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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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voller Unwägbarkeiten einlassen sollten. »Weißt du, Deborah«, hatte David geantwortet, »egal, auf welche Weise man sich auf ein Leben als Eltern einlässt, es ist immer ein Lotteriespiel.« Worauf sie entgegnet hatte: »Ja, das weiß ich doch. Trotzdem bleibt die Antwort dieselbe. Die Komplikationen, die das alles mit sich bringen würde … Ich könnte einfach nicht damit umgehen.«
    Es war also vorbei. In ein, zwei Tagen würde die schwangere junge Frau mit einem anderen adoptionswilligen Paar in Verhandlungen treten. Deborah war froh, dass sie die Entscheidung getroffen hatte, und gleichzeitig war sie untröstlich. Simon würde alles andere als erfreut sein, aber sie sah einfach keine andere Möglichkeit. Sie mussten sich etwas anderes überlegen.
    Sie wusste, dass Simon die Vorstellung, eine Leihmutter anzuheuern, zutiefst widerstrebte. Eigentlich hatte sie gedacht, dass diese Lösung ihm als Wissenschaftler entgegenkommen würde. Doch er hatte die Wunder der modernen Medizin schlichtweg als »entmenschlichend« bezeichnet. Sich in einer Arztpraxis mit einem sterilen Reagenzglas auf der Toilette einzuschließen, um seinen Anteil beizusteuern … Dann mussten noch ihre Eizellen geerntet werden, ein Eingriff, der nicht ungefährlich war. Und schließlich musste die richtige Leihmutter gefunden und die ganze Schwangerschaft über betreut werden.
    Wer soll das sein?, hatte Simon vernünftigerweise gefragt. Und wie erfährt man alles über die Person, was man wissen will?
    Die Leihmutter sei nur ein Uterus, den sie mieten würden, hatte Deborah ihm erklärt.
    »Wenn du im Ernst glaubst, dass es damit getan ist«, hatte Simon geantwortet, »dann bist du sträflich naiv. Wir mieten schließlich kein leeres Zimmer in ihrem Haus, um darin vorübergehend ein paar Möbel zu lagern, Deborah. Es geht um neues Leben, das in ihrem Körper wachsen wird. Anscheinend gehst du davon aus, dass sie das in keiner Weise berührt.«
    »Wir werden einen Vertrag machen, Herrgott noch mal. Hier in der Zeitschrift ist ein Artikel …«
    »Diese Zeitschrift solltest du schleunigst in den Mülleimer werfen.«
    Aber Deborah hatte die Zeitschrift nicht weggeworfen. Sie hatte David angerufen, und anschließend hatte sie sich die Ausgabe von Conception vorgenommen, die Barbara Havers ihnen per Übernachtexpress geschickt hatte. Sie hatte die Fotos betrachtet, auf denen die sechsmalige Leihmutter mit den glücklichen Familien abgebildet war, denen sie zu Nachwuchs verholfen hatte. Sie hatte den Artikel noch einmal gelesen. Dann hatte sie die Werbeanzeigen im hinteren Teil der Zeitschrift studiert.
    Alles, was mit Fortpflanzung zu tun hatte, war in einer Art Preisliste aufgeführt, stellte sie fest, aber abgesehen von dem Artikel im Heft gab es keine Anzeigen zum Thema Leihmutterschaft. Nachdem sie bei einer Rechtsberatungsstelle angerufen hatte, deren Nummer am Schluss des Artikels angegeben war, wusste sie auch, warum. Sich als Leihmutter anzubieten, war illegal. Eine Frau, die als Leihmutter in Frage kam, musste man sich selbst suchen. Am besten eine Verwandte, erklärte man ihr. Haben Sie vielleicht eine Schwester, Madam? Eine Kusine? Es komme auch vor, dass Mütter ein Kind für ihre Töchter austrugen. Wie alt ihre Mutter sei?
    Gott, alles war so kompliziert, dachte Deborah. Sie hatte keine Schwester, ihre Mutter war tot, sie war das einzige Kind zweier Einzelkinder. Simons Schwester käme vielleicht in Frage, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass die verrückte Sidney – die derzeit mit einem Söldner liiert war – ihren Eine-Million-Dollar-Körper zur Verfügung stellen würde, um ihrem Bruder zu einem Kind zu verhelfen. Geschwisterliebe hatte ihre Grenzen, und Deborah glaubte zu wissen, wo sie endete.
    In dieser Angelegenheit war der Gesetzgeber nicht ihr Freund. Alles andere, wofür im Zusammenhang mit Fortpflanzung geworben wurde, war offenbar legal – von Kliniken, in denen man gegen Geld Eizellen spenden konnte, bis hin zu lesbischen Paaren, die nach einem Samenspender suchten. Es gab sogar Anzeigen von Gruppen, die potentielle Ei- bzw. Samenspender von ihrem Vorhaben abzubringen trachteten, sowie Beratungsstellen für Spender, Empfänger und alle anderen Beteiligten. Außerdem existierte ein telefonischer Hilfsdienst, bei dem man sich über Ärzte, Krankenschwestern, Kliniken und Hebammen informieren konnte. Die Angebote und Möglichkeiten waren so zahlreich, dass Deborah sich nicht gewundert hätte,

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