sie bat ihn zu warten und Tommy ebenfalls. Sie wolle mit ihnen beiden sprechen.
    Dann wurde sie jedoch von Nicholas Fairclough aufgehalten. Er war der Letzte, mit dem sie in der Eingangshalle des Crow & Eagle gerechnet hatte, aber offenbar hatte er auf sie gewartet. Als er sie erblickte, stand er auf und kam ihr entgegen. »Dachte ich mir, dass ich Sie hier finden würde«, sagte er. Es klang, als hätte sie versucht, sich vor ihm zu verstecken, und sie machte ihn darauf aufmerksam.
    »Verstehe«, entgegnete er. »Unter aller Augen lässt es sich am besten verstecken.«
    Sie runzelte die Stirn. Er wirkte völlig verändert. Sein sonst so engelhaftes Gesicht wirkte verhärmt, und er war unrasiert. Dunkle Ringe unter seinen Augen deuteten darauf hin, dass er kaum geschlafen hatte. Und von seiner Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit war keine Spur mehr übrig.
    »Hören Sie«, sagte er ohne Umschweife. »Ich weiß, wer Sie in Wirklichkeit sind. Und Sie sollen eins wissen: Ich habe Ian nichts getan. Ich hätte ihm nie ein Haar krümmen können. Die Tatsache, dass mein Vater das Gegenteil befürchtet, sagt Ihnen etwas über den Zustand unserer Familie, aber sonst gar nichts. Und Sie …« Er stieß mit dem Finger nach ihr, ohne sie jedoch zu berühren. »… machen gefälligst, dass Sie von hier verschwinden. Kehren Sie nach London zurück. Hier gibt es nichts für Sie zu erfahren. Ihre verdammten Ermittlungen sind beendet. Und lassen Sie meine Frau in Frieden, kapiert?«
    »Sind Sie …«
    »Scheren Sie sich zum Teufel!« Er machte einen Schritt zurück, dann drehte er sich auf dem Absatz um und ließ sie stehen.
    Deborah stand da wie erstarrt. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und das Blut rauschte ihr in den Ohren. Für diesen Auftritt gab es nur eine Erklärung. Aus unerfindlichen Gründen hielt Nicholas Fairclough sie für den Scotland-Yard-Detective, der nach Cumbria gekommen war, um den Tod seines Vetters zu untersuchen.
    Es gab nur eine Möglichkeit, wie er zu diesem Schluss gelangt sein konnte, und die hatte sie mit ihrer Digitalkamera festgehalten.
    MILNTHORPE – CUMBRIA
    Kurz nach seiner flüchtigen Begegnung mit Nicholas Fairclough auf dem Marktplatz am Tag zuvor hatte Zed Benjamin sich hinter einem der vielen Stände verdrückt, so dass er von dem Café aus, wo Nicholas Fairclough sich mit der Frau von Scotland Yard getroffen hatte, nicht zu sehen war. Nachdem Fairclough das Café verlassen hatte, brauchte er nicht lange zu warten, bis auch die Frau herauskam, und es war ein Kinderspiel gewesen, ihr zum Crow & Eagle zu folgen. Am nächsten Morgen hatte Zed in aller Frühe in der Filiale der NatWest Posten bezogen und stundenlang hinter dem Geldautomaten gestanden, das Hotel beobachtet und darauf gewartet, dass die Frau herauskam.

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